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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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des Vaters zu gebrauchen, eindeutig Grangers rosiger Darstellung ihrer Beziehung.
    Newtown war ganz das entzückende alte geblieben — Abfall, Hundescheiße, mutwillig zerstörte Telefonzellen, ; stolpernde Penner, die sich an braunen Papiertüten festhielten, aggressive Samoaner, die aus Kneipen flogen, un- | genießbare Luft und endloser Verkehr.
    Entgegen der kühnen Hoffnung einiger seiner neueren Bewohner würde Newtown so lange nicht zu einem zweiten Paddington werden, bis sie den Verkehr umleiteten, ein paar Parks anlegten und die reichen Schwulen aus den Säufer-Kaschemmen Bierboutiquen machten, aber es gab An- j Zeichen der Veränderung. Optimistische Yuppies hatten einige der Straßen saniert, und ich entdeckte Trendlokale und Trödelläden, vietnamesische Bäckereien und sogar ein paar Buchläden. Das Essen war immer noch das beste und billigste von Sydney, also nutzte ich die Gelegenheit und fiel schnell in einen Delikatessenladen ein.
    Das Haus war das übliche Studentenreihenhaus, dessen schäbiger Vorgarten von einem leprösen Jasminbaum, etwas ums Überleben kämpfendem Gras und einem Haufen Abfallsäcke geschmückt wurde. Ich klopfte an die Tür, und ein Hund bellte schrill und warf sich dagegen. Ich fluchte; ich bin kein Hundeliebhaber. In Newtown gibt es fast genauso viele Hunde wie Kakerlaken, und sie scheißen mehr.
    Die Tür wurde von einem nervösen, schlaksigen Jugendlichen geöffnet, der versuchte, seine Cranbrook-Herkunft mit einem schwarzen Punk-Kostüm und schmutzigen, nackten Füßen zu verschleiern. Der Hund war eine gängige Studenten-Promenadenmischung, die ihren Job wesentlich zu ernst nahm. Er versuchte, mich anzuspringen, aber der Junge schnappte ihn beim Halsband und sagte: »Sitz, Simon!«
    »Simon?« fragte ich. Mein Gesichtsausdruck ließ den Jungen erröten, so daß er mich auf Anhieb nicht ausstehen konnte. Ich sollte lernen, meinen Mund zu halten.
    Ich sagte ihm, ich sei im Auftrag von Claire Grangers Vater da, also ließ er mich rein und sagte mir, sein Name sei Matthew. Ich fragte, ob ich mich umsehen dürfe. Er traute sich nicht zu widersprechen, lauerte aber hinter Claires Schlafzimmertür, während ich herumschnüffelte, als wollte er sicherstellen, daß ich nichts mitgehen ließ oder auf ihren Teddybären onanierte.
    Der Kleiderschrank hing noch voller schwarzer 90er-Jahre-Klamotten, was bedeutete, daß sie es eilig gehabt hatte, wieder zurückkommen wollte oder die Kleider dort, wo sie hinging, nicht brauchte. Sie hatte auch teure Parfüms, Make-up, Nippes und Familienfotos auf der alten Mahagoni-Frisierkommode zurückgelassen.
    »Hat sie Ihnen irgendwas davon gesagt, daß sie wegwollte?« fragte ich den Jungen.
    »Nein.«
    »Hat sie die Miete bezahlt, bevor sie ging?«
    »Professor Granger zahlt für sie die Miete, und die ist bis Semesterende bezahlt.«
    »Was glauben Sie, was mit ihr los ist?« fragte ich.
    Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht brauchte sie mehr Platz.«
    »Wie ist sie mit ihrem Vater ausgekommen?«
    »Er zahlt für alles, lädt sie zum Essen ein, sie fährt oft nach Hause. Ich nehme an, sie sind gut klargekommen.«
    »Hat sie jemals über ihn geredet?«
    »Nein.«
    Der Junge bemühte sich nicht sonderlich, mir zu helfen, aber vielleicht konnte er Granger genausowenig ausstehen wie ich.
    Ich inventarisierte das Zimmer: jede Menge Kleidung, schwer zu sagen, ob etwas davon fehlte oder nicht; keine persönlichen Papiere; ein silbergerahmtes Foto des Mädchens mit ihrem Vater, glücklich aussehend. Ein Mädchen, das seinen Papi liebte, würde das Foto doch sicher mitgenommen haben?
    »Besucht ihr Vater sie hier?« fragte ich.
    »Hat er mal, aber dann hörte er damit auf.«
    »Wann?«
    »Ungefähr vor drei Monaten.«
    »Warum? Hatten sie Krach?«
    »Wenn, dann nicht in meiner Gegenwart«, sagte er.
    »Wer wohnt hier noch?« fragte ich.
    »Miranda.«
    »Wo finde ich Miranda?«
    »Sie ist heute zum Praktikum«, glaube ich. »Sie wird wahrscheinlich gegen halb fünf zu Hause sein.«
    In diesem Moment knallte die Haustür. Simon bellte in freudiger Erwartung und wurde von einer hohen, kultivierten Stimme angewiesen, Ruhe zu geben. Füße donnerten die Treppe herauf und stoppten, und ich fand mich im überraschten Starren von Miranda Marshalls saphirblauen Augen gefangen.
    Miranda war ein großes, gutgebautes Mädchen mit vollkommenem rosigem Teint und weißblondem Haar. Sie hatte blonde Augenbrauen und Wimpern und trug kein Make-up. Sie sah aus wie eine

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