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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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wandte sich an Kassandra, während er Jonas’ Jacke überzog und den Helm aufsetzte und ihr bedeutete, das Gleiche zu tun. »Mir wär’s lieber, ich müsste dich nicht mitnehmen, aber falls wir sie einholen, kommst du besser mit Mona klar als ich. Halt dich gut fest an mir.«
    Kassandra hatte noch nie auf so einer Maschine gesessen und keine Ahnung gehabt, dass Paul Motorrad fuhr, aber das war kaum das Überraschendste an diesem Tag. Dann heulte die Maschine auf. Kassandra klammerte sich an Paul und fragte sich, ob sie Mona und Inga überhaupt einholen konnten. Kurz darauf hielt sie ihre Chancen für ausgesprochen gut, falls die beiden nicht zwischenzeitlich irgendwo abgebogen waren. Paul nahm keine Rücksicht auf den Sturm, gegen den sie anfahren mussten. Zweifellos holte er alles aus der Maschine raus, sie flogen nur so über die Straße, auf der zu dieser späten Stunde wenig Leute unterwegs waren. Bald erkannte Kassandra vor ihnen rote Rücklichter. Monas Mercedes? Paul holte auf. Nein, das war ein anderer Wagen. Paul raste daran vorbei.
    Während die dunkle Landschaft an ihnen vorüberzog, dachte Kassandra daran, was wohl gerade im »FischLänder« los war. Ob Mirko ebenfalls versuchte abzuhauen und was Ralf Peters tat. Zweifellos würde Heinz Pauls Aufforderung verstanden, aus dessen Manteltasche das iPhone geholt und Dietrich benachrichtigt haben, aber das würde zumindest ihnen beiden nicht viel helfen. Niemand konnte wissen, wohin sie unterwegs waren, was wiederum bedeutete, dass sie und Paul auf sich allein gestellt waren, falls sie Inga und Mona erwischten.
    Inzwischen hatten sie den Ortsausgang von Ahrenshoop hinter sich gelassen und brausten durch den Darßwald. Diese Strecke war schon tagsüber recht dunkel, nachts sah man kaum die Hand vor Augen. Vor ihnen tauchten wieder Rücklichter auf. Wenn auch das nicht Monas Mercedes war, mussten sie und Inga in einer Nebenstraße Zuflucht gesucht haben, vermutlich ohnehin die klügste Entscheidung. Aber zumindest Mona war in Panik gewesen, vielleicht hatte sie Inga angesteckt, da handelte man nicht unbedingt logisch. Sie hatten den Wagen fast eingeholt, die Scheinwerfer erfassten ihn und das Nummernschild. Monas Mercedes.
    Paul fuhr längsseits, und Kassandra erkannte Mona am Steuer. Er versuchte, sie mit Lichthupe zum Anhalten zu bewegen, doch sie sah zuerst nur irritiert zur Seite, nicht damit rechnend, dass sie von einem Motorrad verfolgt wurde. Natürlich konnte sie sie unter den Helmen nicht erkennen, dennoch reichte ihr wohl die Erkenntnis, dass jemand hinter ihnen her war. Sie beschleunigte und zog an Paul vorbei. Nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen, Mona zur Vernunft zu bringen, beschloss er offenbar, ihr einfach weiter zu folgen. Mittlerweile hatten sie auch Born hinter sich gelassen, fuhren erneut durch ein dunkles Waldstück und passierten gerade das Hinweisschild auf Bliesenrade, als Paul das Tempo drosselte. Vor ihnen bog Mona in die Straße nach Bliesenrade ein. An der Einfahrt brachte Paul die Maschine zum Stehen. Er setzte den Helm ab und schaute Monas Rücklichtern nach, denen auch Kassandras Blick beunruhigt folgte.
    Â»Fahr ihnen hinterher«, bat sie mit durch ihren Helm gedämpfter Stimme. Bliesenrade bestand aus ein paar wenigen Häusern am Ende einer Halbinsel, die sich in den Bodstedter Bodden hineinzog. Diese enge Straße, auf der ersten Hälfte links und rechts gesäumt von dichtem Wald, war die einzige Verbindung zur Bäderstraße. Wenn Mona und Inga sich nicht dort verschanzen wollten, blieben ihnen drei Möglichkeiten: Entweder sie stahlen ein Boot am Bliesenrader Hafen und entkamen über den Bodden, was angesichts des Sturms eher ausschied. Oder sie schlugen sich zu Fuß durch, was Inga gelingen mochte, für Mona aber auf High-Heels oder wahlweise barfuß schwierig werden würde. Wenn sie sich für keins von beiden entschieden, kämen sie ihnen irgendwann zwangsweise wieder entgegen. Jede dieser Möglichkeiten setzte allerdings voraus, dass sie vorher keinen Unfall bauten, was, wenn man ihre Geschwindigkeit mit dem Zustand der Straße addierte, das Wahrscheinlichste war.
    Paul setzte den Helm wieder auf und ließ den Motor an. »Festhalten.« Monas Rücklichter waren kaum noch zu sehen, aber dass sie sie überhaupt erkennen konnten, machte deutlich, dass Mona langsamer geworden war. Obwohl auch Paul langsam

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