Fischland Mord - Küsten-Krimi
Tränen«, sagte Dietrich.
»Das ist nicht nötig.« Ruhig wandte Kassandra sich ihm zu. »Ich
brauche nur Ihre Handynummer.«
Dietrich starrte sie an. »Wie bitte?«
»Ich kann nicht reden, wenn Ihr Kollege dabei ist. Es
ist wichtig.«
»Was soll der Mist?« Dietrich war immer noch verblüfft, aber er
wurde auch wütend.
Kassandra blieb nicht mehr viel Zeit. »Herr Dietrich,
glauben Sie mir, wenn ich eine andere Möglichkeit sähe, als
ausgerechnet Sie ins Vertrauen zu ziehen, würde ich sie nutzen. Ihre
Handynummer. Bitte.« Sie hörte Menning aus der Küche kommen, während Dietrich
sich kein Stück rührte. Das war ihre einzige Chance gewesen, sie
hatte sie verpatzt. Außerdem lief sie Gefahr, dass Menning von
Dietrich erfuhr, was sie gesagt hatte. Als Kassandra das Glas von Menning in
Empfang nahm, war das Zittern ihrer Hände echt.
Langsam erzählte sie weiter und ließ nur aus, was Paul im Keller
gefunden und dass sie und Jonas Tina Bodenstedt gesehen hatten. »Ich persönlich finde Herrn Kestings Geschichte glaubhaft«, schloss
sie. »Da unten ist es stockfinster, in dem Raum liegen kreuz
und quer Gegenstände, man kann sehr leicht stolpern.
Wahrscheinlich hat er Glück gehabt, dass er sich nur den Fuß gebrochen hat.«
»Wir werden uns das ansehen. Die Ribnitzer Kollegen haben darauf verzichtet, weil laut Aussage von Herrn Kesting keinerlei Fremdverschulden
vorliegt.« Menning warf Dietrich einen Blick zu. »Aber Herr Dietrich bleibt
skeptisch, und ich mache mir auch lieber selbst ein Bild. Falls wir im
Zusammenhang mit dem Mordfall Kind die Kriminaltechnik
bestellen, müssten wir von Herrn Zepplin und Herrn Freese noch Fingerabdrücke
nehmen, damit wir sie abgleichen können mit
denen, die wir da unten finden. Ihre haben wir ja schon.«
Kassandra hätte sonst was darum gegeben, wenn sie
gewusst hätte, was es mit Menning auf sich
hatte und was er zu finden oder nicht zu finden hoffte.
Menning erhob sich. »Wissen Sie eventuell, wo wir
Herrn Zepplin antreffen? Zu Hause ist er nicht.«
»Er hat einen Souvenirladen und ein Zeesboot am Hafen.« Sie sah auf die Uhr. »Wahrscheinlich ist er gerade auf dem Bodden unterwegs.
Versuchen Sie es doch zuerst bei Herrn Freese.«
Menning und Dietrich verabschiedeten sich, und
Kassandra überlegte fieberhaft, wie sie noch einmal Dietrichs
Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Ihr fiel nur eins ein,
selbst wenn es das Verkehrteste sein sollte, was sie tun konnte.
»Herr Dietrich«, rief sie ihn zurück. Er verließ
gerade hinter Menning das Haus und blieb sichtlich genervt
stehen. »Was ist eigentlich aus diesem Zeugen geworden, der angeblich
bestätigen kann, dass ich Josef Kind begegnet bin?«
Dietrichs Augen verdunkelten sich, und es war Menning,
der antwortete. »Der ist letztes Jahr verstorben. Das muss Sven
Larsen entgangen sein in seiner Zelle.« Er lächelte, aber das nahm Kassandra
nur am Rande wahr. Sie sah Dietrich an.
»Erhöht das meine Glaubwürdigkeit?«
Wortlos drehte er sich um und ging an Menning vorbei
zum Wagen. Menning zuckte mit den Schultern, immer noch lächelnd.
»Kommt drauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet. Seine kennen Sie
wohl.« Er nickte ihr zu und folgte Dietrich zum Auto.
Im Wohnzimmer ließ sich Kassandra aufs Sofa fallen und
griff nach dem Handy. Paul hatte seins heute nicht ausgestellt,
um wegen der Polizei für sie erreichbar zu sein.
»Du kriegst gleich Besuch.« Sie berichtete, was vorgefallen war.
»Ich hab mich zu blöd angestellt.«
»Nein. Das war alles, was du in der kurzen Zeit machen konntest. Wir
müssen uns eben was anderes überlegen.«
»Schwierig«, sagte Kassandra unzufrieden und schob abwesend die
Kissen auf dem Sofa hin und her. Da blitzte etwas Weißes hervor. »Paul! Es hat
doch funktioniert, Dietrich hat seine Visitenkarte dagelassen. Er muss sie
unter das Kissen geschoben haben, während ich mit Menning
gesprochen habe. Kannst du mir das Foto von Kind auf der
Vernissage schicken und die Vergrößerung mit dem Siegelring? Ich leite ihm
beides auf sein Handy weiter, dann hat er was zum Nachdenken.«
»Ich hoffe, er mag Puzzlespiele.« Paul lachte. »In fünf Minuten hast
du alles. Ich melde mich, wenn die beiden wieder weg sind.«
Zehn Minuten später hatte Kassandra ihrerseits
Dietrich eine SMS mit dem kurzen
Text: Wann können wir reden? sowie die Fotos gesandt.
Wiederum eine halbe Stunde später rief Paul an.
»Kurz nachdem sie hier angekommen waren, surrte
Dietrichs Handy ein
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