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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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schwieg, ging aber auch nicht zurück in sein Büro.
    Â»Herr Peters, es kann sein, dass Mona die Situation falsch gedeutet hat«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Wenn Sie es genau wissen wollen, sollten Sie Mirko fragen. Oder seine Freunde.«
    Â»Freunde?« Ralf Peters schnaubte wie vorhin. »Ich wollte, der Junge hätte welche, selbst wenn die mir nicht gefielen. Das wäre immer noch weit besser als …« Er unterbrach sich so plötzlich, dass Kassandra den Eindruck bekam, dass er gerade so eben noch daran vorbeigeschrammt war, etwas Falsches zu sagen.
    Â»â€¦Â als Inga?«, ergänzte sie schnell, weil sie merkte, dass er sich zurückziehen wollte.
    Ralf Peters taxierte sie, bis sich ein verbittertes Lachen in ihm emporkämpfte. Als er längst wieder in seinem Büro saß, lachte er immer noch, auch wenn es alles andere als amüsiert klang. Ihre Frage hatte er nicht beantwortet.
    Nachdenklich schürzte Kassandra die Lippen. Nach einem letzten Rundblick rief sie ein »Wiedersehen!« in seine Richtung und verließ die Galerie.
    Draußen war es mittlerweile wenigstens von oben trocken. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite lehnte Paul an seinem Wagen und blies geistesabwesend Zigarettenrauch in den dunklen Abendhimmel. Ab und zu glimmte die Glut auf, während Kassandra ihn beobachtete und sich fragte, wie sie mit dem umgehen sollte, was vorhin vor dem Foto mit den zwei Bäumen geschehen war. Ignorieren, beschloss sie. Erst mal. Zweifellos hing das alles mit dem zusammen, worüber Paul noch nicht bereit war zu reden, und es würde auch jetzt im besten Fall zu gar nichts führen, wenn sie ihn bedrängte. Sie setzte sich in Bewegung und überquerte den Bernhard-Seitz-Weg so in Gedanken, dass sie diesmal wirklich in eine Pfütze trat.
    Paul musste ihren leisen Fluch gehört haben. Als Kassandra von ihren nassen Schuhen aufschaute, sah sie, wie Paul seine Zigarette ausdrückte, den Rest zurück ins Päckchen steckte und ihr entgegensah.
    Â»Und?«, fragte er.
    Sie wartete mit einer Antwort, bis sie dicht vor ihm stand. Diffus nahm sie den Zigarettenrauch wahr, der ihm noch leicht anhaftete. »Tratschende Weiber, hm?«
    Paul hob seine Rechte und tippte mit seinem Zeigefinger auf ihre Nasenspitze. »Kassandra, Liebes, du bist mit Abstand das entzückendste Tratschweib des Fischlandes. Und sehr wahrscheinlich auch das nützlichste. Oder hat’s etwa nicht funktioniert?«
    Â»Du hast ihn ziemlich geschickt manipuliert.«
    Â»Demnach hat er mit dir geredet?«, versicherte sich Paul.
    Â»Ja. Allerdings …« Kassandra verstummte nach diesem Wort ebenso bedeutungsschwanger wie Paul vor ein paar Minuten, als er damit Ralfs Neugier hatte wecken wollen.
    Â»Sehr witzig«, sagte er und fing an zu lächeln.
    Dann lenkte ihn etwas ab, was sich in Kassandras Rücken abspielte. Seine Brauen zogen sich zusammen. »Was geht denn da vor sich?«
    Kassandra wandte sich um. Obwohl sie ein ganzes Stück entfernt standen, konnten sie durch eines der Fenster sehen, dass Ralf Peters mit einem Telefon am Ohr im Ausstellungsraum auf und ab lief. Entweder wartete er ungeduldig, dass sich am anderen Ende jemand meldete, oder sein Gesprächspartner bestritt im Moment die Unterhaltung.
    Â»Ihn zum Reden bringen ist eine Sache, aber sollten wir ihn gleichzeitig mit etwas aufgeschreckt haben?«, fragte Paul.
    Sie beobachteten, wie Peters das Telefon irgendwohin pfefferte, ohne etwas gesagt zu haben, was dafür sprach, dass er niemanden erreicht hatte. Kurz darauf erloschen nacheinander alle Lichter in der Galerie.
    Paul zog Kassandra hinter das Auto in Deckung, kurz bevor drüben die Tür aufging und Peters nach draußen trat. Mit langen Schritten ging er auf die Scheune neben dem Haus zu und öffnete das Tor.
    Â»Los, einsteigen«, wisperte Paul. Er setzte sich hinters Steuer, während Peters in der zur Garage umfunktionierten Scheune den Motor seines Wagens startete. Kassandra glitt auf den Beifahrersitz und drückte möglichst geräuschlos die Tür zu, gerade als Peters in seinem Volvo aus der Scheune fuhr. Paul hatte mit seinem Parkplatz ein glückliches Händchen bewiesen, denn weder jetzt noch als Peters nach rechts in den Bernhard-Seitz-Weg einbog, erfassten seine Scheinwerfer Pauls Wagen. Paul ließ Peters einen kleinen Vorsprung, folgte ihm aber frühzeitig genug,

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