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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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mehr, euch zu warnen«, flüsterte er.
    Â»Nicht deine Schuld. Mir tut’s leid, dass ich dich da reingezogen habe. Wo ist er?«
    Bruno deutete nach hinten. »Wohnzimmer.«
    Kay Dietrich stand mit dem Rücken zu ihnen am Fenster, als könnte er draußen etwas sehen. Er trug noch seinen Mantel, anscheinend hatte Bruno ihn nicht gebeten, es sich bequem zu machen. Bei ihrem Eintreten drehte er sich um. Kassandra bemerkte sofort, dass er sich auf einen Stock stützte.
    Â»Sagen Sie, Herr Freese«, begann er ohne Vorrede, »wie gut kennen Sie Inga Lange?«
    Einen Augenblick blieb es still im Raum. Kassandra hätte über Dietrichs Frage nicht erstaunter sein können, und auch auf Pauls und Brunos Gesichtern zeichnete sich Überraschung ab.
    Â»Inga?«, wiederholte Paul.
    Â»Ja. Hat sie …« Dietrich zuckte zusammen, seine Finger krampften sich um den Griff des Stocks. Er wandte sich an Bruno. »Darf ich mich setzen?«
    Â»Hm«, machte Bruno unbestimmt.
    Dietrich fasste das als Ja auf, zog seinen Mantel aus, ließ sich in einem Sessel nieder und wartete, dass die anderen sich ebenfalls setzten. Doch Kassandra, Paul und Bruno blieben wie ein Verteidigungswall stehen.
    Â»Warum kommen Sie nicht zur Sache und sagen, weshalb Sie hier sind?«, fragte Paul.
    Â»Für gewöhnlich sage ich, was ich meine. Wenn ich mich also nach Inga Lange erkundige, können Sie davon ausgehen, dass ich ihretwegen hier bin. Falls Sie sich allerdings fragen, warum wir uns dazu ausgerechnet bei Herrn Ewald treffen – er ist ein ziemlich gutes …«, Dietrich verzog die Mundwinkel, » Alibi für einen offiziellen Besuch in Wustrow, bei dem es nicht auffällt, dass ich auch mit Ihnen beiden rede. Sie sind eben zufällig zu Besuch gekommen, als ich Herrn Ewald etwas näher nach seinen Andeutungen über die Motive einiger Leute fragen wollte, die ein Interesse am Tod von Sascha Freese haben könnten. Würden Sie sich jetzt bitte alle setzen? Es ist etwas mühsam, zu Ihnen hochzusehen.«
    Bruno fing sich als Erster. »Klingt nach einer längeren Besprechung. Wollen Sie ein Bier? Ich hab Rostocker Bock Dunkel im Kühlschrank. Oh, Entschuldigung, dürfen Sie wahrscheinlich nicht, Sie sind im Dienst. Oder nicht?«
    Dietrich lächelte. »Ich bin vor allem mit dem Wagen da. Ein Wasser wäre nett.« Er schaute zu Paul, der sich mit Kassandra auf Brunos leicht zerschlissenes Ledersofa gesetzt hatte. »Sie sehen aus, als würden Sie immer noch überlegen, mich zu einer Romanfigur zu machen.«
    Â»Das lass ich doch lieber«, meinte Paul. »Meine Leser würden mir vorwerfen, jemand wie Sie sei total unglaubwürdig.«
    Â»Ich hab noch nie viel Wert darauf gelegt, zu sein, wie man mich gern hätte. Sie etwa?«
    Â»Nicht sonderlich.«
    Kassandra sah zwischen den beiden hin und her und dachte zum gefühlt hundertsten Mal über die Unterhaltung auf Schloss Münkwitz nach, die sie mitangehört hatte. Sie war davon ausgegangen, dass Dietrich wirklich glaubte, Paul habe ein Alibi – was anscheinend gar nicht der Fall war. Paul hatte gefragt, wieso Dietrich das für ihn tat – etwas zurückzuhalten, was ihn belasten könnte. Kassandra begann zu verstehen, warum. Sie waren einander ähnlicher, als man auf den ersten Blick annehmen mochte.
    Â»Sie haben gesagt, Ihre Kollegen betrachten den Fall als so gut wie abgeschlossen«, sagte sie nun. »Wundern die sich nicht, wenn Sie trotzdem so beharrlich weitermachen – mit Bruno oder sonst wem?«
    Â»Ich bin ein gründlicher Mensch. Manchen zu gründlich. Wundern wird sich niemand, höchstens die Augen verdrehen.«
    Inzwischen war Bruno zurückgekehrt, mit Wasser für Dietrich und Kassandra und Bier für Paul und sich. Dietrich drehte sein Glas zwischen den Fingern und beobachtete die nach oben steigenden Bläschen, bevor er Paul ansah. »Hat Inga Lange je mit Ihnen über Ihren Bruder gesprochen?«, nahm er unvermittelt das Thema wieder auf.
    Â»Nein. Nie. Das heißt, sie hat mir ihr Beileid ausgedrückt. Es hat sich schnell rumgesprochen, wer der Tote auf dem Hohen Ufer war, davor dürfte sie nicht gewusst haben, dass ich überhaupt einen Bruder hatte.«
    Â»Sind Sie sicher? Ich habe mich ein bisschen schlaugemacht. Danach scheint es zumindest, als sei Inga Lange durch Mona Kolbert nach Wustrow

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