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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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schützen und verstehe allmählich, was in euch vorgegangen sein muss – ich frage mich nämlich: wen?«
    Der Gedanke, der Kassandra spontan kam, schien ihr völlig logisch und absurd gleichermaßen. »Seinen Vater?« Paul hatte zwar mal gesagt, eine Krähe würde der anderen kein Auge aushacken, und ihr fiel auch kein Motiv ein, warum er Sascha hätte umbringen sollen, schließlich kannte sie Ralf Peters kaum. Dennoch gab es eine Sache, die diesen Verdacht sogar nahelegte. Sie wandte sich an Heinz. »Ralf Peters hat einen Schlüssel zu Mirkos Wohnung, wo er laut Mirko öfter unangemeldet auftaucht. Wir haben sogar gesehen, dass er das tut, selbst wenn sein Sohn nicht da ist. Wäre doch möglich, dass er bei einer dieser Gelegenheiten deinen Schlüssel mitgenommen oder einen Abdruck davon gemacht hat. Vielleicht vermutet Mirko das sogar. Was die Zahlenkombination angeht, hätte Ralf die erraten können?«
    Â»Er kennt mich lange genug«, stimmte Heinz zu.
    Kassandra sah zu Paul. »Was meinst du?«
    Paul antwortete nicht sofort. »Ich halte gar nichts mehr für unmöglich«, sagte er dann.
    Kassandra überlegte kurz und stellte fest: »Wahrscheinlicher ist aber, dass Mirko sich irrt, falls er denkt, jemanden schützen zu müssen, ob nun seinen Vater oder Inga, die, eine Affäre vorausgesetzt, schließlich ebenso in Frage käme. Clemens Meisner ist nämlich der viel aussichtsreichere Kandidat, wenn du mich fragst.«
    Aber selbst nachdem Kassandra erzählt hatte, was sie in Gollwitz erreicht hatten, blieben Heinz’ Zweifel. Er verabschiedete sich in gedrückter Stimmung.
    Auch Paul war wortkarg an diesem Abend. Er hatte sich an sein Laptop zurückgezogen und schrieb – ungewöhnlicherweise mit längeren Pausen dazwischen. In der Regel schrieb er flüssig und überarbeitete den Text später. Kassandra beobachtete das eine oder andere Mal, wie er geistesabwesend über das Display hinwegstarrte. Plötzlich klappte er resolut das Notebook zu und wühlte in seiner Schreibtischschublade.
    Â»Was suchst du?«, fragte Kassandra.
    Â»Mein …« Weiter kam er nicht, weil es an der Tür klingelte. Aufgeschreckt sahen sie sich an, es war längst zu spät für normalen Besuch. Paul schob die Schreibtischschublade zu und ging öffnen.
    Kassandra konnte nicht sehen, wer draußen im Dunkeln stand. Sie hörte nur Pauls erstauntes »Du?« und gleich darauf ein »Kann ich reinkommen?«, das halb aggressiv, halb resigniert klang. Kurz darauf stand Clemens Meisner vor ihr, seine Miene ähnlich wie seine Stimme eine Mischung aus Aggressivität und Resignation.
    Â»Guten Abend, Annerose.«
    Â»Herr Meisner.«
    Â»Setz dich, Clemens«, sagte Paul.
    Â»Ich kann nicht behaupten, dass ich Lust habe, mich häuslich niederzulassen.« Trotzdem zog er den Mantel aus, legte ihn über den Sessel, in dem er Platz nahm, und sah sich um. »Tolles Haus.«
    Â»Danke.«
    Clemens Meisner schwieg. Paul und Kassandra sahen sich an, beschlossen aber in stillem Einvernehmen zu warten. Meisner war von sich aus gekommen, wenn er Zeit brauchte zu sagen, was er zu sagen hatte, sollte er die bekommen.
    Â»Ihr wart in Gollwitz«, begann er endlich.
    Paul legte den Kopf schief, bestätigte aber nichts.
    Meisner holte tief Luft. »Das war sehr wirkungsvoll – einfach auftauchen, kein Wort sagen, bloß Flagge zeigen. Heinz Jung hat euch von unserer Begegnung erzählt, nehme ich an. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass dieses Zusammentreffen verhängnisvolle Folgen haben könnte.« Er wandte sich an Kassandra, Wut im Blick. »Sie haben behauptet, Sie suchen nur nach dem Täter, weil Ihr Onkel im Gefängnis sitzt. In der Zeitung steht, dass er gestern freigelassen wurde, aber es reicht Ihnen offenbar nicht, wenn die Polizei ermittelt, Sie mischen sich trotzdem weiter in mein Leben ein.« Sein Kopf flog herum zu Paul. »Kannst du die Toten nicht ruhen lassen?«
    Â»Ich wünschte, ich könnte das«, sagte Paul leise.
    Etwas in seiner Stimme ließ Clemens Meisner aufmerken, er guckte fragend. Nachdem sich Paul jedoch nicht weiter äußerte, erhob er sich und trat an die Fensterfront. »Also gut«, sagte er ebenso leise wie Paul und schien in sich zu gehen.
    Draußen leuchtete kein Mond, Meisner schaute in eine dunkle Nacht, während Kassandra

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