Fish im Trüben
Erstaunen und Entzücken eines gebeugten chinesischen Großvaters eine perfekte Rockhoch-Nummer brachte und schwarze Strümpfe, Hüftgürtel und Spitzenhöschen enthüllte.
Als wir uns lachend trennten, um ein Taxi zu finden, sagte ich: »Geh schonend mit Reg um, sonst wirst du noch wegen Totschlags angeklagt.«
Ich brauchte Beziehungen, um an Dr. Wu ranzukommen, also nahm ich Kontakt mit Wayne Wong auf, der mit mir in einem rauhen Viertel in der Innenstadt aufgewachsen war. Wayne und ich hatten Beleidigungen, Schläge und Murmeln ausgetauscht und schließlich sogar ein paar Geheimnisse und hatten uns im Laufe der Jahre sporadisch gesehen.
Wayne stammte aus einer armen, hart arbeitenden chinesischen Familie, aber er hatte nicht auf seinen Anteil am Australischen Traum warten wollen und war seit seiner Kindergartenzeit ein Gauner. Er war immer noch in jeden Schwindel verwickelt, der gerade ablief. Im Moment machte Wayne Public Relations für die Chinesische Gesellschaft Australiens — offiziell jedenfalls; in Wirklichkeit kanalisierte er die Spenden der chinesischen Gemeinde in die politischen Parteien. In gewissen Kreisen hätte man ihn einen Lobbyisten genannt.
Zweisprachig und schmeichlerisch wie er war, hatte Wayne sich mit seinen Talenten ein großes Haus in Randwick, eine reizende blonde australische Frau, zwei kleine Wongs, die am Gymnasium Violine lernten, einen Mercedes-Benz und einen Volvo-Kombi verschafft, und vor kurzem — wenn man meinen Quellen bei den Paddo-Woollahra-Kriegsveteranen Glauben schenken konnte — eine chinesische Freundin.
Als wir uns zum Lunch bei »Mario’s« trafen, trug Wayne einen teuren, glänzenden Anzug und eine schwere goldene Armbanduhr.
»Dir geht’s gut, wie man sieht«, bemerkte ich. »Gut im Geschäft?«
»Als PR-Mann hat man es nicht leicht.«
Ich prustete verächtlich. »Spar dir diesen Scheiß für andere auf, Wayne; du mußt mir einen Gefallen tun.«
»Ich weiß nich, Kumpel...«
»Warte doch erst mal, was es ist, Herzchen. Du könntest feststellen, daß du mir helfen willst.«
»Also, was willst du, Sydney?« fragte er resigniert und zündete sich mit einem protzigen Feuerzeug eine Zigarette an.
»Ich muß mit Stanley Wu sprechen.«
Das Feuerzeug stoppte mitten in der Lyft. »Dr. Wu? Du willst zu Dr. Wu? Scheiße, warum, wenn mir diese Frage erlaubt ist?«
»Ich möchte ein paar Informationen in gewisse Kanäle bringen.«
»Welche Kanäle?«
»Ich will jemanden sehr Wichtiges wissen lassen, daß Monique Ling sehr unglücklich darüber ist, daß ihr Mann sich eine Mätresse genommen hat.«
»Mein Gott! Du arbeitest für Monique Ling?«
»Nein, ich arbeite für die große Schwester der Mätresse, Grace Ho.«
Er pfiff. »Und jetzt steckst du zwischen Grace Ho und Raymond Ling. Sydney, ich hoffe, du hast eine hervorragende Lebensversicherung. Ohne mich.«
»Bevor du dich entscheidest, Wayne«, sagte ich mit einem scheißfreundlichen Grinsen, »wie geht’s Pat?«
»Pat geht’s gut«, sagte er mißtrauisch.
»Und den Kindern?«
»Den Kindern geht’s großartig.«
»Das ist gut. Ich dachte, Pat wäre vielleicht verärgert.«
»Worüber?«
»Über das, was du Donnerstag abends machst, wenn sie denkt, daß du in Macquarie bist und Jura studierst.«
»Du Arschloch.«
»Wayne, ich will bloß mit Dr. Wu bekannt gemacht werden. Du bist ein einflußreiches Mitglied der chinesischen Gemeinde, ich bin sicher, daß du einen Weg findest.«
Ich rief einen Kellner und zahlte die Rechnung. Das war das mindeste, was ich tun konnte, und Grace würde die Zeche sowieso übernehmen. Wayne überlegte und starrte in seinen Chardonnay-Semillon. »Ruf mich an, wenn du einen Termin hast, Kumpel«, sagte ich. »Und liebe Grüße an Pat.«
Befriedigt, weil er das in die Wege leiten würde, rief ich Grace an und sagte ihr, es sei an der Zeit, daß Monique Ling von ihrer Rivalin erfahre. Falls sie es nicht durch einen außergewöhnlichen Zufall bereits wußte.
»Ist das eine gute Idee, Sydney?«
Ich sagte ja und erzählte ihr, warum. »Wir werden da ein bißchen chinesische Psychologie anwenden, Grace. Wenn wir Monique auf Raymond Ling hetzen und ihre Familie gegen seine kämpfen lassen können, dann wird ganz Chi-natown Partei ergreifen. Wenn ich mich nicht irre, gibt es eine Menge mächtiger Leute, die in der Öffentlichkeit keine schmutzige chinesische Wäsche gewaschen haben wollen. Ich denke, sie werden ein bißchen Druck ausüben, damit Precious wieder zu ihrer
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