Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
Gruppensitzung galt die erste Zwischenfrage Miss Scallpell. Daraufhin meldete sich Ping, um etwas zu sagen.
Was hat Ping vor?, dachte Rhonda unsicher. Sie fällt mir jetzt hoffentlich nicht in den Rücken, denn ich bin auf ihre Unterstützung angewiesen. »Ja bitte, Ping.«
»Ich habe darüber nachgedacht, vor welche Herausforderunguns Miss Scallpell stellt, und über alles, was wir in unseren Arbeitsplatz investiert haben. Während der Gespräche, die wir in letzter Zeit geführt haben, wurde mir klar, dass es eine Tragödie wäre, wenn wir alles aufgeben, was wir an Großartigem erreicht haben.«
Da haben wir’s. Verlangt Ping etwa von mir, dass ich für unsere bunten Poster und unsere Fische kämpfe?
»Wir alle haben zu den enormen Verbesserungen sowohl unserer Arbeitsbedingungen als auch der Pflege der Patienten beigetragen, und deshalb haben wir auch eine Menge zu verlieren. Dennoch denke ich, dass Miss Scallpells Reaktion auch eine Chance für uns bergen kann.«
»Eine Chance, Ping?« Ungläubiges Raunen erhob sich im Raum, aber Rhonda dachte nur: Mach weiter so!
»Ja. Ich glaube, wir haben uns zu abhängig gemacht von Äußerlichkeiten. Wir haben ein Spaßkomitee, Plastikfische an unseren Namensschildern, einen festen Tag, an dem alle im Hawaii-Hemd kommen, Mahlzeiten, die unter einem Motto stehen, und servieren Lakritzfische und Fischcracker bei unseren Besprechungen – obwohl diese Cracker wirklich nicht besonders toll schmecken. Natürlich will ich damit nicht sagen, wir sollten alles lassen, was mit Spaß zu tun hat, aber all diese Sachen haben nicht mehr dieselbe Wirkung wie am Anfang. Selbstverständlich sollten wir auch weiterhin ein paar ausgefallene Aktionen veranstalten, die uns den Tag verschönern und unsere Patienten aufheitern, doch das allein reicht vielleicht nicht mehr.«
Nun meldete sich Beth zu Wort. »Genau das habe ich auch schon überlegt. Es ist gefährlich, sich nur auf Äußerlichkeiten zu verlassen, und genau das haben wir gemacht. Wie wir jetzt sehen, können diese Äußerlichkeiten praktisch von einem Tag auf den anderen verschwinden. Ob nun ein neuer Boss kommt, der etwas abschafft, oder irgendetwas anderes passiert, man muss immer damit rechnen, dass sich äußere Bedingungen ändern, ohne dass wir vorher um unser Einverständnis gebeten werden. Wir müssen unsere Kraft aus unserem Innern schöpfen, persönlich Verantwortung dafür übernehmen, dass die Fröhlichkeit und Menschlichkeit an unserem Arbeitsplatz erhalten bleibt. Nur dann sind wir gefeit gegen unvorhersehbare Veränderungen, die jederzeit eintreten können. Der Zweck all der Dekoration war doch, für die Patienten und für uns eine Atmosphäre zu schaffen, in der wir glücklich sind. Und das hat funktioniert, was aber nicht bedeuten muss, dass es ohne die Dekoration nicht funktionieren kann.«
Und ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich eine Revolte erwartete! Ich habe diese Gruppe maßlos unterschätzt.
Rhonda war begeistert. Die beiden Mitarbeiter hatten soeben zusammengefasst, worauf Margo und Ishy sie erst kürzlich aufmerksam gemacht hatten. Vielleicht wussten Ping und Beth es schon länger, oder aber sie sind während der Gespräche, die Rhonda angeregt hatte, darauf gestoßen worden. Wie dem auch sei: Sie hatten es erkannt, und das war die Hauptsache.
Juan machte einen Vorschlag. »Warum stecken wir uns diekleinen Plastikfische nicht innen an die Kleidung, so dass sie von außen nicht sichtbar sind? Uns bleiben so die Symbole erhalten, die für unsere Arbeitseinstellung stehen, und gleichzeitig drücken wir damit aus, dass wir persönlich die Verantwortung übernehmen. Der Fisch wird verinnerlicht, sozusagen.«
Hierauf folgte eine kurze Diskussion über ›äußerlich‹ und ›innerlich‹. Schließlich ergriff Ping wieder das Wort. »Ich finde die versteckten Fische und Sticker völlig in Ordnung, solange wir sie wirklich benutzen, um uns jederzeit an das zu erinnern, was wir uns vorgenommen haben. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, wie viel wir zu verlieren haben. Außerdem könnten wir unseren Fisch so anstecken, dass wir ihn jederzeit einem Patienten oder Angehörigen zeigen können. Sie werden uns wahrscheinlich fragen, was das zu bedeuten hat, und so werden wir immer wieder in unseren eigenen Worten erklären müssen, welche Ansprüche wir an uns stellen. Jedes Mal, wenn wir das tun, erinnern wir uns dann selbst daran, wofür wir uns engagieren. Versteht ihr, was ich meine?«
Alle
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