Fischland-Rache
zurück. »Es gibt keine Beweise, aber eine Menge Indizien, und ich mag keine Zufälle. Von denen der jüngste der ist, dass es Inga Lange mit ihrem zweiten Restaurant ausgerechnet nach Wustrow verschlagen hat statt zum Beispiel nach Berlin. Ist doch merkwürdig, meinen Sie nicht?«
»Nein, warum?«, fragte Kassandra. »Ich war wie Sie davon ausgegangen, dass das durch Mona kam.«
»Vielleicht hat sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Sie haben vorhin gesagt, Sie beide«, er sah kurz zu Paul, »wären zusammen mit Frau Kolbert in Inga Langes Restaurant gewesen. Haben Sie da mit ihr gesprochen?«
»Ja, kurz. Mona hat uns vorgestellt als ihre âºFreunde vom Fischlandâ¹. Was ein klein wenig übertrieben war, sie hatte Paul an diesem Tag selbst erst kennengelernt, wir waren gerade eine Woche zusammen.« In Erinnerung daran musste Kassandra lächeln. Da begriff sie. »Mona hat unsere Namen genannt, auch Pauls natürlich. Und Sie glauben jetzt, dass Inga da bereits eine Verbindung zu Sascha gesehen und sich deswegen Wustrow als zweiten Standort für ihr Restaurant ausgesucht hat, falls Sie wusste, woher Sascha Freese ursprünglich kam? Was hätte sie sich davon versprechen sollen?«
»Weià ich nicht«, gab Dietrich zu. »Ich weià nur, dass ich nun mal keine Zufälle mag.«
»Da kann ich mich nur anschlieÃen«, sagte Bruno. »Aber alles, was Sie eben sagten, fuÃt darauf, dass die Lange mit Sascha zusammengearbeitet hat. Welches Motiv sollte sie gehabt haben, ihn zu töten?« Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. »Wie sind Sie ihr auf die Schliche gekommen? Wärâs möglich, dass er da die Finger drinhatte und sie das erst später rausfand?«
»Nein, jemand aus der Bank wurde misstrauisch, Freese hatte damit nichts zu tun. Ãber Inga Langes Motiv bin ich mir genauso im Unklaren wie Sie.« Dietrich wandte sich an Paul, der das Foto von Inga in der Hand hielt. »Vielleicht irre ich mich, aber die mögliche Verbindung zwischen Inga Lange und Ihrem Bruder lag klar vor mir, als ich von Frau Voà hörte, dass sie hier im Ort ein Restaurant eröffnet hat. Also kramte ich die Fallakten von damals wieder raus und suchte nach einem konkreten Hinweis, den ich aber nicht fand. Ich hoffte, Ihnen würde was dazu einfallen. Weil Inga Lange oder vielleicht sogar Ihr Bruder möglicherweise eine Andeutung gemacht hat. Ich bedauere, wenn ich Ihre Zeit verschwendet habe.« Er seufzte etwas frustriert.
Paul legte das Foto zurück auf den Tisch. »Sascha war am Dienstag im âºFischLänderâ¹. Glaube ich jedenfalls. Ich hab ihn nicht gesehen, nur seine Anwesenheit gespürt. Ich weiÃ, dass das albern klingt, aber es war so, obwohl ich mir einzureden versuchte, es wäre bloà Einbildung. Als ich mich umdrehte, hatte er das Restaurant bereits wieder verlassen. Ich dachte bis eben, er wäre an dem Abend meinetwegen da gewesen, aber das war möglicherweise zu viel der Ehre. Möglicherweise wollte er zu Inga und hat beschlossen, später wiederzukommen, als er mich sah.«
Dietrich hatte sich aufgerichtet. »Vielleicht hat ihn jemand ganz eindeutig gesehen«, sagte er. »Das wäre immerhin ein Anfang. Kennen Sie die Leute, die an dem Abend ebenfalls da waren? Dann könnte ich sie danach fragen.«
»Ein paar«, sagte Paul. »Zwei davon können Sie gleich fragen.« Er deutete auf Kassandra und Bruno, die synchron den Kopf schüttelten. Kassandra hatte nur noch einen Mantelzipfel gesehen und Bruno überhaupt nichts. Paul zählte noch einige Wustrower auf, auch Violetta und Jonas. »Der ist allerdings in Urlaub.«
Dietrich notierte sich die Namen und sagte schmunzelnd: »Ich hatte mich schon gewundert, dass Herr Zepplin diesmal nicht mit von der Partie ist. Sie vertreten ihn durchaus würdig, Herr Ewald.«
Bruno gluckste. »Besten Dank. Wenn Sie wollen, kann ich das gern weiter tun. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob es klug ist, wenn Sie losgehen und Erkundigungen darüber einziehen, wer wen am Dienstagabend im âºFischLänderâ¹ gesehen hat â erst recht nicht, wenn Sie dabei Sascha Freese erwähnen. Das wäre ziemlich schnell rum und würde in Nullkommanichts auch bei Inga Lange ankommen.«
»Sehe ich das richtig: Sie schlagen vor, das etwas
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