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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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das Risiko einer sofortigen 40-$-Verwarnung hin zerknüllte ich ihn schließlich und warf ihn irgendwo auf dem Pacific Highway aus dem Fenster.

Pennerjagd

    Nach zwei Flaschen Hunter Cabernet träumte ich, daß ich von einer Pfahlramme in ein Loch des Fundaments eines neuen japanischen Hotels gehämmert wurde. Dann wachte ich auf und merkte, daß das Hämmern von meiner Tür kam. Es war drei Uhr morgens.
    Ich schleppte mich aus dem Bett und rief: »Ich komme, Herrgott noch mal!«, aber es kam nur ein Krächzen heraus. Als ich sah, wer es war, fühlte ich mich gleich noch mieser.
    »Laß mich rein, Kumpel«, sagte der schmutzige Säufer vor meiner Tür. Es war Les. Les war schon lange vor meiner Geburt ein Kumpel meines Vaters gewesen. Er hing immer bei uns zu Hause rum, lockte meinen Vater in die Kneipe und machte meine Mutter rasend.
    Über die Jahre hatte der Alkohol Les von einem bulligen Rugbyspieler bei den Easts zu einer hutzeligen Hülle zusammenschrumpfen lassen. Ich hatte ihn seit der Beerdigung meines Vaters nicht mehr gesehen, und er war seitdem böse heruntergekommen. Er war immer schon ein Trinker gewesen, aber jetzt war er ein Penner, der auf der Straße lag.
    Seine Hände zitterten, seine glasigen Augen schwammen, und seine Kleidung stand vor Schmutz. Während ich ihn musterte und versuchte, mir eine anderweitige Verpflichtung einfallen zu lassen, brabbelte er vor sich hin, führte einen kleinen Tanz auf und spähte in den Flur, als erwarte er eine Herde Spinnen oder ein Überfallkommando vom Mars.
    Les war gut zu mir gewesen, als ich ein Kind war; er hatte mir immer ein paar Dollar zugesteckt, wenn er beim Pferde- oder Hunderennen gewonnen hatte, und er sah aus, als würde er auf meiner Türschwelle abkratzen, also ließ ich ihn rein. Ich prallte zurück, als er sich an mir vorbeidrückte — er stank wie eine üble Kneipe an einem Samstagmorgen.
    »Hast du irgendwas zu trinken?« fragte er und kippte in einen Sessel.
    »Tut mir leid«, sagte ich, »mir ist sämtlicher Stoff ausgegangen.«
    Als er zu stöhnen anfing, kapitulierte ich und gab ihm ein Bier. Er trank es wie ein Mann, der gerade noch mal dem Delirium tremens entkommen ist.
    Leidlich wiederhergestellt, fragte er: »Kann ich hier fürn paar Tage bleiben, Syd?«
    »Haben sie dich jetzt endlich aus dem Obdachlosenasyl rausgeworfen?« fragte ich.
    »Es ist ernst, du Scheißkerl. Da sind ein paar Leute hinter mir her.«
    »Grüne Leute?« fragte ich.
    »Ehrlich, Mann«, stöhnte er. »Jemand will mich umbringen. Garnet schlief letzte Nacht in meinem Bett, und irgendein Bastard hat ihn in Flammen gesetzt. Jacko hat es gerade noch rechtzeitig mitgekriegt, aber Garnet hat jetzt keine Wimpern mehr.«
    Er und Garnet lebten zusammen mit einem Haufen anderer alternativer Lebenskünstler in einem leerstehenden Reihenhaus in Surry Hills. Eines Tages würden es die Bau- Unternehmer abfackeln, u nd sie würden sich alle in Rauch auflösen.
    »Bauunternehmer«, sagte ich. »Oder Kinder, die sich einen Spaß machen wollten. Die zünden ständig Penner an. Du wirst paranoid. Wer sollte denn hinter dir her sein?«
    Er schluckte und schaute sich um, um zu sehen, ob sich niemand in meinem Wohnzimmer versteckte. »Ich hab sie gesehen, darum.«
    »Gesehen... was gesehen?«
    »Ein paar Kerle reden sehen, letzte Nacht.«
    Ich sah vor mir, wie Les sich gegen eine Mauer lehnte und eine Flasche Muskateller in einer braunen Tüte an sich drückte.
    »Und?«
    »Der Kerl in den Jeans gab dem Kerl im Anzug eine Tasche...«
    »Was für eine Tasche?«
    »Eine von diesen Aktentaschen«, sagte er gereizt. Er wurde nicht gerne unterbrochen, wenn er in Schwung kam. »Der Fatzke in dem Anzug sieht in die Tasche, dann fangen sie an zu streiten, dann schießt er auf ihn.«
    »Was? Wer schießt auf wer, wen?«
    »Der Bulle schießt auf den Kerl mit den Jeans.«
    »Du hast vorher nichts von einem Bullen gesagt! Wie kommst du darauf, daß es ein Bulle war?«
    Er lachte. »Ich hab in meinem Leben schon ne Menge Bullen gesehen, mein Sohn.«
    Das mußte ich erst mal verdauen. Es konnte was Gutes oder was Schlechtes bedeuten, das hing ganz davon ab, mit welchem Bullen wir es zu tun hatten. Und davon, was in der Tasche gewesen war.
    »Hat er ihn getötet?«
    »Für mich sah der ganz schön tot aus.«
    »Wie kommt es dann, daß er dich sucht?«
    »Weil ich abgehauen bin wie eine glühende Rakete, aber dann bin ich hingefallen, und er hat mich gehört. Ich dachte schon, ich hörte ihn

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