Fischland Mord - Küsten-Krimi
Fotos?«
»Sie stammen aus einer Reihe von Bildern, die bei einer
Ausstellungseröffnung von Tina Bodenstedt gemacht wurden.«
Dietrich wollte schon wieder lospoltern, doch er hielt
inne. »Bodenstedt? Die Frau, die mit Arnold Kesting gemeinsam die
Ausstellung in der Kunstscheune hat?«
»Genau die.«
»Anscheinend hab ich doch nicht falsch damit gelegen, dass der Mord
am Kunstexperten und das Verschwinden des Malers zusammenhängen«, sagte er
langsam.
»Nein, sehr wahrscheinlich nicht«, bestätigte Kassandra.
»Und Sie«, er deutete mit dem Finger auf Kassandra, »haben genauso
damit zu tun.«
Sie schüttelte vehement den Kopf. »Ich lege Wert auf die Tatsache,
dass ich persönlich nur zufällig da reingerutscht bin.«
»Ach ja?« Dietrich nahm sie eingehend in Augenschein. »Das wird sich
zeigen.«
Kassandra konnte schlecht damit rechnen, dass er
sofort mit fliegenden Fahnen zur ihr überlief.
Trotzdem fragte sie herausfordernd: »Wenn Sie so argwöhnisch
sind, wieso haben Sie mir Ihre Visitenkarte dagelassen?«
Dietrich guckte verdrossen. »Das frag ich mich auch. Ich schätze,
ich war einfach neugierig. Berufskrankheit.«
»Das kann ich nachvollziehen. Ich bin selbst neugierig
und wüsste zu gern, was Sie zu der Seefahrtschule meinen.«
»Nicht so schnell«, wehrte Dietrich ab. »Sie haben
gesagt, es gibt noch mehr Fotos von dieser
Ausstellungseröffnung?«
Ȇber zweihundert. Aber nur eins, auf dem Kind zu erkennen ist. Und
der Siegelring.«
»Kann ich die anderen sehen?«
»Ich hab sie nicht hier, aber …«
»Nicht hier? Entweder spielen Sie mit offenen Karten, oder ich gehe
wieder und hör mir Ihre Beschuldigungen nicht länger an.«
»Bisher hab ich niemanden beschuldigt, Herr Dietrich«, widersprach
Kassandra. »Sie haben Ihre eigenen Schlussfolgerungen gezogen, die offenbar
dieselben waren wie unsere. Warten Sie einen Moment.«
Sie griff nach ihrem Handy und hoffte, dass Paul seins immer noch
eingeschaltet hatte.
Es dauerte eine Weile, bis er abhob, und er klang, als
müsse er erst zu sich kommen. Wahrscheinlich hatte sie ihn wieder
bei der Arbeit unterbrochen.
»Kassandra? Was gibt’s?«
»Eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Herr Dietrich ist
hier. Die schlechte: Er will die anderen Fotos sehen.«
Kassandra konnte Pauls Lächeln geradezu hören. »Gründlicher Mensch,
sehr schön. Bin gleich da.«
Bis Paul kam, wollte Kassandra Dietrich über das
informieren, was sie bisher rausgefunden hatten. Sie begann mit
der Erpressergeschichte.
»Wieso haben Sie uns das nicht gleich gesagt?«, fragte Dietrich
aufgebracht. »Erzählen Sie mir nicht, das hätte was mit HK Menning zu tun, das konnten Sie zu dem Zeitpunkt nicht wissen.«
»Stimmt. Ich hab’s nicht getan, weil Violetta meine
Freundin ist …«, Kassandra hob ihre Stimme, als sie sah, dass Dietrich erneut
empört etwas einwenden wollte, »… und vor allem, weil ich nichts davon hätte
beweisen können. Was leider nach wie vor der Fall ist. Violetta und Raimund
Degenhard waren die Einzigen, die davon wussten, und beide hätten es geleugnet.
Sie, Herr Dietrich, hätten doch wieder nur geglaubt, dass ich irgendwelchen
Unsinn erzähle, um von mir abzulenken.« Sie sah ihm an, dass sie recht hatte.
Bevor sie zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte, wurden sie von
Paul unterbrochen. Jonas öffnete ihm die Tür, während Kassandra und Dietrich
einander stumm taxierten.
»Guten Abend, Herr Dietrich«, begrüßte Paul den Kommissar. »Tut mir
leid, dass Sie warten mussten, aber es freut mich, dass Sie lieber alles
überprüfen möchten.«
Dietrich war aufgestanden, als Paul den Raum betreten
hatte. »Sie? Sie stecken da auch mit drin?«, fragte er
entgeistert. »Ich dachte, Sie hätten bloß mit den Bauplänen
ausgeholfen.«
»Oh, ich bin da durch Zufall reingerutscht. Wie wir alle«, sagte Paul lächelnd. »Hier ist das, was Sie interessiert.« Er hielt einen USB -Stick in der Hand, den er Kassandra reichte.
»Schmeiß deinen PC an, damit Herr Dietrich sich
durch die Bilder kämpfen kann.«
Als Kassandra den Stick entgegennahm, berührten sich ihre und Pauls
Finger. Sie musste sich zusammenreißen, ihn nicht anzustarren, sondern sich zu
verhalten wie immer. Also bat sie Dietrich, ihr ins Arbeitszimmer
zu folgen. Er brauchte eine Viertelstunde, bis er fertig war.
»Haben Sie was Auffälliges gefunden?«, erkundigte sich Paul.
»Drei, vier Leute auf den Fotos sind mir bekannt – sie arbeiten bei
der
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