Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
gefiel mir auf Anhieb am besten, weil ich die Ideen gut fand, die hier vertreten werden. Ich dachte, genauso will ich auch arbeiten, aber inzwischen denke ich, das war ein Trugschluss.«
»Warum ein Trugschluss?«
»Na ja, ich passe da irgendwie nicht rein. Ihr habt die Spielzeuge, die Poster und die ausgestopften Fische überall, aber ich bleibe bei all dem außen vor. Die Kollegen scheinen prima zusammenzuarbeiten und eine Menge Spaß zu haben, aber ich gehöre nicht dazu. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ihr euch das alles erarbeitet habt, bevor ich kam. Ich habe mich gestern mit Ping unterhalten, und bis jetzt beschäftigt mich, worüber wir gesprochen haben – allerdings im positiven Sinne.«
»So?«
»Ja. Wir hatten eine ›ernsthafte‹ Unterhaltung, falls du verstehst, was ich meine. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich aus dem Team ausgeschlossen fühle, woraufhin sie mir erzählte, die anderen hielten mich für unnahbar. Wow! Das saß, sage ich dir. Ich habe darüber nachgedacht und versucht, die Sache aus ihrer Perspektive zu betrachten.«
»Und wie denkst du darüber?«
»Tja, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich mit den anderen unterhalten sollte, um zu begreifen, was genau ihr auf dieser Station wollt. Eigentlich finde ich es sogar gut, selbst mitverantwortlich dafür zu sein, dass mich das Team akzeptiert. Solche Dinge erfordern nun mal Engagement von beiden Seiten, was mir vorher nicht so klar war.«
»Wenn ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.«
»Mach ich. Und vielen Dank, dass du mir das mit dem Auswahlkomitee erzählt hast. Ein bisschen Lob konnte ich gut gebrauchen.«
In diesem Moment ertönte ein Ruf aus den Lautsprechern. »Rhonda Bullock, bitte auf die Sechs.«
»Die Pflicht ruft, Juan. Bis später.«
Vor den Fahrstühlen stand eine längere Warteschlange, und Rhonda entschied sich für die Treppe. Als sie auf ihrer Station ankam, waren ein paar der Schwestern gerade dabei, den Patienten in der Mittagspause etwas vorzusingen. Sie hatten sie hergerufen, weil sie ihre Stimme brauchten, und Rhonda reihte sich begeistert in den Chor ein.
Überraschung!
Seit ihrem Essen im Takara Too waren mehrere Wochen vergangen, während derer Rhonda immer wieder das Gespräch mit den Mitarbeitern gesucht hatte. Niemand konnte genau sagen warum, aber die Unterhaltungen zeigten Wirkung, und das Engagement nahm spürbar zu. Doch leider schlug ausgerechnet jetzt das Schicksal erbarmungslos zu.
»Guten Morgen, Rhonda. Reichlich bunt habt ihr’s hier.«
Rhonda drehte sich um und sah Phil, den Krankenhausdirektor, der mit einer großen Frau in einer makellos weißen, gestärkten Uniform samt altmodischer Schwesternhaube auf sie zukam.
»Guten Morgen, Phil.«
»Ich möchte dir unsere neue Pflegedienstleiterin vorstellen. Mable Scallpell. Sie kommt aus dem Stammhaus. Wie du weißt,war der Posten lange Zeit unbesetzt, und ich bin froh, eine so qualifizierte Kraft zu bekommen.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen. Wie möchten Sie angesprochen werden?«
»Nennen Sie mich bitte ›Miss Scallpell‹.«
»So, dann lass ich euch beide mal allein, damit ihr euch bekannt machen könnt«, sagte Phil und verschwand auffallend schnell.
»Danke, Phil«, rief Rhonda ihm hinterher. »Wo haben Sie vorher gearbeitet, Miss Scallpell?«
»Ich war die letzten fünfzehn Jahre Leiterin der Forschungsabteilung. Und ich freue mich schon darauf, die Jahre bis zur Pensionierung wieder im Pflegedienst zu arbeiten. Diese Klinik genießt im Stammhaus einen ausgezeichneten Ruf.«
»Ja? Das hören wir gern.«
»Aber ist es hier nicht ein bisschen zu wild für die Patienten?«
»Wild?«, fragte Rhonda erstaunt und wurde misstrauisch.
»Ich meine all die bunten Bilder, die Plastikfische auf den Namensschildern, die Spielzeuge und das. Ich bin sicher, diese Dinge lenken die Leute davon ab, sich richtig um die Patienten zu kümmern.«
»Den meisten Patienten gefällt es sehr gut, wie wir unsere Station gestalten. Und uns erinnern die Fische und die anderen Sachen an die Geschichte von dem Fischmarkt, auf dem die Verkäufer bei der Arbeit spielen. Wir haben von ihnen gelernt, dass wir uns unsere Arbeitseinstellung frei wählen, wie wir fürdie Patienten wirklich da sein können und mehr Spaß haben, indem wir anderen eine Freude bereiten.«
»Ich denke, diese Abzeichen an den Namensschildern und die Spielsachen sollten verschwinden.«
»Aber …«
»Kein Aber, die Sachen verschwinden. Es mag die
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