Fischland Mord - Küsten-Krimi
Bodenstedt angerufen, ihre Nachbarin hob ab
– sie war gerade dabei, sich um die Pflanzen zu kümmern.«
»Aha«, machte Dietrich etwas säuerlich. »Haben Sie
zufällig noch jemanden gefunden, bei dem Sie sich nach ihr
erkundigen konnten?«
»Ich hätte gern Gerlinde Meerbusch gefragt, die könnte
etwas wissen. Aber es bestand die Möglichkeit, dass Sie Frau
Meerbusch wegen Arnold Kesting aufsuchen, und sie sollte Herrn Menning lieber
nicht erzählen können, dass ich mich nach Tina Bodenstedt erkundigt habe. Waren
Sie bei ihr?«
»Nein«, gab Dietrich zu.
»Warum nicht? Sie hat Arnold Kesting doch überhaupt
erst vermisst gemeldet«, hakte Jonas nach. Er beugte sich vor.
»Es ist an der Zeit, dass Sie mal erzählen.«
Dietrich sah Jonas, Kassandra und Paul der Reihe nach an, wobei sein
Blick etwas länger an Paul hängen blieb. Eine Sekunde sah er zu Boden, als
müsste er sich sammeln. Kassandra begriff, dass es ihm schwerfiel, ihnen
gegenüber offen zu sein. Trotzdem hatte er sich dazu
entschlossen, und sie war geneigt, Jonas zuzustimmen. Das konnte
nicht an dem Foto allein liegen.
»Nachdem wir gestern mit Ihnen fertig waren«, begann
er, »sind wir nach Ribnitz gefahren, um Arnold Kesting zu
befragen, der Wort für Wort bei seiner Aussage geblieben ist. HK Menning war mürrisch, weil er allmählich
anfing, den Kollegen recht zu geben, die an der
ganzen Geschichte nichts Verdächtiges sahen, und unser Nachhaken als Zeitverschwendung betrachtete. Trotzdem haben wir
uns den Keller der Seefahrtschule angesehen.« Er schaute Paul an. »Bleiben Sie
bei der Schilderung, wie Sie den Raum vorgefunden haben?«
»Natürlich.«
»Dann gebe ich Ihnen jetzt meine: zwei leere Flaschen Wasser, ein
gutes Dutzend leere Alkopopflaschen, eine leere und eine fast leere Flasche
Wodka, und unter einem umgekippten Regal fanden wir ein Tütchen mit einer
Ecstasy-Tablette. Keine Sandwichverpackung, kein Schokoriegelpapier.«
Eine Weile war es absolut still im Zimmer.
»Tina Bodenstedt konnte nicht wissen, was für eine Geschichte Arnold
der Polizei erzählen würde«, sagte Kassandra schließlich.
»Die nicht, aber Menning wusste es von seinen Kollegen«, betonte
Jonas. »Er hätte genug Zeit gehabt, dafür zu sorgen, dass es so aussah, wie
Kesting behauptete.«
»Das würde bedeuten, dass Menning Tina Bodenstedt schützen will«,
sagte Kassandra. »Oder dass er mit Arnold gemeinsame Sache macht.«
»Oder Sie haben mir einen Haufen Lügen aufgetischt«,
warf Dietrich mit erhobener Stimme ein.
»Da Sie immer noch hier sind, haben Sie den Gedanken offenbar
erwogen, aber wieder verworfen«, sagte Paul ruhig.
Dietrich seufzte. »Ich hab mir die Tür angesehen und das Rohr, das
sie verklemmt hat – und ich konnte mir kein Bild davon machen, wie das zufällig
passiert sein sollte. Ich wollte die Spurensicherung dahaben, ich wollte, dass
der ganze Keller auf den Kopf gestellt wird, bis wir was finden, das beweist,
wie absurd Kestings Aussage ist. Claus Menning wurde immer ungeduldiger, behauptete, ich sei paranoid, und fand für das Rohr eine sehr unwahrscheinliche,
wenn auch nicht gänzlich unmögliche Erklärung. Er meinte, es könne sich durch
die Erschütterung beim Zuschlagen der Stahltür aus dem Gerümpel
gelöst haben und an einer unglücklichen Stelle gelandet sein.«
Dietrich schüttelte in Gedanken daran den Kopf. »Schließlich hielt er mir einen
Vortrag über das Geld der Steuerzahler, das er nicht zu verschwenden gedachte,
indem er die Truppe von der KT völlig umsonst in
diesen Keller schickte. Unnötig zu sagen, dass er auch nicht
mehr mit Gerlinde Meerbusch sprechen wollte, was wir ursprünglich
durchaus vorhatten. Für ihn war das Thema erledigt. Für mich nicht. Ich hab’s
in Anklam bei einer Teambesprechung zu der Kind-Sache noch mal erwähnt, aber
nachdem er dagegenhielt, ich würde mich nur wieder in was verbeißen wie bei
Ihnen«, er sah widerwillig in Kassandras Richtung,
»teilte keiner mehr meine Meinung. Ich war wütend. Aber ich habe
nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, dass er besondere Gründe
haben könnte, die Angelegenheit Kesting ruhen zu lassen.«
»Was denken Sie jetzt?«, fragte Kassandra.
Dietrich zögerte kaum merklich. »Erst mal noch dasselbe. Für mich ist Claus Menning ohne einen eindeutigen Gegenbeweis sauber. Und der existiert bisher nicht, trotz allem.« Er machte eine Pause. »Aber fest steht, dass es eine Menge Ungereimtheiten in diesem
Fall gibt. Ich bin Polizist. Ich will
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