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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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wollte. Alles, nur weg hier, sagte ich. Er schlug einen Kaffee vor und danach einen Trip mit dem letzten Zug nach Cronulla.
    »Das wird Sie wachmachen«, sagte er, und mir gefiel die Art seines Lächelns nicht.
    Der letzte Zug nach Cronulla war voller betrunkener Jugendlicher, die niemanden aufgerissen hatten und darüber nicht erfreut waren. Einige Paare schmiegten sich aneinander und versuchten, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Alle anderen Bewohner der südlichen Vororte saßen schon lange zu Hause und hatten die Riegel vorgeschoben.
    Die meisten Kids gingen uns aus dem Weg: Wir waren zwar Oldies, aber wir waren auch größer als die meisten von ihnen und sahen nicht wie Schwächlinge aus. Als ein paar Rangeleien losgingen, verschärfte sich Frosts Konzentration, aber er blieb ruhig sitzen. Die meisten Leute stiegen in Sutherland aus und verließen den Zug mit einem merkwürdigen Gefühl der Schutzlosigkeit. Frost starrte geradeaus, aber ich fühlte die Energie neben mir und wußte, daß er den ganzen Wagen im Auge behielt.
    Abgesehen von zwei schmuddeligen Typen, die sich wesentlich angetrunkener benahmen, als sie es wahrscheinlich waren, gab es nur noch uns, ein Teenager-Pärchen und einen schnarchenden Geschäftsmann mittleren Alters, der zu lange in der Kneipe gewesen war und ein Gesicht wie ein verschrumpelter Fußball hatte.
    Plötzlich krachte die Verbindungstür auf, und drei Teenager platzten in den Waggon. Sie beschlossen, daß wir anderen zu groß oder zu arm waren, also machten sie sich an den Anzugträger ran, umringten ihn, schüttelten ihn wach und verlangten sein Geld. Als er zu lange nicht reagierte, fing einer der Jugendlichen an, zu schreien und ihn zu bedrohen.
    Das erregte seine Kumpel, die den benommenen Betrunkenen hochrissen und zwischen sich hin und her schubsten. Mein Adrenalinspiegel stieg, und ich sah Frost fragend an. Er schüttelte den Kopf und legte mir seine schwere Pranke Einhalt gebietend auf den Arm. Dann sah ich, warum. Die beiden betrunkenen Teenager sprangen auf und gingen auf die Schläger los, einer ließ seine Marke aufblitzen und sagte ihnen, sie seien verhaftet.
    Natürlich gingen sie ab wie die Raketen, die Bullen hinterher. Als sich das Glück gegen die Guten kehrte, nickte mir Frost zu. Als einer der Möchtegernräuber vorbeirannte, stellte ich ihm ein Bein, und er fiel in Frosts Arme. Der Polizist drehte ihm schnell die Arme auf den Rücken und legte ihm Handschellen an.
    »Nettes Rennen«, sagte ich.
    Inzwischen hatten die Undercover-Männer die beiden anderen festgenagelt.
    Die Polizeiwache in Cronulla war nur einen kurzen Eilmarsch von der Bahnstation entfernt. Ich ging mit; es gab sonst nichts, wohin man um zwei Uhr Samstag morgens in Cronulla gehen konnte. Schon gar nicht in meinem Alter.
    Die Kids wurden vorschriftsmäßig bearbeitet, während ich in dem deprimierenden Wartezimmer döste, dessen einzige Ablehnung aus Plakaten mit den meistgesuchten australischen Kriminellen und Warnungen vor Drogen und Schußwaffen bestand. Schließlich tauchten Frost und seine Mannen auf.
    »Ich hab was für Sie«, sagte Frost und schnipste mir ein Stück Papier zu. Es war eine billige Visitenkarte mit einem stilisierten SSC-Logo in einer Ecke und einer Telefonnummer in der Mitte.
    »Was ist das?«
    »Sad Sack Consultants«, antwortete Frost. »Ihr kleiner Freund hat seinen eigenen Laden aufgemacht.«
    »Mit was?«
    »Das finden wir morgen raus, nicht wahr?« sagte der Polizist mysteriös.
    Die Undercover-Bullen fuhren uns zurück in die Stadt, wobei sie sich ihren nächtlichen Triumph immer wieder gegenseitig erzählten. Als ich endlich ins Bett kroch, hatte ich wilde Träume von Zügen und Tunnels, die Freud wahrscheinlich fasziniert hätten, mich aber nur erschöpften.

    »Konnte der Junge, den Sie festgenommen haben, Ihnen nichts über die Karte sagen?« fragte ich Frost am nächsten Nachmittag, als ich in seinem Büro am Hauptbahnhof einen üblen Instantkaffee aus einem geliehenen Becher trank.
    »Er sagt nein. Hat sie bei einer Besprechung bekommen.«
    »Eine Besprechung?«
    »Ja, das ist ein sehr gut organisierter Haufen. Halten kleine Besprechungen ab, um Informationen auszutauschen. Erzählen sich, welche Läden man knacken kann. So was in der Art. Jedenfalls hat Terry sich bereit erklärt, uns zu helfen.«
    Als Terry in das Verhörzimmer geführt wurde, war er nur noch der Schatten seines früheren großspurigen Selbst. Er trug eine verschlissene Denimjacke,

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