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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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übereinstimmend, sie hätten für den nächsten Tag eine Verabredung getroffen. Bevor Sie wieder fragen, was mir das sagt: Es sagt mir, dass Sie nicht nur ein kluger, sondern auch ein sehr beliebter Mann in diesem Ort sind.«
    Â»Es sollte mich freuen, wenn das so ist. Besten Dank, dass Sie sich extra die Mühe gemacht haben herzukommen, um mir das mitzuteilen.«
    Pauls Ironie brachte den bis eben genauso bewundernswert ruhigen Harms nun doch aus der Fassung, wenn man es ihm auch nur an einem Zucken seiner Wangenpartie anmerkte. »Gern geschehen«, sagte er und drehte sich um. »Bemühen Sie sich nicht, ich finde allein raus.«
    Kassandra stieß die angehaltene Luft aus, kaum dass Harms die Tür hinter sich zugezogen hatte. »Damit hab ich nicht mehr gerechnet«, flüsterte sie. »Falls er uns Angst machen wollte, hat er das erreicht. Bei mir zumindest. Sieht so aus, als müssten wir uns nicht nur wegen Clemens beeilen.«
    Â»Scheint so«, sagte Paul abwesend. Sein Desinteresse wunderte Kassandra, was er offenbar spürte. »Du hast mich nie wieder gefragt, wo ich gewesen bin in der Mordnacht.«
    Â»Du warst auf dem Friedhof.« Das war eine Feststellung. »Da lag ein Stein auf Karins Grab, der aussieht wie ein Fisch – den hat gar nicht Heinz dort hingelegt, das warst du.«
    Paul hob die Brauen, nur um anschließend den Kopf zu schütteln und sich aufs Sofa zu setzen, wo er mit geschlossenen Augen zu erzählen begann. »Als ich in der Nacht aufwachte, wusste ich sofort, dass ich nicht mehr einschlafen würde. Zwanzig Minuten später lief ich unterhalb des Hohen Ufers an der See entlang und versuchte, an gar nichts zu denken. Ich konzentrierte mich auf das Geräusch der Wellen und darauf, mir bei der Dunkelheit nicht sämtliche Knochen zu brechen, aber einmal stolperte ich doch – und dabei fand ich den Fisch. So einen ähnlichen hatte ich vor Jahrzehnten schon mal gefunden und Karin geschenkt. Gibt es so was wie Schicksal? Die nächsten Stunden verbrachte ich auf dem Friedhof. Ich legte den Fisch auf Karins Grab und blieb lange dort stehen, dann wanderte ich durch die Reihen, über das alte Gräberfeld, zum Grabsteinhügel und zum Grab von Markus Brehmers Onkel und Tante, die einige Jahre vor Karin gestorben waren – ohne je zu erfahren, was aus ihrem Neffen geworden war. Für Markus Brehmer gab es weder eine ordentliche Beerdigung noch eine Trauerfeier, und falls er ein Grab bekam, war es eins ohne Namen. Am Ende stand ich erneut vor Karins Grab und verfluchte Sascha für das, was er ihr und Brehmer angetan hatte.« Paul öffnete die Augen und begegnete Kassandras Blick. »Als es dämmerte, hatte ich gar nicht bemerkt, wie viele Stunden vergangen waren. Trotzdem konnte ich nicht nach Hause gehen, sondern lief zur See zurück. Ich fragte mich, was aus uns beiden werden würde. Ich wusste ja nicht mal, was aus mir selbst werden würde, wenn Sascha seine Drohung wahr machte – er war niemand, dessen Drohungen bloß aus heißer Luft bestanden. Ich wusste nur, dass ich mich nicht erpressen ließ. Da schaute ich den Strandaufgang hoch und sah das Absperrband. Mein siebter Sinn sagte mir, dass ich mir wegen Saschas Erpressung keine Sorgen mehr machen musste. Das mag zynisch klingen, aber es war das, was ich dachte. Bestürzt war ich bloß darüber, ausgerechnet dich wieder mitten im Geschehen zu entdecken.«
    Â»Tut mir leid – schlechte Zeitplanung.« Kassandra lächelte leicht, setzte sich neben Paul und lehnte sich an ihn. Er legte den Arm um sie, und sie erschrak vor sich selbst, weil ihr Körper augenblicklich auf seine Nähe reagierte. Nach allem, was er ihr gerade erzählt hatte, kam ihr das unpassend vor, gleichzeitig erinnerte sie sich an ihr Entsetzen und die furchtbare Leere in ihr, die der Gedanke an seinen Tod an jenem Morgen in ihr hervorgerufen hatten. Möglicherweise war das der Grund dafür, Paul jetzt plötzlich so heftig zu wollen. Sie spürte, wie seine Lippen ihr Haar streiften und sein Daumen ihren Hals entlangfuhr, und drehte sich zu ihm um. Vorsichtig, sanft zuerst, küsste er sie, als hätte er Angst, die neue Vertrautheit, geboren aus dem Gefühl, dass nichts mehr zwischen ihnen lag, zu zerbrechen. Kassandra erwiderte den Kuss – weniger sanft und weniger vorsichtig.
    Â»Kassandra?«
    Sie lag unter der Decke auf dem

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