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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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die Hochseefischerei zu fachsimpeln, die in Pauls nächstem Roman wirklich eine Rolle spielte. Kassandra konnte nichts zur Diskussion beitragen, weil sie absolut keine Ahnung davon hatte. Sie lehnte sich zurück und beobachtete die beiden Männer, die ganz im Thema aufgingen, lebhaft gestikulierten und bald wieder konzentriert über einer Textstelle in Pauls Manuskript saßen. Als Dietrich sich gegen elf endlich meldete, musste sie sich erst wieder an den Gedanken gewöhnen, dass ihre Welt gerade nicht so friedlich war, wie es den Anschein hatte.
    Paul und Bruno saßen schon am Schreibtisch, Kassandra setzte sich dazu und schaute auf das Display des Notebooks, von dem aus Dietrich in die Runde grüßte. Er saß vorgebeugt auf einem anthrazitfarbenen Sofa, im Hintergrund erkannte Kassandra ein prall gefülltes Bücherregal. Anscheinend war er zu Hause.
    Â»Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, war viel los heute. Kommen wir gleich zur Sache. Herr Ewald, ich würde gern mit Ihnen anfangen – gibt’s Neuigkeiten über etwaige Zeugen am Dienstagabend im ›FischLänder‹?«
    Â»Ich hab ein paar der Leute von Pauls Liste … getroffen. Zufällig natürlich.« Bruno schmunzelte. »Einer davon saß relativ nah an der Restauranttür, er kriegte jedes Mal mit, wenn jemand kam oder ging, weil es von draußen zog. Einmal hat ein Mann in der Tür gestanden und sich suchend umgeschaut. Mein Informant sagt, er ist sich ziemlich sicher, dass das Sascha war.«
    Â»Erst im Nachhinein, nachdem er wusste, was passiert war, oder schon an dem Abend?«
    Â»Schon da. Er sagte, es hätte ihn fast der Schlag getroffen, dann hat seine Frau was zu ihm gesagt, er war abgelenkt, und als er zum zweiten Mal hinsah, war Sascha verschwunden.«
    Dietrich nickte. »Sonst noch jemand?«
    Â»Bisher nicht. Ich glaube schon, dass Sascha da war, nur ob er wegen Inga kam oder wegen Paul, bleibt unklar. Wir wissen ja nicht mal mit Sicherheit, ob er Inga überhaupt kannte.«
    Â»Stimmt, wir wissen das nicht. Trotzdem deutet heute ein Stück mehr darauf hin als gestern«, schaltete sich Kassandra ein. Sie spürte, dass sich sowohl Pauls als auch Brunos fragende Blicke auf sie richteten, doch sie zog es vor, sich auf Dietrich zu konzentrieren. »Ich war in der JVA Stralsund.«
    Â»Wie haben Sie es geschafft, Heinz Jung zum Reden zu kriegen? Ich habe mein Glück heute leider umsonst bei ihm versucht, er mauerte wie jedes Mal.«
    Â»Ich war nicht bei Heinz«, stellte Kassandra klar.
    Beinah sofort zeichnete sich Verstehen auf Dietrichs Gesicht ab. »Sie waren bei Sven Larsen.«
    Kassandra hörte, dass Paul eine abrupte Bewegung machte, und entschied, weiterhin nur Dietrich anzusehen. »Ja. Immobilien und krumme Geschäfte sind Sven ja vertraut, ich dachte, er könnte was über Sascha wissen.« Kurz berichtete sie, was sie erfahren hatte.
    Â»Das klingt auf den ersten Blick vielversprechend«, meinte Dietrich. »Bedauerlicherweise sagt Herr Larsen meiner leidigen Erfahrung nach gern das, was andere hören wollen. Warum sollte er diesmal eine Ausnahme gemacht haben?«
    Â»Weil er keine Ahnung hatte, worum es mir im Detail ging. Selbst wenn er wissen sollte, was aus der unscheinbaren Frau, die er damals sah, geworden ist – gesetzt den Fall, wir liegen richtig –, hatte ich Inga zuvor mit keinem Wort erwähnt, und nachher übrigens ebenso wenig. Natürlich kann ich es nicht beschwören, aber ich denke, er hat die Wahrheit gesagt.«
    Â»Dann ziehen wir das in Betracht. Obwohl ich im Laufe meiner Recherchen heute schon an meiner eigenen Theorie, die beiden könnten bei dem Immobilienbetrug gemeinsame Sache gemacht haben, zu zweifeln begonnen habe.« Dietrichs Blick richtete sich auf Paul. »Michael Lange.« Es kostete ihn sichtlich Überwindung weiterzusprechen, ein flüchtiger Ausdruck des Mitgefühls huschte über seine Züge.
    Kassandra nutzte die Pause, um Paul endlich doch anzusehen, der tonlos sagte: »Sie müssen nicht drum rumreden. Micha ist tot, richtig?« Er erzählte von seinem Anruf bei dessen Vater, worauf Dietrich nickte.
    Â»Durchaus verständlich, dass Herr Lange so reagiert hat.« Er griff nach einem Blatt, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. »Michael Lange heiratete bald nach seiner Entlassung und wollte wieder im normalen Leben Fuß fassen,

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