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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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schmutzige Jeans, ein Def-Leppard-T-Shirt und Motorradstiefel, er war sehnig und mickrig und hatte den wachsamen Blick, der aus der Erfahrung von Generationen mit der Polizeigewalt stammt. Mit Dreißig würde er die Hälfte seines Lebens in Anstalten verbracht haben und seine Zähne verlieren.
    »Du weißt, was von dir erwartet wird, Terry«, sagte Frost.
    »Jau.«
    »Jau was?«
    »Jau, Sergeant.«
    Wenn man Frost bei der Arbeit beobachtete, wurde klar, daß er nichts persönlich gegen seine Beute hatte; tatsächlich schienen sie sogar gut auf seine Mischung aus Machogewalt und rauher Freundlichkeit zu reagieren. Ich hatte den Verdacht, daß er ihnen ziemlich ähnlich gewesen sein mußte, als er in ihrem Alter war.
    Er ließ Terry Platz nehmen, stellte das Telefon auf Konferenzschaltung, wählte die Nummer, legte dem Jungen den Hörer in die Hand und lehnte sich zurück, um das Schauspiel zu genießen. Das Telefon klingelte lange Zeit, bis eine geschäftsmäßige Stimme sagte: »Ja?«
    »Issat SSC?« fragte Terry.
    »Ja.«
    »Hör mal, Kumpel. Einer von uns hat gehört, du hast da watt...«
    »Wie nennt ihr euch?« fragte die Stimme.
    »JFA«, sagte Terry. »Wir suchen einen Laden, den wir hochnehmen können, Dosen kriegen, weißte...«
    »Das ist euer Problem«, unterbrach ihn die Stimme. »Wenn ich euch ein tag entwerfen soll, dann mach ich das.«
    »Echt, Kumpel? Was nimmse fürn tag?«
    »Fünfzig Piepen.«
    »Eej! Das ist aber ne Menge Asche fürn tag! Wir könnten das für nix machen.«
    »Entweder ja oder nein«, lautete die Antwort. »Es ist teuer, weil es computerdesigned ist.« Das war er. »Wenn du eine Arbeitsprobe von uns sehen willst, dann guck dir morgen früh den 5 Uhr 50 von Hornsby an.« Er legte auf.
    »Gut gemacht, Terry«, sagte Frost. »Ich werd das nicht vergessen.«
    »Fünfzig Piepen für ein beschissenes tag! Der ist verrückt!«
    Als er hinausgeführt wurde, um zurück in die Jugendstrafanstalt von Minda gebracht zu werden, rief ich: »Was bedeutet JFA, Terry?«
    »Just Fuckin’ Around«, rief er über die Schulter. »Wir sind berühmt, Kumpel.«
    »Sind sie das?« fragte ich Frost.
    Er verdrehte die Augen himmelwärts und sagte. »In gewissen Kreisen vielleicht. Lassen Sie uns Somers reinholen.«
    Eine Nachfrage bei Telekom ergab, daß sich das Telefon in einem Raum des alten Lagerhauses am Broadway befand. Das verfallene Gebäude war eine Brutstätte des fehlgeschlagenen Kapitalismus, ein Labyrinth kleiner, ums Überleben kämpfender Unternehmen. Gebeugte alte jüdische Juweliere existierten friedlich neben Heilpraktikern, Prothesengeschäften, einem Wahrsager, einem Schuhladen für Übergrößen und schließlich SSC.
    Trotz des farbenfrohen Zeichens war SSC verlassen. Frost war enttäuscht, aber unbesorgt. »Wir checken einfach heute nacht das Depot ab«, sagte er. »Wollen Sie mitkommen und das Werk Ihres Freundes bewundern?«
    Was konnte ich tun? Ich steckte jetzt völlig mit drin; außerdem wußte ich, von wo aus Sean operierte und konnte ihn jederzeit einsacken.
    Für eine Zeitlang aus der Tretmühle eines Bahnbullen befreit, ging ich zurück in mein Büro, sah die Post durch, stöhnte über die Telefonrechnung und rief Lizzie an.
    »Ich denke, wir haben ihn. Er hat ein verdammtes Graffiti-Design-Consultingunternehmen.«
    »Das finde ich großartig«, sagte Lizzie. »Wir brauchen Unternehmergeist in diesem Land. Vielleicht kann er eine Subvention von der Bundesregierung kriegen und seine Designs nach New York exportieren.«
    »Du nimmst das nicht ernst«, beschwerte ich mich.
    »Sei doch nicht so verdammt moralisch. Du solltest lieber einen Weg finden, wie er seine Talente legal nutzen kann, damit er nicht im verdammten Gefängnis von Bidura oder sonst einem scheußlichen Loch endet und sich an seinen Schnürsenkeln aufhängt.«
    »Was soll ich denn seinen Eltern sagen?« protestierte ich. »Ihn in Ruhe lassen, weil Züge besprayen geistige und künstlerische Bedürfnisse befriedigt? Hör doch auf!«
    »Sei nicht so blöd. Finde ihn und mach ihm ein Angebot. Überzeugend. Dann sprich mit seinen Eltern, triff ein Abkommen mit ihnen. Sie werden wahrscheinlich alles tun, um keinen Knacki in der Familie zu haben. Er muß von dieser Sportlerschule weg und auf eine Kunstschule. Der Junge kann wahrscheinlich ein Vermögen mit dem Entwurf von Plattencovern oder T-Shirts machen.«
    Bewahre mich vor Sozialarbeitern, dachte ich und legte mit einem fest in meinem Ohr sitzenden Floh auf.
    Ich

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