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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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schnuppe, was da steht. Die
Leser sollen sich mit dem auseinandersetzen, was ich schreibe. Nicht mit mir.«
Unvermittelt sah er auf die Uhr. »Die fünf Minuten, die ich Jonas gebeten habe,
uns allein zu lassen, sind lange um. Ich sollte jetzt gehen.«
    Irrationalerweise war Kassandra erleichtert, dass es gerade keine Frau in Pauls Leben gab, obwohl es ihre Chancen bei ihm kaum erhöhte. Und sie wollte nicht, dass er ging. »Warte noch. Mir ist gerade
was eingefallen. Query ist deine Rechercheurin, oder?«
    Jetzt lächelte Paul wieder. »Die allermeisten Dinge recherchiere ich
selbst, aber wenn’s mal zu knifflig wird und ich in Zeitnot bin, beauftrage ich
sie, stimmt. Ich weiß, woran du denkst, aber ich hatte neulich nicht nur
Bedenken, sie wegen Menning recherchieren zu lassen, weil er Polizist ist.
Query ist gut bei historischen Fragen oder wenn es um Schauplätze
oder Dinge wie diesen Siegelring geht. Aber sie betreibt keine
Personenrecherche. Wir müssen uns da schon selbst durchbeißen. Ich frag morgen
als Erstes bei Gerlinde nach Tina Bodenstedt, obwohl ich nicht glaube, dass sie
von ihr gehört hat. Sie wird bei der Seefahrtschule nicht vor Jonas weggelaufen sein, um einen Tag später in der Kunstscheune aufzutauchen.« Er stand
auf. »Danach müssen wir abwarten, was Dietrich findet.«
    Kassandra ging hinter ihm den Flur entlang und verwünschte sich dafür, dass sie am liebsten gesagt hätte: Bleib. Paul trat nach draußen
und wandte sich noch einmal um. Einen kurzen Moment lang hatte Kassandra den
Eindruck, er wolle etwas sagen oder tun, doch stattdessen winkte er ihr nur zu
und verschwand in der Dunkelheit.
    Kassandra räumte die Gläser weg und schaltete im Büro den PC aus. Dabei sah sie, dass Pauls USB -Stick noch immer im Rechner steckte.
Die Versuchung nachzusehen, was er außer den Fotos sonst darauf
abgespeichert hatte, war groß. Stattdessen zog sie den Stick heraus, griff nach
ihrem Handy und rief Paul an.
    »Ja?«, meldete er sich nach nur einem Klingeln. Seine
Stimme klang seltsam belegt, oder kam ihr das nur so vor?
    »Du hast deinen Stick vergessen.«
    »Oh. Na, macht nichts, es ist nichts Wichtiges drauf. Außer
vielleicht … Wenn du Lust hast, kannst du die ersten Kapitel von ›Eiswellen‹
lesen.«
    Kassandra verschlug es kurz die Sprache. »Aber ich kann doch nicht …
Die sind sicher noch nicht fertig.«
    »Nein, es ist nur die Rohfassung. Trotzdem. Bitte sag
mir, was du davon hältst.«
    »Ich bin keine Literaturkritikerin.«
    »Glücklicherweise nicht. Kassandra, mir liegt viel an
deiner Meinung, ich dachte, das hätte ich gesagt.«
    »Du hast gesagt, dir lag viel daran, mit jemandem zu
reden, der nicht weiß, wer du bist.«
    Einen Augenblick blieb Paul stumm. Im Hintergrund konnte Kassandra die See hören. Sie fragte sich, wo er gerade war, vielleicht
an der Brücke? Am Strand? Wieso war er noch nicht zu Hause? »Ich
hab auch mal gesagt, dass mir viel an dir liegt«, sagte er. »Also wird mir wohl
genauso viel an deiner Meinung liegen.«
    Kassandra wusste, dass Paul keine Ahnung hatte, was er mit seinen
Worten anrichtete. Sie erinnerte sich sehr gut an die Situation, in der er ihr
das gesagt hatte – in einem Atemzug damit, dass sie und Jonas seiner Meinung
nach zusammengehörten. »Wenn das so ist, hab ich natürlich keine
andere Wahl«, erwiderte sie betont munter. »Mach dich auf meine
gnadenlose Kritik gefasst.«
    »Ich rechne mit dem Schlimmsten, Kassandra, Liebes.«
Er lachte leise und beendete das Gespräch, während sie noch mit
dem Stick in der Hand dastand.

18
    »Überraschung!«
    Kassandra konnte nicht glauben, was sie sah.
    »Du hast mich schmählich vernachlässigt, dabei hattest du doch versprochen, mich im Krankenhaus zu besuchen. Wenn der Prophet
nicht zum Berg kommt … du weißt schon.« Arnold stand auf Krücken
gestützt vor ihr und ähnelte trotz seiner Blässe wieder erheblich
mehr dem selbstbewussten Mann, der er in der Kunstscheune gewesen war. Mit der
rechten Krücke zeigte er auf eine Reisetasche, die neben ihm auf der Erde
stand. »Hast du ein Zimmer frei? Die Wohnung in Barnstorf
geht über zwei Etagen, ich muss dauernd
Treppen steigen – und sie ist weitab vom Schuss, wenn ich mal was
einkaufen will. Hier wär’s praktischer. Außerdem hätte
ich jemanden, der mir das Frühstück macht«, fügte er lächelnd
hinzu.
    Kassandras erster Impuls war zu sagen, dass sie ausgebucht war. Arnold hatte mehrfach gelogen, und sie wusste nicht, was er für

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