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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Grußes nur tonlos: »Du hättest nicht kommen sollen.«
    Â»Allmählich gewöhne ich mich an die Umgebung«, erwiderte sie und erntete zumindest einen typischen Reflex: Seine linke Braue rutschte in die Höhe – Zeichen seiner Überraschung. Dennoch hakte er nicht nach. Sie war sich nicht sicher, ob es ihn nicht interessierte oder ob er schlicht nicht reden wollte, und erklärte von sich aus, was sie zuvor hierhergeführt hatte. Diesmal hatte Heinz sich unter Kontrolle, nichts verriet, was er von ihrer Aktion hielt.
    Â»Heinz«, sagte sie entmutigt. »Würde es dir was ausmachen, mit mir zu reden?«
    Heinz holte tief Luft. »Du spielst also wieder Detektiv, ja? Hätte ich mir denken können. Hör zu, Kassandra, lass es bleiben. Gelegentlich weiß die Polizei, was sie tut, auch ganz ohne deine Hilfe. Ich war schließlich selbst lange genug bei dem Verein, ich kann’s beurteilen.«
    Â»Aber …«
    Mit einer Handbewegung schnitt Heinz ihr das Wort ab. »Ich hab gesagt, du sollst es sein lassen. Du wirst auch nicht mehr aus mir rauskriegen als Herr Dietrich und dieser Anwalt, die mir dauernd auf die Nerven fallen. Ich hab nichts zu sagen.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, eine unbewusste Geste, die Kassandra verriet, dass ihn das alles weit mehr mitnahm, als er zugeben wollte. »Wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst«, sagte er, »könntest du mir ein paar meiner Bücher schicken, die Anstaltsbibliothek ist …«
    Â»Clemens Meisner«, unterbrach ihn Kassandra. »Ich nehme an, du erinnerst dich an ihn? Er scheint ein ziemlich gutes Motiv zu haben, Sascha aus dem Weg zu räumen.«
    Â»Clemens?« Heinz stieß sein meckerndes Lachen aus, das seltsam unpassend klang in dieser Umgebung. »Du verdächtigst unseren Meisterorganisten? Anscheinend hast du deinen guten Riecher verloren. Clemens kann außer Orgelspielen nur noch eins gut: den Mund aufreißen.«
    Â»Hunde, die bellen, beißen nicht?«
    Â»Exakt.«
    Â»Komisch. So was Ähnliches hat Paul über dich gesagt.«
    Â»Paul?« Zum ersten Mal sah Heinz verunsichert aus. »Der kennt mich natürlich besonders gut.«
    Â»Er kennt dich lange. Und er glaubt ebenso wenig wie ich, dass du Sascha ermordet hast.«
    Â»So. Paul ist, auch wenn du das gern hättest, nicht unfehlbar. War die Sache mit Clemens seine Idee? Darf ich fragen, wie er darauf kam?«
    Froh, dass Heinz endlich Interesse zeigte an dem, was sie zu berichten hatte, erzählte sie von Saschas Notizbuch. Hätte Heinz’ Haaransatz nicht gar so weit oben begonnen, wäre seine linke Braue darunter verschwunden.
    Â»Paul hat das Notizbuch entschlüsselt und ist der Einzige, der weiß, was drinsteht? Kassandra, du taugst weder zur Polizistin noch zur Detektivin, wenn du nicht mal auf den Gedanken gekommen bist, dass das, was Paul behauptet, nur eine von drei Möglichkeiten ist. Die zweite: Er konnte Saschas Code überhaupt nicht knacken und hat was erfunden. Die dritte: Er hat ihn zwar entschlüsselt, aber das, was drinsteht, ignoriert und stattdessen das erzählt, was ihm am besten in den Kram passt.«
    Wie vom Donner gerührt starrte Kassandra Heinz an, alle Zweifel in Bezug auf Paul wieder vor Augen – bis ihr klar wurde, wie unsinnig das war, weil auf Clemens eine Menge mehr als nur Saschas Notizbuch hindeutete. Beschämt über sich selbst, fuhr sie ungerechterweise Heinz an: »Warum tust du das? Willst du, dass ich glaube, Paul hätte seinen Bruder getötet? Ich weiß ja, dass ihr immer noch ein paar Schwierigkeiten miteinander habt, aber …«
    Alle Farbe wich aus Heinz’ Gesicht. »Nein! Um Himmels willen, Kassandra, nein!«
    Â»Was dann?«
    Â»Er liebt dich. Paul ist verrückt genug, etwas zu erfinden, damit es dir besser geht, egal, wie hoffnungslos das ist. Wenn Paul liebt, dann …«
    Â»Was … dann?«, wiederholte Kassandra, als Heinz verstummte. Sie spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen. »Was dann?«, wiederholte sie erneut, nahezu unhörbar diesmal.
    Â»Dann will er nicht, dass derjenige, den er liebt, verletzt wird«, führte Heinz den Satz zu Ende. »Wir wissen nicht, was in dem Notizbuch steht – stell dir vor, es ist was über deine Mutter, vielleicht sogar über deinen unbekannten Vater, und Paul ist der Meinung, dass du das besser

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