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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Sofa, noch ein bisschen schläfrig und nur noch wenig erfüllt von ihrem schlechten Gewissen, weil sie sich geliebt hatten, statt Sinnvolleres zu tun wie Saschas Mörder zu überführen oder wenigstens der Toten zu gedenken. Andererseits – vielleicht hatten sie gerade dadurch der Toten gedacht, indem sie auf ihre Weise das Leben feierten.
    Â»Hm?« Träge richtete sie sich auf.
    Paul stand vorm Schreibtisch und beugte sich über das Notebook-Display, die einzige Lichtquelle im Raum. Draußen war es ganz dunkel geworden, der Sturm, der sich am Morgen schon angekündigt hatte, war endgültig aufgezogen, die Wolken schwarz. Sie konnte nicht erkennen, was er da so intensiv betrachtete.
    Â»Du solltest dir das ansehen.«
    Kassandra schlüpfte in ihren Pulli und ihre Jeans und ging barfuß hinüber zu Paul.
    Â»Durch die Unterbrechung von Herrn Harms bin ich drüber weggekommen, das Laptop auszuschalten.« Paul deutete auf das Display, auf dem noch immer Monas Fotos von der Jahresfeier der Goldschmiede-Vereinigung zu sehen waren. »Manchmal entdeckt man beim flüchtigen Hinsehen mehr als beim akribischen Studieren von Einzelheiten.«
    Es dauerte etwas, bis Kassandra begriff, was Paul meinte. Es war ein Fehler gewesen, sich ausschließlich auf die beiden Fotos zu konzentrieren, die Mona zeigten. Darauf war im Hintergrund eine Frau mit hochgesteckten blonden Haaren zu sehen, die ein viel zu enges grünes Paillettenkleid trug. Dieselbe Frau stand auf einem anderen Foto zwei Reihen über diesem ebenfalls im Hintergrund – mit schulterlangen Haaren und in einem goldfarbenen Kleid, über dessen Stil sich streiten ließ. Kassandra scrollte nach oben und unten, doch sie fand die Frau kein drittes Mal.
    Â»Wäre natürlich möglich, dass ihr jemand im Laufe des Abends einen Cocktail übers Kleid gegossen und sie sich umgezogen hat«, sagte Paul.
    Â»Kein Mensch hat zwei so ausgefallene Kleider für eine einzige Festivität im Koffer«, sagte Kassandra. »Außerdem hätte man sie aus den Dingern rausschneiden müssen, sie sieht aus, als wäre sie darin eingenäht worden, und es hätte kein Grund bestanden, die kunstvolle Frisur zu zerstören.«
    Â»Vergleichen wir die anderen Personen auf den beiden Mona-Fotos mit den restlichen Bildern«, schlug Paul vor.
    Sie entdeckten noch einen Mann, der sowohl auf einem der Bilder mit Mona als auch auf weiteren Fotos zu sehen war. Er trug auf allen Bildern denselben Anzug und ein weißes Hemd.
    Â»Das muss nichts heißen«, sagte Paul. »Männer tendieren dazu, einen einzigen Anzug für solche Anlässe im Schrank zu haben und den bedenkenlos immer wieder anzuziehen.«
    Kassandra betrachtete unaufhörlich die Bilder, die direkt vor ihren Augen einen absonderlichen Reigen aufzuführen begannen. Alles drehte sich. »Das heißt, entweder das Foto mit der goldenen Frau stammt von einem anderen Jahrestreffen oder die Bilder mit Mona. Was keine Absicht sein muss, sondern ebenso gut ein Irrtum sein könnte, der beim Hochladen der Fotos passiert ist.«
    Â»Möglich.«
    Sie hörte denselben Zweifel in Pauls Stimme, den sie selbst verspürte. »Was tun wir?«, fragte sie mehr sich als Paul. »Dietrich benachrichtigen auf einen vagen Verdacht hin? Inzwischen würde es sich richtig lohnen, von Mirko weiß er ja auch noch nichts.«
    Wie aufs Stichwort klingelte Kassandras Handy. Sie bekam nur am Rande mit, dass Paul ging, um es zu holen. Zu sehr war sie noch von der neuesten Entwicklung gefesselt, deshalb erschrak sie, als er wieder neben ihr auftauchte und ihr das Telefon hinhielt.
    Nach einem Blick aufs Display wunderte sie sich nicht mehr, warum er das so widerstrebend tat. »Mona?«, wisperte sie ungläubig. »Das kann ich jetzt nicht.«
    Â»Soll ich?«
    Kassandra nickte, und Paul nahm das Gespräch für sie an.
    Â»Hallo, Mona, ich bin’s, Paul. Kassandra ist gerade beschäftigt. Kann ich ihr was ausrichten?« Er hörte zu, Kassandra sah ihn über seine Nasenwurzel reiben, dann sagte er: »Da soll sie sich mal keine Sorgen machen, sie hat schon ganz recht. Es ist auch nicht zu kurzfristig, wir kommen gern. Bis nachher.«
    Â»Worüber soll sich wer keine Sorgen machen?«, erkundigte sich Kassandra.
    Â»Eine von Ingas Kochshows läuft um neun im Fernsehen. Angeregt durch Monas Idee, das Erscheinen von

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