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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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weiß, wo Precious ist, Mr. Fish«, sagte Grace. »Und ich bin sicher, daß ich sie ohne Hilfe unversehrt zurückholen kann.« »Wo ist sie?«
    »Ich bin nicht berechtigt, das preiszugeben, Mr. Fish.«
    »Also bin ich den Fall los.«
    »Ja. Sie waren äußerst hilfreich.«
    Sie schrieb mir einen Scheck aus und brachte mich zur Tür. Ihr Ausdruck hatte sich nicht verändert, aber sie stand unter neuerlicher Anspannung. Ich hatte Grace genau beobachtet und dabei entdeckt, daß es unterschiedliche Grade der Undurchdringlichkeit gab. Mittlerweile konnte ich kleine Zeichen aufspüren, die mir verrieten, was in ihrem Kopf vorging. Sie war besorgt.
    Für mich sah das so aus, als hätte sich jemand Precious gegriffen und Grace unter Druck gesetzt, aber wenn sie keine Hilfe wollte, dann konnte ich nichts tun. Ich war nicht mehr im Spiel.
    Aber nicht lange. Drei Tage später erhielt ich die knappe Nachricht von Grace, doch bitte vorbeizukommen.
    Nachdem wir die rituellen Höflichkeiten ausgetauscht hatten, sagte sie: »Ich habe eine Information bekommen, Mr. Fish...«
    »Meinen Sie nicht, daß es an der Zeit ist, uns mit Vornamen anzureden, Grace?« unterbrach ich.
    »Ich habe eine Information bekommen, Sydney«, sagte Grace ohne Zögern. »Precious scheint in einem Luxusappartement im Stadtzentrum zu wohnen, das Mr. Raymond Ling gehört.«
    »Du meinst, Precious wohnt mit Raymond Ling zusammen? Raymond Ling, der die Restaurants besitzt und sehr verheiratet ist mit der reizenden Monique, Königin der Klatschspalten?«
    »Du nimmst das nicht ernst, Sydney.«
    »Sicher doch tue ich das. Ich werde sogar sofort ans Telefon gehen und Raymond Ling sagen, daß ich die Polizei verständige, wenn er deine Schwester nicht innerhalb einer Stunde hierherbringt. Sie ist minderjährig, weißt du.«
    Ich ging zum Telefon. Grace glitt hinter mich und hielt mich mit eisernen Klauen zurück.
    »Bitte, Sydney. So einfach ist das nicht.«
    Das hatte ich mir gedacht.
    Grace setzte sich, weiches Leder über vollkommenen Schenkeln, und sagte: »Precious ist anfänglich nicht freiwillig zu Mr. Ling gezogen, weißt du. Es gab da ein kleines Mißverständnis zwischen Mr. Ling und mir...«
    »Zufälligerweise wegen Geld?«
    »Wegen Geld. Mr. Ling dachte, daß Precious’ Verschwinden mich ermuntern könnte, die Verhandlungen schnell zu einem Ende zu bringen.«
    »Er hat sie gekidnappt?«
    »Ja.«
    »Und du konntest schlecht zur Polizei gehen, weil sie vielleicht Details über dein Geschäft mit Mr. Ling hätte wissen wollen.«
    »Du verstehst meine Lage, Sydney.«
    »Bist du auf Lings Bedingungen eingegangen?«
    »Ich habe ernsthaft daran gedacht, bis ich erfuhr, daß Mr. Ling sich mit meiner Schwester zusammengetan hat und sogar davon spricht, ihretwegen seine Familie zu verlassen.«
    »Wenn man das von der positiven Seite betrachtet, dann heißt das, daß er sie wohl kaum umbringen wird, um an sein Geld zu kommen.«
    »Nein, aber es scheint, daß Precious seine Gefühle erwidert und ein Bündnis mit ihm geschlossen hat.«
    Miss Brooks erwies sich als gute Menschenkennerin. »Sie hat die Seite gewechselt?«
    »Ja. Ich will sie zurück.«
    »Damit du sie erwürgen kannst?«
    »Das wird nicht notwendig sein. Aber ein ausgedehnter Aufenthalt in einem Schweizer Mädchenpensionat könnte ihre Urteilskraft denkbar verbessern, meinst du nicht, Sydney?«
    Ich war erstaunt: Grace Ho hatte fast einen Witz gerissen.
    »Wer weiß etwas über deine kleine Meinungsverschiedenheit mit Ling?« fragte ich.
    Grace schlug die Augen nieder. »Nur wir zwei. Der Grund für diese Meinungsverschiedenheit war eine kleine, private Transaktion...«
    Also hatten Grace und Raymond Ling ohne Wissen des Syndikats Deals gemacht. Grace wollte in Ehren alt werden, ihr unrechtmäßig Erworbenes in Frieden genießen und vielleicht für ihre philanthropische Arbeit für chinesische Rentner mit dem Australienorden ausgezeichnet werden; das hieß, daß ich Precious von Ling zurückbekommen mußte, ohne an die Öffentlichkeit zu gehen und zu enthüllen, warum er sie sich geschnappt hatte.
    »Traust du mir zu, es mit Raymond Ling aufzunehmen?« fragte ich.
    Grace nickte. Sie hatte nicht gerade viele Möglichkeiten. Die Ho-Familie richtete schon genug Schaden in Chinatown an, auch ohne daß Grace die Tür zu Raymond Lings Liebesnest eintrat. Wir vereinbarten, daß sie beim Telefon bleiben würde, sie war gelähmt vor Sorge.
    Ich hatte keinen Schimmer, wie ich vorgehen sollte, aber die Chancen

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