Fischland-Rache
absprechen, dass du seine Musik zu schätzen weiÃt, aber er kriegt auf deiner Beliebtheitsskala bestimmt keine zehn Punkte.«
»Nicht mal fünf«, bestätigte Heinz. »Und tu nicht so, als wäre Menschenkenntnis für dich ein Fremdwort. Clemens Meisner hat viel zu viel Angst vor sich selbst, um jemanden umzubringen.«
»Meinst du nicht, dass auch bei so einem Menschen irgendwas das Fass zum Ãberlaufen bringen kann?«
Gerade wollte Heinz antworten, da klingelte es an der Tür. Kassandra ging öffnen, damit er nicht aufstehen musste.
»Ah, ich hatte gehofft, dass Sie hier sind«, sagte Dietrich ohne weitere BegrüÃung. »Was meinen Sie, lässt mich Ihr Onkel in die gute Stube?«
»Versuchen Sieâs«, meinte Kassandra augenzwinkernd. »Ich garantiere für nichts.« Sie lieà ihm den Vortritt und bemerkte dabei, dass er heute einen guten Tag hatte, er humpelte kaum. Von Heinzâ Reaktion auf ihn hörte sie mehr, als sie sah.
»Was wollen Sie denn noch? Bis eben dachte ich, das einzig Gute daran, ungebeten aus dem Knast geholt worden zu sein, besteht darin, dass ich Sie los bin.«
»Ich freu mich auch, Sie zu sehen«, erwiderte Dietrich trocken, um gleich darauf zu Paul zu sagen: »Tag, Herr Freese. Interessiert Sie vielleicht: Meine Kollegen haben vorhin das Notizbuch entdeckt. Ich fand das passender, als selbst die Finger drin zu haben.«
Paul lachte. »Sehr schön. Wir sprachen übrigens gerade von Clemens Meisner.«
»Verstehe. Und, konnte Herr Jung was zum Thema beisteuern? â Verzeihung, ich müsste wohl eher sagen: Wollte er was dazu beisteuern?«
»Wir arbeiten dran. Setzen Sie sich.« Paul wandte sich wie nebenbei an Heinz. »Du hast doch nichts dagegen?«
Auf Heinzâ Gesicht spiegelte sich eine ganze Palette von Gefühlen, es dauerte, bis er seine Sprache wiederfand. »Ihr drei macht die ganze Zeit gemeinsame Sache?«
»Ist ja nicht das erste Mal«, stellte Kassandra vielsagend fest, merkte aber, dass Heinz das weniger komisch fand. Er wirkte regelrecht schockiert. Unsicher schaute sie zu Dietrich, der jedoch nur auf Heinz achtete. Was er schlieÃlich sagte, überraschte sie, weil es dasselbe war, was Paul vorhin angesprochen hatte, nur dass Dietrich es als Feststellung formulierte statt als Frage.
»Sie wissen nicht, wer Sascha Freese getötet hat, Sie vermuten es nur. Warum geben Sie uns nicht eine Chance herauszufinden, dass Sie sich irren? Ich bin nicht Ihr Feind, Herr Jung.«
Heinz lieà sich vorsichtig ins Sofa zurücksinken, beging aber dabei den Fehler, tief durchzuatmen. Er zuckte vor Schmerz zusammen, atmete langsam wieder aus, überlegte â und nickte.
»Fangen wir noch mal ganz von vorn an, ja? Wir erzählen Ihnen, wie weit wir bisher gekommen sind«, sagte Dietrich. »Clemens Meisner. Wir wissen, dass er rein theoretisch bereits am Mittwochabend zu einem Zeitpunkt in Wustrow gewesen sein könnte, zu dem Sie in der Cocktailbar waren â während der restlichen Nacht sowieso. Die Frage ist: Hätte er die Möglichkeit gehabt, in Ihr Haus einzudringen, ohne Einbruchspuren zu hinterlassen? Ich nehme an, er hatte keinen Schlüssel.«
»Natürlich nicht.«
»Wie gut kennt er Mirko Peters?«
»Was? Wollen Sie andeuten, dass Mirko â¦Â«, brauste Heinz auf.
»Denken Sie wie ein Polizist«, forderte Dietrich ungehalten. »Mirko Peters ist der Einzige, der abgesehen von Ihrer Nichte und Ihnen selbst einen Schlüssel zu Ihrem Haus besitzt. Auch wenn Sie das nicht gern hören, er hätte ihn jedem geben können.«
»Hm«, brummte Heinz widerstrebend. »Clemens und Mirko kennen sich meines Wissens überhaupt nicht persönlich. Kann sein, dass Mirko das Gegenteil absichtlich für sich behalten hat. Kann aber ebenso gut sein, dass irgendwer irgendwann Mirko den Schlüssel gestohlen hat und ein Duplikat anfertigen lieÃ. Jemand mit genug krimineller Energie kriegt auch Duplikate für SchlieÃanlagen wie die zu meinem Haus.«
»Korrekt. Dazu hätte dieser Jemand allerdings wissen müssen, dass Mirko Peters den Schlüssel hat. Natürlich habe ich ihn danach gefragt, genauso wie ich wissen wollte, ob er ihn vielleicht bei irgendeiner Gelegenheit mal liegen lieÃ, sodass jemand den Schlüssel hätte nehmen können. Ihm zufolge hat er niemandem davon
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