Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
Vom Netzwerk:
Charakterstudie von Clemens Meisner nicht restlos zufrieden wirkte.
    Â»Sie meinen, er ist eher ein Planer?«, hakte Dietrich nach.
    Â»Richtig. Davon abgesehen hat er für meinen Geschmack zu viel Wert darauf gelegt, Heinz als Schuldigen abzustempeln.« Kassandra wandte sich erneut an Paul. »Wie gut kannte er ihn früher eigentlich?«
    Â»Eher weniger, aber Heinz hat mit seiner Art schon immer polarisiert. Da muss man ihn nicht besonders gut kennen, um ihn entweder zu mögen oder nicht.«
    Â»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Kassandra. »Was ich meinte, war aber, ob er einen Grund haben könnte, Heinz die Schuld in die Schuhe zu schieben – oder ob er aus einer alten Aversion heraus schlecht über ihn geredet hat.«
    Paul dachte nach. »Mir fällt bloß ein einziger nennenswerter Vorfall ein, bei dem die beiden aneinandergerasselt sind. Heinz war zu der Zeit ABV in Wustrow.«
    Â»Richtig, ich hab in seiner Personalakte gelesen, dass Herr Jung hier Abschnittsbevollmächtigter war, und mich gewundert«, sagte Dietrich. »Soweit ich weiß, sind doch gerade in ausgesprochenen Urlaubsgebieten hauptsächlich Polizeioffiziere ABV gewesen, er war aber nur Obermeister.«
    Â»Für Heinz hat selbst die Volkspolizei eine Ausnahme von der Regel gemacht. Er mag als Person polarisieren, aber er war schon immer ein ausgezeichneter Polizist, und er lebte hier. Da bis auf den Rang alles passte, hat man großzügig darüber hinweggesehen. Pech für Clemens, weil Heinz seine Augen überall hatte – selbst zu den ungewöhnlichsten Zeiten. Er hat ihn und ein paar seiner Kumpel bei einem mitternächtlichen Autorennen auf der Thälmann-Straße erwischt und …«
    Â»Bei was? Einem Autorennen mit Trabbis?«, unterbrach ihn Kassandra ungläubig.
    Â»Kassandra, Liebes, wenn alle bloß Trabbis haben, sind die Chancen weitaus fairer verteilt«, sagte Paul belustigt. »Das Problem war eher, dass eben nicht alle einen hatten, zwei Jungs mussten sich einen … borgen, Clemens gehörte dazu. Am Ende haben die betroffenen Autobesitzer zwar auf Anzeigen verzichtet, aber einen Trabbi zweckzuentfremden war nicht das Einzige, was Clemens sich in der Nacht geleistet hatte. Er wollte nämlich abhauen und hat Heinz im Eifer des Gefechts eine verpasst, was Heinz wiederum gar nicht lustig fand.«
    Â»Hat er deswegen was unternommen?«
    Â»Wie man’s nimmt. Heinz war immer sehr korrekt. Das wussten alle, deswegen gingen Clemens und die meisten anderen davon aus, dass Heinz den tätlichen Übergriff auf ihn weitergeleitet hatte, was logischerweise Konsequenzen sowohl für Clemens’ künstlerische als auch sonstige Zukunft haben würde. Heinz ließ ihn schmoren, zwei Monate lang, bis er ihm sagte, der Vorfall sei vergessen. Das waren vermutlich die bis dahin längsten zwei Monate in Clemens’ Leben. Ob die alte Geschichte reicht, Heinz jetzt noch eins auswischen zu wollen, möchte ich allerdings bezweifeln.«
    Â»Ich ebenfalls«, stimmte Dietrich zu, »aber es mag ja zwischenzeitlich völlig neue Gründe geben, die wir nicht kennen. Wo wir gerade bei den beiden sind, können wir festhalten, dass Meisner am Dienstag ein Konzert in Lübeck gegeben hat. Das schließt wohl aus, dass er da Gelegenheit hatte, die Waffe zu stehlen. Was ist mit Mittwoch?«
    Â»Als Heinz im ›Dünentraum‹ mit Sascha gestritten hat, kann er noch nicht in Wustrow gewesen sein«, sagte Kassandra. »Aber Thomas Hartmann hat erzählt, er hätte Heinz abends im ›Hakuna Matata‹ gesehen. Er war gegen halb zehn noch dort, das wäre für Clemens Meisner möglich gewesen.«
    Â»Gut«, sagte Dietrich. »Wir sind vorhin übrigens ganz über Meisners Lebenslauf hinweggekommen – sehr fleißig, sehr fix mit dem Studium fertig, sehr zielstrebig, sehr gefördert. Trat schon zu DDR -Zeiten im Westen auf und ist nach der Wende die Karriereleiter immer weiter nach oben geklettert. Alles in allem bemerkenswert – insbesondere die Tatsache, dass ich im polizeilichen Informationssystem auf ihn stieß.«
    Â»Was?«, fragte Paul.
    Â»Wie bitte?« Bruno drückte sich kultivierter aus, schien aber nicht weniger schockiert zu sein.
    Â»Weswegen?«, wollte Kassandra wissen, die zwar auch überrascht, aber nicht so entsetzt war wie die beiden Männer.
    Â»Wenn

Weitere Kostenlose Bücher