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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Grace sich nicht sofort auf heißen Sohlen zur Gold Coast aufmachte. Wenn sich ihr Netzwerk und ihr Geld mit Gambinos Tiefseefischereiflotte zusammentat, dann konnte Grace sich vom Syndikat lösen und ihren eigenen Laden aufmachen. Ein Triumph des Multikulturellen: eine Hochzeit, die im Himmel geschlossen wurde.
    Ich mußte laut gedacht haben, denn Graces leicht überraschte Stimme beendete meine Kalkulation.
    »Nein, danke, Sydney, ich bin sicher, daß sie sehr glücklich miteinander werden.«

Fischsauce

    Gewöhnlich gehe ich reichen, alten Frauen aus dem Weg: Sie haben zu wenig zu verlieren. Als Barbara Brabazon anrief und mich sehen wollte, hatte ich also gemischte Gefühle. Wie jeder andere auch hatte ich gelesen, daß ihr einziger Sohn Jack, Parlamentsabgeordneter der Liberalen, in einem der westlichen Vororte Sydneys infolge eines Herzinfarktes tot in seinem Auto gefunden worden war, und wie fast jeder andere auch war ich deshalb nicht gerade gramgebeugt.
    Dieser Herzinfarkt hatte Brabazons Mutter wahrscheinlich eine lockere Million gekostet, und 24 Jahre Aufbauarbeit, Intrigen und Deals waren den Bach runtergegangen. Sie kämpfte auf die einzige Art, die sie kannte, gegen die Verzweiflung an: Verleugnung.
    Mit zweiundvierzig galt Brabazon immer noch als vielversprechend: Er war lange genug dabei, um jedem ein Begriff zu sein, aber nicht lange genug, um jeden zu Tode zu langweilen. Er hatte so was wie eine Karriere aus seinem Status als Vietnamveteran gemacht und war zu einer Art Experte und Sprecher für Südostasienpolitik in der Liberal Party geworden. Als die Liberalen in die Opposition gingen, war er eine Zeitlang Schattenaußenminister.
    In der Agent-Orange-Debatte hatte er die Interessen der Veteranen gegenüber der Labor-Regierung vertreten, aber dabei spielten politische Gründe wahrscheinlich eine ebenso große Rolle wie seine Überzeugungen, er hatte sich nie gerade mit Prinzipien überladen. Ich war Brabazon über den Weg gelaufen, als ich die PR-Trommel für Barry Cromer rührte, und er war mir vor Selbstbewußtsein strotzend erschienen, vielleicht überkompensierte er damit sein gutes Playboy-Aussehen und die Geldsack-Herkunft. Aber Reichtum scheint irgendwie bei jedem Persönlichkeitsschäden zu verursachen, ausgenommen bei Heiligen und Quäker-Philanthropen.
    Alles in allem hätte sich Brabazon eines traumhaften Lebens erfreut. Gewöhnliche Leute neigen dazu, Männer wie ihn nicht leiden zu können, obwohl sie dabei kriecherisch und unterwürfig sind. Ich bin da keine Ausnahme.
    Die ehrwürdige alte Dame Brabazon war bekannt dafür, wie Gräfin Rotz daherzustolzieren, und sie litt unter selektiver Amnesie von Namen und Gesichtern. Ich fragte mich, wer ihre Erinnerung an mich aufgerüttelt hatte; wahrscheinlich führte sie mich unter unappetitlich, aber nützlich. Sie empfing mich in hochnäsiger Haltung und exzellentem Tweed in ihrem Wohnzimmer in Point Piper. Ein ausgebeutetes mediterranes Dienstmädchen servierte uns schwachen Tee mit Zitrone und Rührkuchen, der so trocken war, daß er von Lady Dis Hochzeit stammen mußte.
    Nachdem ich dem Gedenken an den Kronprinzen ausreichend Huldigung gezollt hatte, kam Barbara Brabazon zur Sache. »Ich bin mit den Untersuchungen der Polizei nicht zufrieden. Ich möchte, daß Sie herausfinden, was Jack in Strathfield zu tun hatte.«
    »Weiß seine Frau das denn nicht?« fragte ich.
    »Deborah ist sehr aufgewühlt«, antwortete sie mit der Vorsicht eines Verkehrspolizisten in einem Minenfeld. »Sie möchte das gern hinter sich haben. Sie findet sich damit ab, daß Jack durch einen Unglücksfall gestorben ist, und glaubt nicht, daß die Wiederaufnahme der Untersuchungen irgendeinen Sinn hat.«
    Das hörte sich so verdächtig an wie eine Pressemitteilung und war auch genauso glaubwürdig.
    »Aber sie glauben nicht, daß es ein natürlicher Tod
    war?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nur das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmt. Zumindest will ich wissen, wo mein Sohn die letzten Stunden seines Lebens verbrachte.«
    »Selbst wenn es ein bißchen... peinlich werden könnte?« Ich deutete an, daß ihr Sohn diese Welt in den Armen einer übereifrigen Geliebten verlassen haben könnte; er wäre nicht der erste in der australischen Politik gewesen.
    »Ich bin eine alte Frau, Mr. Fish. Ich habe viel in meinem Leben gesehen. Mir hat nicht alles davon gefallen, aber bisher hat mich nichts davon umgebracht. Ich will es wissen — was immer Sie auch

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