Fischland-Rache
holen, wenn du schon mal da bist.«
Kassandra griff in ihre Manteltasche, in der sie immer ein bisschen Kleingeld hatte, und ging zum Automaten. Kurz darauf stellte sie die Dose vor ihn hin. Er öffnete sie, nahm einen Schluck, wobei er sie unablässig beobachtete, und stellte sie mit einem lauten Knall zurück auf den Tisch. Kassandra schrak zusammen.
»Was verschafft mir die Ehre?«, fragte er.
Sie hatte Sven seit der Verhandlung, bei der sie gegen ihn ausgesagt hatte, nicht mehr gesehen und auch nicht vorgehabt, ihm je wieder freiwillig zu begegnen. Ihr Exmann saà wegen Wirtschaftskriminalität, er hatte seine Finger in mehreren dubiosen Geschäften gehabt, auch in welchen mit Immobilien. Demnach war es immerhin möglich, dass er ein paar Dinge über Sascha Freese wusste. Sie hatte keine Ahnung, ob er ihre Fragen beantworten würde, er hätte aus seiner Sicht gute Gründe, sie zum Teufel zu schicken. Aber für Heinz musste sie es wenigstens versuchen.
»Ich brauche Informationen.«
»Informationen«, sagte er ungläubig. »Welche Art Information könnte ich dir wohl geben? Schon vergessen, dass ich hier drin versauere, unter anderem deswegen, weil du unbedingt deinen Mund aufreiÃen musstest?«
»Das hab ich nicht vergessen. Unter anderem deswegen, weil du vor sechs Monaten der Polizei gegenüber unbedingt lügen musstest, damit die mich verdächtigen, an einem Mord beteiligt zu sein.«
»Du musst schon entschuldigen, aber der Versuchung konnte ich nicht widerstehen«, feixte Sven. »Der Bulle, der mich befragt hat, war völlig wild darauf, dir eins reinzuwürgen. Ich dachte eben, ich bin ihm ein bisschen behilflich.«
»Er wusste das sicher zu würdigen«, sagte Kassandra bissig. Svens Lüge hatte ihr einigen Ãrger bereitet. »Jetzt könntest du zur Abwechslung mir behilflich sein. Wenn du nicht willst, sagâs einfach, dann gehe ich sofort und werde dich nie wieder belästigen.«
Sven beugte sich ein Stück vor. »Was willst du wissen?« Anscheinend hatte sie immerhin seine Neugier geweckt.
»Alles über Sascha Freese.«
»Sascha Freese? Kenn ich nicht. Wer soll das sein?«
Kassandra lieà sich nicht täuschen. Leider hatte sie während der ersten Zeit ihrer Ehe nicht erkannt, wann er log, aber irgendwann war ihr aufgefallen, dass sich bei diesen Gelegenheiten seine Nasenlöcher ein winziges bisschen weiteten. Er log auch jetzt.
»Er war Immobilienmakler in Stralsund«, erklärte sie trotzdem geduldig.
»Aha. Und?«
»Du kennst dich mit Immobiliengeschäften aus, also â¦Â«
»Warte mal«, unterbrach er sie, plötzlich mit offenem Interesse. »Hast du gerade gesagt âºwarâ¹? Hat er sein Geschäft aufgegeben?«
»Kann man so sagen. Er ist tot.«
Sven schürzte die Lippen. »Du wärst kaum hier, wenn er friedlich im Bett gestorben wäre. Was ist passiert?«
»Er wurde erschossen«, bestätigte Kassandra seine Vermutung, was er unbewegt aufnahm. »Scheint dich nicht zu überraschen. Warum nicht?«
»Ts, ts, ts.« Sven schüttelte den Kopf. »Nicht so schnell. Ich würde zu gern erst wissen, was du mit dem zu schaffen hast.«
»Die Polizei glaubt, mein Onkel hat ihn umgebracht.«
»Du hast einen Onkel? Ich dachte, du wärst ganz allein auf der Welt.«
»Ist eine längere Geschichte.«
»Mir stehen pro Monat zwei Stunden Besuch zu.« Sven wies auf die Uhr an der Wand zu ihrer Linken. »Das heiÃt, uns bleiben noch hundertzehn Minuten.«
Wenn sie was erfahren wollte, musste sie nach seinen Regeln spielen, sosehr ihr das auch gegen den Strich ging. In knappen Worten erzählte sie von ihrem Leben in Wustrow, nur Paul lieà sie unerwähnt.
Sven wusste offenbar nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Du lebst jetzt in diesem Kaff, wo ich â¦Â«
»Ja.«
»Na, groÃartig. Und weswegen hat nun dein Onkel Sascha Freese umgenietet?«
»Er hatâs nicht getan. Ich weià auch nicht, warum er es hätte tun sollen. Er sagt nichts, er schweigt bloÃ.«
»Er ist in U-Haft und schweigt? Beteuert nicht mal seine Unschuld? Harter Knochen. Wär mir nicht so sicher wie du, dass er nichts damit zu tun hat.«
»WeiÃt du nun etwas über Sascha oder nicht?« Kassandra wurde ungeduldig.
»Sascha, soso. Kassy, mein Täubchen, hast du mir
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