Fischland-Rache
ein Büro, in dem Peters vor einem PC gesessen hatte und sich gerade erhob. Ihm war anzumerken, dass es ihm lieber gewesen wäre, Paul nicht noch mal gegenübertreten zu müssen.
»Haben euch die Bilder gefallen?«, fragte er dennoch. »Die beiden ineinander verschlungenen Bäume haben was, findest du nicht?« Er grinste etwas anzüglich und warf einen flüchtigen Blick auf Kassandra. Seine nächsten Worte richtete er wieder an Paul. »Vielleicht holst du dein Wissen in puncto Kinder ja noch nach.«
»Tja, wer weiÃ?« Falls Paul bei Petersâ Erwähnung der Bäume etwas empfunden hatte, lieà er sich das nicht anmerken. »Tut mir leid, wenn ich mich vorhin eingemischt habe, normalerweise verteile ich keine ungebetenen Ratschläge, aber Mirko sieht in letzter Zeit etwas angespannt aus, wenn wir im âºFischLänderâ¹ sind. Ich fand, es könnte nicht schaden, wenn der Haussegen bei euch beiden zur Abwechslung mal gerade hängt.«
»Angespannt?« Ralf Petersâ Stimme hob sich. »Was glaubst du, woran das liegt? Ich wollte, Inga Lange hätte nie ihren Fuà aufs Fischland gesetzt!«
»Inga? Ich dachte, der Job bei ihr liegt ihm.« Paul machte eine kurze Pause. »Allerdings â¦Â«
»Allerdings was?«, fragte Ralf Peters gereizt, weil Paul nicht weitersprach. Er wirkte, als bedauerte er zutiefst, dass ihm die heftige Bemerkung über Inga herausgerutscht war.
Paul wehrte ab. »Nein, geht mich nichts an, vergiss es. Ich hatte mich nur entschuldigen wollen wegen vorhin.« Er wies in den Ausstellungsraum. »Tolle Fotografien, die Besucher stehen hoffentlich Schlange, wenn das Wetter etwas besser ist. Machâs gut.« Er fasste Kassandra leicht am Arm, um ihr zu bedeuten, mit ihm zu gehen. Die Berührung versetzte ihr einen Schlag, doch sie kam gar nicht dazu, länger darüber nachzudenken.
»Bitte, Paul, ich würde gern wissen, was du gemeint hast«, hielt Peters sie zurück.
»Ich muss mich schon wieder entschuldigen. Es ist nicht meine Art, was auf Gerüchte zu geben, und ich werde ganz sicher nicht für ihre Verbreitung sorgen.«
Kassandra konnte sehen, wie sich die Rädchen in Ralf Petersâ Kopf zu drehen begannen und er krampfhaft überlegte, wovon Paul sprach.
»Du und dein Dickschädel«, schnaubte er. »Eben wolltest du noch, dass ich mit Mirko klarkomme. Zu wissen, welche Gerüchte seinetwegen die Runde machen, könnte helfen. Also?« Er klang beinah verzweifelt.
»Nein. Rede selbst mit ihm. Komm, Kassandra.«
In seiner Ratlosigkeit nahm Peters Kassandra endlich als eigenständige Person wahr. »Frau Voàâ wollen Sie mich auch im Regen stehen lassen?«
Kassandra schaute zwischen den beiden Männern hin und her, wobei ihr Blick etwas länger an Paul haften blieb. »Mirko ist â¦Â«, hob sie an.
»Kassandra«, sagte Paul verärgert. »Halt den Mund!«
»Herr Peters hat möglicherweise recht.« Sie schüttelte Pauls Hand ab und wandte sich an Peters. »Sie wissen sicher, dass meine Freundin Mona Ingas Partnerin ist. Sie sagt, Mirko hätte ein Verhältnis mit Inga.«
Ralf Petersâ Gesicht versteinerte. »Das â¦Â« Er schluckte und sah schlieÃlich weg. »Danke.« Ohne ein weiteres Wort schleppte er sich praktisch zurück in sein Büro.
»War das jetzt nötig?«, fuhr Paul Kassandra an. »Wenn ich was nicht abkann, dann tratschende Weiber!« Ruckartig machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte auf den Ausgang zu. Er riss die Tür auf, trat in die Dunkelheit, die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Er hatte nicht auf sie gewartet.
»Mistkerl«, sagte Kassandra laut und mindestens ebenso verärgert wie Paul. »Wenn du denkst, dass ich dir hinterherrenne, hast du dich getäuscht.« Sie trat an die nächste Stellwand, an der zwei Bilder vom Leuchtturm am DarÃer Ort hingen, eines mit einer imposanten Wildschwein-Familie im Vordergrund.
»Wie kommt Ihre Freundin darauf, dass Mirko und Inga Lange ⦠Sie wissen schon?«, hörte sie Ralf Peters hinter sich fragen.
Kassandra drehte sich um. »Sie hat sie in ziemlich eindeutiger Situation erwischt.«
»Im Bett?«, krächzte Peters.
Diese zwei Worte drückten ein solches Entsetzen aus, dass Kassandra fast gelacht hätte. »Nein, so eindeutig doch nicht.«
Peters
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