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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Mein Leben wurde zur Hölle. Zur selbst fabrizierten Hölle, ja, aber zur Hölle nichtsdestotrotz.« Fahrig fuhr er sich mit den Händen durchs Haar. Kassandra hatte dabei den deutlichen Eindruck, er bedauere, seine Zigarette entsorgt zu haben. »Als Simon zur Tür reinkam, hatte ich seit über zehn Jahren keinen Mann mehr angefasst. Ich war auch davor nie wirklich verliebt gewesen, dazu hatte ich es nicht kommen lassen – außer vielleicht bei Steffen. Und dann passierte mir das. Uns. Es passierte uns.« Clemens Meisner schluckte, es fiel ihm sichtlich schwer weiterzusprechen. »Wir haben wider alle Vernunft eine Beziehung begonnen, noch während ich in dieser Klinik und er mein Therapeut war. Das war riskant für Simon, er hätte seinen Job verlieren können. Mir blieb deswegen fast das Herz stehen, als Heinz Jung uns am Strand in die Arme lief. Ich wusste, dass ihm die Sache zwischen Steffen und mir nicht verborgen geblieben war, und befürchtete, dass er ein paar richtige Schlüsse zog. Wenn er neugierig genug gewesen wäre, hätte er auch rausfinden können, wer Simon war. Aber statt mich daran zu erinnern, dass er damals auch alles für sich behalten hatte, beging ich den Fehler, herzukommen und ihn geradezu anzuflehen zu vergessen, was er gesehen hatte. Dabei hatte ich weniger Angst um mich als um Simon.« Meisner räusperte sich.
    Diesmal stand Kassandra auf, holte ein Glas Wasser und reichte es ihm.
    Â»Danke. Obwohl man meinen sollte, dass die ganze Heimlichtuerei Gift für meine Therapie hätte sein müssen, bewirkte unsere Beziehung das Gegenteil, ich kam runter von den Drogen und den Medikamenten und habe sogar zum ersten Mal selbst komponiert. Die Schöpfungsphase in meinem Lebenslauf ist also nicht mal gelogen, auch wenn das Ergebnis nicht gerade Platin brachte, sondern untergegangen ist.« Er sah flüchtig zu Kassandra. »Ich war so weit, mit Silvia und den Kindern zu reden. Simon hatte sich nach einer anderen Stelle umgesehen und bekam einen Vorstellungstermin in Stralsund genau an dem Tag, an dem ich die Klinik verließ. Das war ein Freitag, wir wollten dort noch das Wochenende zusammen verbringen, bevor ich nach München fuhr. Das Gespräch lief so gut, dass wir uns aus Spaß Immobilienanzeigen ansahen, und eine klang dermaßen vielversprechend, dass Simon spontan die Maklerfirma anrief.«
    Â»Sascha«, sagte Paul.
    Verbittert lachte Clemens Meisner auf. »Hätte ich bloß selbst angerufen, bei dem Namen hätte ich das Handy in den Sund geschmissen und wäre aus der Stadt geflüchtet. Stattdessen haben wir uns am Alten Markt getroffen, weil dein Bruder zu Simon gesagt hatte, die Adresse sei schwer zu finden. Das hätte uns misstrauisch machen sollen, vermutlich war die Wohnung eine Bruchbude, nach allem, was ich nach dem Mord über Sascha gehört und gelesen habe, aber wir hatten den Kopf voller anderer Dinge. Und dann stand Sascha vor uns. Die Begegnung mit Jung war nichts dagegen, ich hätte deinem Bruder um ein Haar vor die Füße gekotzt. Er dagegen schien ausgesprochen erfreut, er grinste so hämisch wie damals, als er begriff, was wir ihm auf dem Präsentierteller darboten. Dummerweise hatte Simon ihm am Telefon seinen Namen genannt – und von da an hing Sascha wie ein Damoklesschwert über uns. Wenn rauskäme, dass Simon was mit einem Patienten angefangen hatte, würde er seine berufliche Zukunft vergessen können – überall. Stralsund war sowieso tabu für uns geworden, ich hätte nie dort leben können, wo Sascha ist.« Meisner besah sich seine Hände. »Wir mussten nicht lange warten. Simon bekam eine Postkarte in die Klinik geschickt, auf der nur ›Viele Grüße aus Stralsund‹ stand. Ich bekam eine etwas längere Nachricht. Immerhin hatte ich mittlerweile mit Silvia, meinen Kindern und meinem Schwiegervater geredet, was das betraf, konnte er mich nicht mehr erpressen. Silvia war nicht besonders überrascht, für die Kinder war es dagegen sehr schwierig. Ist es immer noch.« Clemens Meisners Hände begannen wieder zu zittern. »Mein Schwiegervater hat mich beschworen, damit nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, bis er sich nächstes Jahr aus der Politik zurückzieht.« Er stieß ein bitteres Lachen hervor und fragte ironisch: »Womit hätte ich schon an die Öffentlichkeit gehen sollen? Wir konnten

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