Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
ein
Mistkerl!
    Paul kam langsam auf sie zu. Sie wich zurück. Er blieb
sofort stehen. »Es tut mir leid. Ich hätte es sagen sollen.«
Seine Stimme klang unsicher, es dauerte ein, zwei Sekunden, bis er
weitersprach. »Ich habe so oft Interviews gegeben oder im Netz mit Leuten
diskutiert. Die wussten alle, mit wem sie sprachen. Ich fand es einfach unwiderstehlich, mit jemandem über meine Romane zu sprechen,
der keine Ahnung hatte, wer ich bin. Hättest du mit mir geredet, wie du es
getan hast, wenn ich als Alexander Hardenberg vor dir gesessen hätte?«
    »Ich hätte vor allem nicht versucht, dir deine eigenen
Texte zu erklären«, sagte Kassandra halb verärgert, halb
beschämt.
    »Das hast du nicht. Du hast mir gesagt, wie du sie siehst, nicht wie
ich oder jemand anders sie sehen soll. Zu Anfang war ich neugierig,
aber zum Schluss habe ich mehr aus diesen zwei Stunden mitgenommen,
als du dir vorstellen kannst.« Paul verstummte.
    »Du hättest es mir hinterher sagen können.« Sie spürte, wie ihr Zorn
schwand.
    »Ich wollte. Aber dann dachte ich, dass du nur noch
den Teil von mir sehen könntest, der Hardenberg ist.«
    Je mehr in ihr Bewusstsein drang, dass Paul Alexander Hardenberg war, desto passender kam es ihr vor, aber sonst änderte es überhaupt
nichts. Sie schüttelte den Kopf und sagte leise: »Ich seh bloß dich.« Als ihr
klar wurde, dass die Art, wie sie es gesagt hatte, ziemlich
deutlich ihre Gefühle widerspiegelte, fügte sie mit festerer Stimme
hinzu: »Ganz abgesehen davon, dass das Autorenfoto von Alexander
Hardenberg, das überall im Internet rumgeistert, nur sehr entfernt
was mit dir zu tun hat.«
    Paul entspannte sich etwas. Er wagte ein kleines
Lächeln. »Tja, ich komme mehr nach meiner Mutter.«
    »Das ist dein Vater?«, fragte Kassandra perplex. »Es
wirkt überhaupt nicht wie ein altes Bild.«
    »Deshalb hab ich es ausgesucht. Ich bin sicher, es hätte ihm
gefallen.«
    Kassandra und Paul standen noch immer mitten im Raum, zwei Schritte
voneinander entfernt. Jetzt streckte sie die Hand aus und lotste ihn zum Sofa
zurück. »Wie bist du Alexander Hardenberg geworden?«
    Paul setzte sich zögernd neben sie. »Ich war ein
egoistischer Idiot, ich hätt’s dir sagen sollen.«
    »Wenn du drauf bestehst: Du warst ein egoistischer
Idiot. Bedauerlicherweise hab ich eine Schwäche für solche Typen,
du wirst mich also nicht so schnell los. Und jetzt erzähl.«
    Eine kleine Weile sah Paul sie an, ohne dass Kassandra seinen Blick
deuten konnte. »Als ich vor zehn Jahren mit meinem ersten Manuskript zu meinem
Verleger kam, meinte er, das sei ja ganz schön, aber mit einem Namen wie Paul
Freese würde ich keinen Blumentopf und erst recht keine Bücher verkaufen.
Irgendwelche Marketingstrategen hatten angeblich rausgefunden, dass besonders mein
Vorname bei der weiblichen Leserschaft gar nicht ankommt, und die
meisten Leser sind nun mal heutzutage Frauen. Mein Großvater hieß
Alexander, der Mädchenname meiner Großmutter war Hardenberg. Das gefiel dem
Verleger. Was ihm immer noch nicht gefiel, war mein Äußeres. Ich
bin nicht attraktiv genug für die lesende Damenwelt.«
    »Was für ein Quatsch«, entfuhr es Kassandra.
    »Dass ich nicht attraktiv bin oder dass es Leserinnen
was ausmacht, wie ein Autor aussieht?«, fragte Paul amüsiert.
    »Ich hab schon gesagt, dass du perfekt aussiehst, als
wir zur Kunstscheune gingen«, konterte Kassandra, froh, dass ihr das einfiel.
    »Ich hatte eigentlich angenommen, das hätte sich auf
meinen Anzug bezogen«, spöttelte Paul. »Ich hab vorgeschlagen,
ganz auf ein Foto zu verzichten, aber der Verleger wollte mehr
Authentizität.«
    »Er wollte was ?«
    Paul lachte. »So ist jedenfalls Alexander Hardenberg entstanden.
Interviews mach ich per Telefon oder E-Mail. Talkshows und Lesungen sind nicht
mein Ding, ich kann nicht sonderlich gut lesen. Andererseits
weiß hier zu Hause jeder, der mich kennt, dass ich Alexander
Hardenberg bin.«
    »Bloß ich nicht. Ich hab doch tatsächlich geglaubt,
was in deiner Biografie steht, wonach du mit Frau, Hund und
Kindern auf Rügen lebst. Du hast keinen Hund. Wie steht’s mit Kindern und
Frau?« Sie hätte das nicht fragen sollen, das war Pauls Angelegenheit, es ging
sie nichts an, und sie wollte es streng genommen gar nicht wissen.
    »Weder noch.« Paul nahm sein Glas hoch, das von vorhin noch auf dem
Tisch stand, und drehte es zwischen den Fingern. »Hunde und Kinder kommen immer
gut, sagt der Verleger. Mir ist ehrlich gesagt

Weitere Kostenlose Bücher