Fischland Mord - Küsten-Krimi
Paul und winkte Jonas ebenfalls zu. »Wir sehen uns ja sicher vor Sonntag noch übern Gartenzaun«,
rief sie im Gehen über die Schulter zurück, sodass sie nicht bemerkte, dass
Paul stehen geblieben war. Sie prallte auf ihn, stolperte und wäre gefallen,
wenn er sie nicht gehalten hätte. Sein Gesicht kam ihrem dabei sehr nah, und
sie verstand die Botschaft, die er ihr mit seinem Blick schickte. Sie
ignorierte sie. Sie würde nicht bleiben.
Jonas hatte unwillkürlich einen schnellen Schritt auf Kassandra zu
gemacht, als er sah, dass sie im Begriff war zu fallen, hielt jedoch inne, weil
Paul ihr schon geholfen hatte. »Sicher. Mein Zaun ist sowieso schöner als der
vom guten Heinz.«
Die wenigen Meter bis zu Kassandras Pforte gingen sie
und Paul schweigend. »Bis übermorgen also«, sagte Kassandra zum
Abschied, doch Paul berührte sie am Arm und hielt sie zurück.
»Normalerweise mische ich mich nicht in persönliche Angelegenheiten ein. Aber ich denke, es wäre gut, wenn ihr diese Sache zwischen
euch klärt.«
Kassandra schluckte. Pauls Hand lag immer noch auf
ihrem Arm, sie spürte seine Wärme.
»Ich hab keine Ahnung, warum er bei dir so zögerlich ist«, fuhr er
fort, »aber wenn’s sein muss, mach eben du den ersten Schritt.«
Sie schluckte erneut. Was Paul sagte, klang richtig – und fühlte
sich trotzdem falsch an.
Er nahm die Hand von ihrem Arm, hob ihr Kinn und zwang sie damit,
ihn anzusehen. »Kassandra. Ich kenne Jonas sein ganzes Leben, er ist
ein sehr guter Freund. Mir liegt viel an ihm. Und an dir.«
»Dabei kennst du mich gerade mal anderthalb Wochen«,
versuchte Kassandra die ernste Stimmung aufzulockern.
Abrupt ließ Paul sie los und schaute die Straße
hinauf. »Denk drüber nach. Macht euch das Leben nicht unnötig
schwer.« Dann ging er ohne einen weiteren Gruß.
13
Am Wochenende frühstückten Kassandras Gäste später als
gewöhnlich, sie war bis halb zwölf damit beschäftigt, sich um die
Zimmer zu kümmern. Während sie ihre Arbeit erledigte, kreisten ihre Gedanken um
Pauls Worte. Sie erinnerte sich daran, wie Jonas ihr geholfen
hatte, als ihr Keller vollgelaufen war. Wie sie an diesem Abend
begonnen hatte, ihm zu vertrauen und ihm ihre Geschichte zu erzählen, die doch
überhaupt niemand jemals hatte erfahren sollen. Wie wohl und
friedlich sie sich gefühlt hatte auf seinem Boot.
Alles sprach dafür, dass sie sich in Jonas verliebte und weit mehr
in ihm sah als nur den Freund von nebenan. Stand ihr diese vermaledeite
Mordgeschichte im Weg? Würde sich etwas ändern, wenn sie sich nicht mehr um
Leichenfunde kümmern musste und um Kriminalkommissare, die sie verdächtigten?
Paul wäre äußerst unzufrieden mit mir, dachte sie, als sie aufgab,
eine endgültige Antwort zu finden. Aber wenn er so gut im Beobachten ist, soll
er mir doch sagen, was mit mir los ist! Fast war sie versucht, sich auf den Weg
zu ihm zu machen – dabei wusste sie nicht mal, wo er wohnte. Gab es überhaupt
irgendwas von Bedeutung, das sie über ihn wusste? Verdammt, Paul!
Zu guter Letzt schnappte sie sich ihr Handy und verließ das Haus. Sie lief am Bodden entlang bis nach Niehagen. Auf dem schmalen
Weg begegnete ihr kaum ein Mensch. Ab und zu blieb sie stehen
und schaute über die ruhige Wasseroberfläche, auf der ein
Zeesboot an ihr vorbeizog. Es erinnerte sie an Jonas. Dennoch ertappte sie sich
dabei, dass sie mit ihren Gedanken immer wieder bei Paul landete. Erst am
Spätnachmittag war sie zurück. Arnold hatte sich nicht gemeldet.
Sie nahm an, dass er entweder demnächst anrufen oder gleich vor
ihrer Tür stehen würde. Doch es wurde später und später, und nichts geschah. Er
hatte gesagt, sie würden zusammen essen gehen, jetzt war es fast neun. Sie
wollte nicht den Eindruck erwecken, ihn zu etwas zu drängen, deshalb zögerte
sie, sich selbst bei ihm zu melden. Als sie es endlich doch tat,
sprang nur seine Mailbox an. Sie hinterließ
eine Nachricht und bat um Rückruf. Eine Stunde später versuchte
sie es noch mal – ebenso erfolglos. Hatte er ihr vielleicht gemailt? Doch statt
einer Mail von Arnold fand sie in ihrem Postfach eine von Paul, die Jonas an
sie weitergeleitet hatte.
Jonas, anbei Querys Antwort, leite sie bitte an
Kassandra weiter, hab ihre Mail-Adresse nicht. Gruß, Paul
Hallo, mein lieber * aha * !
Ich mag ja Herausforderungen, diese hat mich
allerdings fast zur Verzweiflung getrieben. Du weißt, wie gründlich ich bin,
aber ich habe nichts, absolut gar nichts gefunden über
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