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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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das da«, er deutete auf das inzwischen eingefrorene Standbild, »ist. Tut mir leid, wenn ich vorhin etwas ruppig war – die Person sieht für mich aus wie Inga, ihr könntet aber ebenso gut recht haben, und sie ist es nicht. Und wir sind so schlau wie vorher.«
    Â»Etwas schlauer schon. Wir wissen zumindest, dass es, falls es einen Doppelgänger gibt, nicht Clemens ist. Was, wenn es doch Inga sein sollte, nicht ausschließt, dass er Sascha umgebracht hat. Leider bin ich überfragt, wie wir in Sachen Clemens mehr erfahren können. Es kann nicht schaden, wenn Dietrich Heinz noch mal auf ihn anspricht, aber auch wenn er gesagt hat, man könne nie wissen, glaubt er im Grunde genauso wenig wie wir, dass Heinz mehr über Clemens weiß.« Kassandra massierte abwesend ihren Nacken. Obwohl sie nicht wie Paul vor dem Notebook gesessen hatte, war sie ganz verspannt. »Wenn wir nicht wieder von vorn anfangen wollen, sollten wir uns auf Mirko konzentrieren. Jemand muss doch wissen, wo er in der Mordnacht war. Mit wem ist Mirko befreundet?«
    Â»Vor ein, zwei Jahren hing er mit ein paar Jungs aus Rostock rum, deren Hauptbeschäftigung darin bestand, auf Motorrädern durch die Gegend zu brausen und sich für gefährliche Rocker zu halten. Als ein Typ dazustieß, der sich anschickte, aus dem Haufen richtige Kriminelle zu machen, stieg Mirko aus. Was er heute in seiner Freizeit macht, ist auf jeden Fall unspektakulär genug, dass es nicht zum Allgemeinwissen der Fischländer zählt. Ich muss also passen.«
    Â»Könntest du …«, Kassandra stockte.
    Â»â€¦Â seinen Vater fragen?«, vollendete Paul den Satz. »Ich bezweifele, dass Ralf mehr weiß.«
    Â»Sie haben sich neulich heftig gestritten, wäre doch spannend zu erfahren, worüber. Vielleicht bringt uns das weiter.«
    Paul ließ sich das durch den Kopf gehen. »Lust auf ein bisschen Kultur?«, fragte er dann. »Sieht so aus, als käme ich doch noch in den Genuss, mir Ralfs Darß-Bilder-Ausstellung anzusehen.«
    Am Bernhard-Seitz-Weg, der sich idyllisch an der Boddenseite von Ahrenshoop entlangschlängelte, standen umgeben von Bäumen und Büschen in einigem Abstand zueinander hübsche, meist aus einfachem roten Backstein erbaute Rohrdachhäuser und ebenfalls rohrgedeckte Scheunen. Davon war jetzt, gegen Abend, kaum etwas zu sehen. Es war zu dunkel, wie am gestrigen Tag regnerisch und zudem leicht nebelig geworden. Dennoch verlieh gerade das der Umgebung einen fast mystischen Anstrich.
    In einem der Rohrdachhäuser betrieb Ralf Peters seine Galerie. Paul parkte etwas abseits, was dazu führte, dass Kassandra beim Aussteigen beinah in eine große Pfütze getreten wäre. Obwohl sie ahnte, dass er auf eine Begegnung mit Peters nicht unbedingt wild war, freute sie sich darauf, ins Trockene zu kommen. Das obere Stockwerk des Hauses lag wie ausgestorben da, doch aus den unteren Fenstern drang einladender Lichtschein, hell genug, um das Werbeplakat auf dem Aufsteller vor der Tür lesen zu können: Zauberhafter Darß – Reise in eine magische Welt .
    Drinnen empfingen sie Wärme und gleich das erste Foto, das einen schwarz-weißen, nebelverhüllten Darßwald zeigte. Instinktiv blieb Kassandra stehen und vergaß kurzzeitig, dass sie nicht wegen der Bilder gekommen waren.
    Â»Gefällt’s dir?«, fragte Paul.
    Â»Ich wollte, ich könnte so fotografieren. Vielleicht sollte ich endlich mal bei einem dieser Workshops mitmachen, die in Wustrow angeboten werden.«
    Paul schmunzelte. »Du machst die Fotos, ich schreib die Texte dazu, das wäre …« Er hielt inne. »Das wäre tatsächlich gar nicht übel. Lass uns mal gelegentlich eingehender darüber nachdenken. Falls du dir vorstellen kannst, mit mir zusammenzuarbeiten.«
    Kassandra gefiel die Idee, wenn sie auch bezweifelte, jemals Bilder machen zu können, die Pauls Texten gerecht würden.
    Paul konnte ihre Bedenken nicht nachvollziehen. »Du tust immer so, als würde ich was Besonderes leisten, dabei schreibe ich hauptsächlich, was ich fühle. Wenn du findest, dass dabei was Brauchbares rauskommt, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass du nicht dasselbe leisten kannst, wenn du liebst, was du fotografierst.«
    Einen Augenblick ließ Kassandra sowohl den Darßwald als auch Pauls Worte auf sich wirken. Dabei fiel ihr auf, wie ruhig es in der

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