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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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doch sowieso nichts machen, solange Sascha Simon bedrohte. Sascha verlangte Geld, weit mehr, als ich besaß. Ich habe immer gut verdient, aber ich habe auch ein gutes Leben geführt, und Drogen sind ein kostspieliges Hobby. Während des Klinikaufenthaltes, der ebenfalls nicht gerade zum Spottpreis zu haben gewesen war, hatte ich außerdem monatelang nicht arbeiten können. Meine Reserven waren so gut wie erschöpft. Ich hätte meinen Schwiegervater bitten können auszuhelfen, aber wenn der auch noch von der Erpressung erfahren hätte, hätte er wohl tatsächlich einen Schlaganfall bekommen. Das wollte ich Silvia nicht antun, ich bat Sascha also, seine Forderungen runterzuschrauben, und zahlte so viel, wie ich konnte. Erpressung in sehr kleinen Raten.« Wieder lachte Clemens bitter. »Ich dachte, das würde ewig so weitergehen – bis mich Sascha nach Wustrow bestellte. Er hatte sich erkundigt, an welchem Abend meiner Tournee ich kein Konzert hatte.«
    Â»Mittwoch«, sagte Kassandra. »Sie haben sich in Schwerin den silbernen Polo gemietet und sind nach Wustrow gefahren, um Sascha zu treffen. Wo und wann?«
    Â»Am Strand vor der Nebelstation, eine halbe Stunde vor Mitternacht – seine etwas dramatische Formulierung.«
    Â»Wann waren Sie in Wustrow?«, fragte Kassandra.
    Â»Kurz nach neun, ich hab es in Schwerin nicht mehr ausgehalten. Es hat mich wahnsinnig gemacht, nicht zu wissen, was Sascha wollte.«
    Â»Was haben Sie getan bis halb zwölf?«
    Â»Nichts weiter. Ich bin am Strand entlanggewandert, es war sonst kein Mensch da, so weit draußen.«
    Â»Sie laufen an einem kalten Novemberabend zweieinhalb Stunden am Strand entlang?«, wiederholte Kassandra ungläubig.
    Â»Was denken Sie denn? Hätte ich mich ins ›FischLänder‹ setzen sollen, damit mich auch ja jeder sieht?« Zum ersten Mal seit Langem wurde Meisner wieder aggressiv.
    Â»Du hättest im Auto sitzen bleiben können«, schlug Paul ruhig vor.
    Â»Ich musste mich bewegen! Sonst wäre ich in Schwerin im Hotel geblieben und erst in letzter Minute losgefahren.«
    Paul nickte. »Was passierte, als Sascha kam?«
    Ohne ihn anzusehen, antwortete Meisner: »Er sagte, er habe genug Geduld gehabt, es sei ihm egal, wie ich das Geld auftreibe. Wenn ich nicht hunderttausend rausrückte, würde er Simons Karriere beenden.« Er richtete seinen Blick wieder auf Paul. »Wir standen da, die See auf der einen Seite, auf der anderen direkt über uns die Nebelstation, und während er redete, leuchtete immer wieder dieses Licht auf. Es machte mich wahnsinnig, ich hatte das Gefühl, dass das Blinken jeden seiner verwünschten Sätze unterstrich. Sascha wusste, dass ich diese Summe nie aufbringen konnte, er genoss es förmlich, mein und Simons Leben zu zerstören, genau wie er all die Jahre zuvor Steffens Leben zerstört hatte.«
    Â»Was hast du getan?«
    Â»Ich hab mich umgedreht und bin gegangen. Er rief mir eine Menge Obszönitäten hinterher, ich hätte nie gedacht, Worte wie diese aus seinem Mund zu hören, er tat doch immer so souverän und drohte normalerweise subtiler. Fast hätte ich es mir überlegt und wäre ihm an die Gurgel gegangen. Nicht wegen der Worte, sondern wegen der Ohnmacht, die ich verspürte.«
    Â»Aber du hast es nicht getan.« Paul formulierte das als Feststellung, nicht als Frage.
    Â»Nein. Ich bin in den Wagen gestiegen, nach Schwerin zurückgefahren und habe den Rest der Nacht wie betäubt auf meinem Bett gesessen. Das ist die Wahrheit. Ich kann das nicht beweisen, also macht mit mir, was ihr wollt, wenn ihr unbedingt müsst. Aber lasst Simon aus der Geschichte raus. Ich wäre nie hergekommen, wenn ihr nicht bei ihm aufgekreuzt wärt!« Die Aggressivität war ein weiteres Mal in seine Stimme zurückgekehrt.
    Â»Es war Simon, mit dem du telefoniert hast, als wir uns in der Nacht nach der Beerdigung auf der Seebrücke trafen«, sagte Paul.
    Â»Ich hatte erbärmliche Angst, dass ihr mir was anhängen würdet, ich wusste schließlich nicht, was genau ihr wusstet. Eure Scharade im Hotel hatte ich Simon verschwiegen, aber unsere Unterhaltung nach der Beerdigung war zu viel, ich musste ihm das erzählen. Oh, und fürs Protokoll: Simon war in der Mordnacht in Gollwitz, und er kann im Gegensatz zu mir beweisen, was er getan hat.«
    Â»Warum hast du Wustrow nach der

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