Fish im Trüben
Ich hab selbst genug Probleme damit.«
»Was ist mit irgendeiner Anstalt? Gibt es nicht irgendwelche Orte, wo Leute trocken werden können?«
»Yeah, aber du mußt das freiwillig tun. Sie halten dort niemanden mehr gegen seinen Willen fest.«
»Vielleicht kannst du ihm Angst einjagen, damit er es tut.«
»Vielleicht. Aber er wird sehr schnell vergessen, wieviel Angst er hatte, wenn die Schlangen anfangen, auf ihm herumzukriechen.«
»Was ist mit den Katholiken? Die müssen doch irgendwo ein Sanatorium für katholische Säufer haben. Und die werden doch einen Scheiß darum geben, ob sie jemanden gegen seinen Willen dabehalten oder nicht. Es sei denn, es hat sich seit meiner Zeit eine Menge verändert.«
»Declan Doherty«, sagte ich. »Der wird es wissen.«
Der Sturm brach im gleichen Moment los, in dem ich auflegte. Zuerst hagelte es, dann kam der Regen aus Kübeln herunter. Stürme beruhigen mich, also stand ich am offenen Fenster und sah den Blitzen über der Stadt zu, bis es anfing hereinzuregnen. Das würde kein Spaß werden, heute nacht im Freien zu übernachten.
Es war zu spät, um den Priester in seinem Kloster in Nordsydney anzurufen, also trank ich noch ein Bier und ließ mich ins Bett fallen.
Der nächste Tag zog klar und unschuldig herauf. Der Sturm hatte einige von Sydneys Sünden abgewaschen; die Stadt glänzte. Sobald ich die Nonnen von der Morgenmesse zurückwähnte, hetzte ich sie los, um Bruder Doherty ans Telefon zu holen. Ich verpflichtete ihn zum Stillschweigen und gab ihm genug Informationen, um sein Interesse zu wecken, aber nicht genug, um Les in Gefahr zu bringen; er kannte zu viele Bullen und zu viele Leute, die mit Bullen tranken.
Er empfahl mir die Psychiatrische Klinik St. John of God in Richmond.
»Herrgott, er ist nicht verrückt«, protestierte ich. »Noch nicht.«
Er sagte mir, daß die Klinik von Bruder Gerry Rafferty geleitet würde, der eine Zeitlang wegen seiner scharfen Kritik an der Sozialpolitik der Kirche ein Medienstar gewesen war.
»Nicht die schreckliche Sünde der Hoffart?« fragte ich.
»Genau die«, sagte der Priester trocken.
Offensichtlich hatte der Kardinal, ein reaktionärer Konservativer, schließlich die Geduld verloren und die russische Lösung für Abtrünnige gewählt — Exil.
»Rafferty ist ein guter Mann«, versicherte mir der Priester. »Sehr human. Ihr Freund wird bei ihm in sicheren Händen sein.«
Er sagte, er würde sich mit Rafferty kurzschließen und wieder auf mich zurückkommen. Ich wollte mich für seine Hilfe bedanken, aber er schnitt mir das Wort ab: »Les O’Rourke war zu seiner Zeit ein sehr guter Rugbyspieler. Es wäre eine Schande, mit ansehen zu müssen, wie der Schnaps ihn zugrunde richtet.«
Ich wartete am Telefon und las Zeitung. Es klingelte zweimal, aber es war niemand dran, als ich abhob. Vielleicht hatte eine Verehrerin meine Telefonnummer an die Wand der Damentoilette im Kings-Cross-Bahnhof geschrieben. Plötzlich verkrampfte sich mein Magen. Zwischen den Kurzartikeln war eine Notiz über einen Durchreisenden versteckt, der letzte Nacht in einen Abwasserkanal geschwemmt worden und ertrunken war. Sein Name war Garnet Grahame.
Jetzt mußte ich Les wirklich finden. Mir wurde immer schwummriger im Magen, während ich darauf wartete, daß der Priester zurückrief. Als er sich meldete, sagte ich ihm, daß er im Himmel belohnt werden würde; er sagte, das sei in Ordnung, solange es dort einen Filmclub und ein anständiges Café gebe.
Sobald ich die Tür hinter mir schloß, ging wieder das Telefon. Ich fühlte mich wie in einer Wiederholung von »Der Würgeengel« gefangen und zögerte, stürmte dann aber in die Wohnung zurück. Diesmal war es Les.
Die Erleichterung machte mich wütend. »Wo verdammt warst du, du alter Bastard? Ich hab die ganze Stadt nach dir durchkämmt.«
»Herrgott, Kumpel. Ich hab ja ständig versucht, dich anzurufen, aber die verdammten Telefone haben ständig die dreißig Cents verschluckt.«
»Wo bist du?«
»Ich bin in einer Pension in der South Dowling Street.«
»Was ist passiert? Warum bist du abgehauen?«
»Ich hab aus dem Fenster geguckt und hab gesehen, daß draußen die Bullen anschoben, also bin ich die Treppe runter. Bin fast vor Angst gestorben.«
»Ich nehme an, du hast die Tür hinter dir zugemacht?«
Ein schuldbewußtes Schweigen. »Na ja, ich weiß nich, Kumpel, jetzt, wo du es sagst. Kann sein, daß nich. Ich hattes ein bißchen eilig.«
»Hast du schon die Nachrichten
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