Fischland-Rache
Dietrich hat ja schon gesagt, dass das sehr schwierig wird.« Nachdem er eine Weile überlegt hatte, ging er zum Schreibtisch und schaltete sein Notebook ein. »Es gibt Internetforen, in denen Kinder von DDR -Bürgern gesucht werden, die den Eltern aus irgendwelchen Gründen weggenommen wurden. Wir könnten die durchforsten, vielleicht finden wir da Hinweise â falls Gabriele überhaupt sucht oder gesucht hat.«
Pauls jäher Stimmungsumschwung ging Kassandra fast zu schnell, aber wenn er so am besten mit sich ins Reine kam, sollte es ihr recht sein. »Oder Inga und Mirko. Das funktioniert doch bestimmt auch in umgekehrter Richtung.« Noch während Paul nickte, fiel ihr etwas ein. »Was ist eigentlich mit Ralfs Exfrau? WeiÃt du, wo die abgeblieben ist?«
»Nein, aber auch wenn wir die schneller finden könnten, sollten wir sie lieber nicht fragen.«
In dem Moment ging Kassandra ihr Denkfehler auf. »Du hast recht, sie wird genauso wenig erpicht darauf sein wie Ralf, Mirko ein Motiv zu bescheinigen.« Sie beobachtete, wie Paul eines der angesprochenen Foren aufrief, war mit ihren Gedanken aber noch nicht ganz dort angekommen. »Wir könnten damit anfangen herauszufinden, ob Ralf überhaupt Mirkos Vater sein kann«, sagte sie. »Dazu braucht man nicht mal unbedingt einen DNS -Test, wir müssten aber die Blutgruppen wissen. Du kennst nicht zufällig Ralfs?« Sie rechnete nicht mit einer positiven Antwort, daher war sie überrascht, dass Paul nach anfänglichem Stutzen nickte.
»Doch. Ralf war früher Blutspender und lieà das raushängen, als wäre es was Heroisches. Ich erinnere mich deswegen so gut, weil Karsten sich darüber lustig machte und meinte, dass die Blutgruppe zu Ralf passt: Null.«
Kassandra kicherte. »Das war nicht besonders nett.«
»Karsten mochte Ralf noch weniger als ich. Das reicht aber nicht, wir brauchen auch die Blutgruppe von Ralfs Exfrau und die von Mirko.«
»Vielleicht nur die von Mirko. Es gibt Kombinationen, bei denen man die Elternschaft gleich ausschlieÃen kann.«
Paul hob die Brauen. »Du bist gut informiert.«
»Lesen bildet«, schmunzelte Kassandra. »Ich hab mal einen Roman verschlungen, der weit vorm DNS -Zeitalter spielte, da gingâs um ein Familienimperium und die zerstrittenen Erben. Es dürfte verhältnismäÃig leicht sein, mögliche Kombinationen zu recherchieren. Schwieriger wird es mit Mirkos Blutgruppe. Mir fällt bloà Heinz ein, den wir fragen könnten. Ich bezweifele, dass er das weiÃ, aber rufen wir ihn an.«
Innerhalb von drei Minuten erlebte Kassandra die zweite Ãberraschung.
»Er hat AB «, sagte Heinz. »Wir haben darüber gesprochen, weil Mirko Blutspender ist wie ich. Er sagte, das sei wenigstens mal was Sinnvolles gewesen, was Ralf ihm mit auf den Lebensweg gegeben hätte. Welche Blutgruppe hat Ralf denn? Ihr wollt doch wohl nachprüfen, ob er Mirkos Vater sein kann?«
»Genau. Ralf hat Null, sagt Paul.«
Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen. »Damit war es das«, sagte Heinz schlieÃlich. »Das macht Ralfs Vaterschaft unmöglich.«
Kassandra und Paul wechselten einen Blick. Sollte das so leicht gewesen sein?
»Ich sehe ein, dass das die Wahrscheinlichkeit eurer Theorie erhöht, auch wenn mir immer noch nicht behagt, dass in dem Fall drei Leute von dem Plan gewusst haben müssen â und ich nicht glücklich über Mirkos Beteiligung wäre«, sprach Heinz schon weiter. »Was bleibt, ist das Problem, wer für Inga in Schwerin gewesen ist. Oder habt ihr da schon eine Vorstellung?«
»Noch nicht«, gab Kassandra zu. »Wir wissen zu wenig über Ingas Leben in Stralsund. Möglicherweise hat sie dort ein paar gute Freunde, von denen ihr einer den Gefallen getan hat. Dietrich ist da dran.«
»Schöner âºGefallenâ¹Â«, grummelte Heinz undeutlich. »Mirko hat mir gegenüber so gut wie nie über Inga gesprochen, mit voller Absicht, nehme ich an, also kann ich dazu leider gar nichts beitragen. Schade, dass ihr Mona Kolbert nicht fragen könnt.«
Nachdem er aufgelegt hatte, wechselten Paul und Kassandra erneut einen Blick, aber nun lag eine Traurigkeit in Pauls Augen, die Kassandra sagen lieÃ: »Tut mir leid wegen Mirko. Ob er das von Inga erfahren oder es selbst rausgefunden hat?«
»Wie auch immer, es muss schrecklich
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