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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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das reichliche Wechselgeld in die Hand gedrückt und gemeint, ich soll’s behalten. Ich wollte das nicht, schließlich wusste ich seit einiger Zeit, dass er es selbst nicht so dicke hat, aber er bestand drauf. Bei den Scheinen lagen die Quittungen, ich hab sie mit ins Portemonnaie gestopft.« Er hielt sie Kassandra hin. »Für euch, nicht die Polizei«, stellte er dabei klar.
    Kassandra warf einen Blick darauf. »Hiernach habt ihr um dreiundzwanzig Uhr zwölf an der B 105 für 75,34 Euro getankt und eine Minute später zwei Dosen Bier gekauft.«
    Mirko nickte. »Das Bier hat Heinz getrunken, eine Dose jedenfalls. Als er die alle hatte, sagte er, er wolle nicht nach Rostock. Ich ahnte, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm zu diskutieren, und wendete bei der nächsten Gelegenheit, was zur Folge hatte, dass wir in Ribnitz landeten. Um die Uhrzeit sind da die Bürgersteige schon hochgeklappt, aber es gab noch eine Kneipe, die aufhatte. Aus der ›Bier-Bar‹ haben sie uns um halb zwei rausgeschmissen. Ich hatte mittlerweile auch getrunken, ich konnte nicht mehr fahren und Heinz sowieso nicht. War ihm anscheinend ganz recht, meinen Vorschlag, ein Taxi zu nehmen, lehnte er ab.«
    Â»Gibt’s für die ›Bier-Bar‹ auch Quittungen?«, fragte Paul dazwischen.
    Mirko schüttelte den Kopf. »Diesmal habe ich bezahlt und den Zettel da liegen lassen, stand aber sowieso bloß handschriftlich der Betrag drauf. Die hatten ihre Kasse längst dichtgemacht.«
    Â»Wo seid ihr anschließend hin?«, wollte Kassandra wissen.
    Â»Wir standen auf der Straße, Heinz wollte partout nicht nach Hause, ich hab mit Engelszungen geredet, interessierte ihn alles nicht. Da dreht er sich plötzlich um und hämmert gegen die geschlossene Kneipentür. Der Wirt war ausgesprochen sauer, was sich schnell änderte, nachdem Heinz ein paar größere Scheine zückte, damit er den Laden wieder aufmachte.«
    Â»Wie viele Scheine?«, fragte Kassandra.
    Â»Müssen etwa dreihundert Euro gewesen sein, für die es definitiv keine Quittung gab. Für den Wirt war’s auf jeden Fall ein guter Stundenlohn, wir sind gegen fünf da weg.«
    Â»Heinz muss das schon so ähnlich vorgehabt haben, als ihr losfuhrt«, sagte Kassandra. »Zumindest gehört es nicht zu seinen Angewohnheiten, dermaßen viel Bargeld mit sich rumzuschleppen. Wie du schon gesagt hast: Er schwimmt nicht gerade in Geld.«
    Â»Wahrscheinlich hast du recht«, meinte Mirko. »Ich sag ja, er war völlig von der Rolle, wollte sich zudröhnen. Ich glaube, er wollte vergessen. Wisst ihr, was das gewesen sein könnte?«
    Â»Wenn du diese Geschichte in ein paar Stunden der Polizei erzählst, kannst du Heinz das bald selbst fragen«, sagte Paul.

20
    Â»Das glaub ich nicht«, war Dietrichs gleichermaßen konsternierte und erleichterte Reaktion bei Pauls Anruf am nächsten Morgen. »Heinz Jung hat ein erstklassiges Alibi und sagt keinen Ton?«
    Â»Kann er deswegen Ärger kriegen?«, fragte Kassandra.
    Â»Nein. Ihr Onkel weiß genau, wie weit er gehen darf. Er hat weder aktiv zum Verdacht an ihm beigetragen, noch hat er behauptet, er wär’s gewesen. Er hat bloß sein Recht zu schweigen wahrgenommen. Punkt.« Resolut forderte Dietrich: »Bringen Sie den Jungen her, bevor er sich das wieder anders überlegt. Wenn ich seine Aussage habe, erkundige ich mich in der ›Bier-Bar‹. Sobald der Wirt das Alibi bestätigt, ist Heinz Jung draußen, ob er will oder nicht. Und wir haben wieder einen richtigen Fall.«
    Diese Worte gingen Kassandra im Kopf herum, während sie tags darauf gemeinsam mit Paul und Mirko vor der JVA Stralsund auf Heinz’ Entlassung wartete. Die Reaktion von Dietrichs Kollegen war verhalten ausgefallen. Niemand hatte große Begeisterung gezeigt, dass er entgegen allen Annahmen recht behalten hatte. Als einzig Positives war angemerkt worden, dass der Täter nun immerhin doch kein ehemaliger Polizist war.
    Die neue Situation stellte sich für Dietrich ein bisschen verzwickt dar: Was Inga betraf, wollten seine Vorgesetzten nach wie vor vermeiden, sie ohne eindeutige Beweise als mögliche Täterin in die Mangel zu nehmen. Mittlerweile war Kassandra geneigt, ihnen zuzustimmen. Wie sich die Sache jetzt darstellte, war ihre Vermutung, dass Inga für das Überwachungsvideo einen Doppelgänger bestellt

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