Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
darauf war ich im Zimmer eines Patienten. Ich machte gerade einen Verbandswechsel, unterhielt mich dabei aber mit Heather, die draußen auf dem Flur stand. Da sah ich in das Gesicht des Patienten und erkannte, wie sich meine Abwesenheit darin spiegelte. In dem Moment wurde mir klar, dass wir für unsere Patienten da sein müssen, dass es vor allem um sie geht. Und das war erst der Anfang.«
»Erzähl weiter, Ping.«
»Wie soll ich das beschreiben? Irgendetwas passierte, als ich lernte, mich nicht ablenken zu lassen und Dinge, die ich tat, bewusst zu tun. Ich wurde zufriedener, glücklicher und verlor das Gefühl, ständig unter Druck zu stehen. Na ja, und nachdem ich begriffen hatte, dass es in der Krankenpflege um den Patienten und mich geht, wurde mir klar, dass es bei allem, was ich tue, um meine Arbeit und mich geht. Das ist es, was wir erreicht haben, Rhonda, und für mich ist es von unschätzbarem Wert.«
»Klingt wie Musik in meinen Ohren. Bist du einverstanden, wenn ich anderen erzähle, was du mir gerade gesagt hast?«
»Natürlich, aber lass bitte meinen Namen da raus. Der ist sowieso unerheblich für unsere Zwecke.«
»Was meintest du, als du sagtest, mit den meisten aus deinem Team arbeitest du gern zusammen?«
»Nun ja, ein paar von den Neuen scheinen sich nicht recht einzufügen.«
»Denkst du dabei an Juan?«
»Das hast du gesagt. Aber wenn du es genau wissen willst, ja, Juan bleibt irgendwie immer außen vor.«
»Hast du mit ihm schon mal darüber gesprochen, wie wir unsere Station und die Zusammenarbeit hier sehen?«
»Nein. Ist das nicht Sache der Leitenden?«
»Ich habe inzwischen eine leitende Stelle. Falls du also Recht hast und es meine Aufgabe gewesen wäre, habe ich versagt. Sollte Juan gehen, was sich wahrscheinlich nicht mehrvermeiden lässt, verlieren wir eine hervorragende Pflegekraft. Ich war dabei, als er sein Vorstellungsgespräch hatte und habe seine Bewerbungsunterlagen gesehen. Sein letzter Arbeitgeber lobte Juans Engagement und Fleiß in den höchsten Tönen. Selbstverständlich werde ich alles tun, um das Problem in den Griff zu bekommen, aber ich fände es gut, wenn du ebenfalls mit Juan sprichst. Erzähl ihm, wie du unsere Station siehst, und frag ihn, was er für sich erwartet. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich mit Juan und ein paar anderen aus dem Team zusammensetzen könntest, um mit ihnen über das zu sprechen, was wir hier gerade bereden. Ich hatte mir vor unserem Gespräch übrigens einige Fragen notiert.«
»Klar, mach ich gern. Kannst du mir vielleicht sagen, welche Fragen du dir überlegt hattest?«
»Natürlich. Hier sind sie: Warum hast du dich für deinen Beruf entschieden? Was versuchen wir auf unserer Station im Good Samaritan zu erreichen, und welche Erfahrungen sollen die Patienten und wollen wir von hier mitnehmen? Wie trägst du persönlich zu diesen Erfahrungen bei? Worum geht es dir vor allem?«
Im Laufe der Woche hielt Rhonda sich so oft wie möglich im Pausenraum auf. Sie kam morgens früher, um noch mit den Kollegen aus der Nachtschicht zu sprechen, und ging nachmittags später, um Zeit mit den Mitarbeitern aus der zweiten Schicht zu verbringen. Keiner der Kollegen, die länger hier waren, wollte wieder in die alte Routine zurückverfallen. Allebegeisterten sich nach wie vor für das, was sie erreicht hatten. Aber die neuen Mitarbeiter bestätigten ihr einhellig, sich wie Außenseiter zu fühlen. Und niemand hatte versucht, die drei Kollegen zu integrieren, die als Vertretungskräfte eingestellt worden waren. Zwar waren auch mit ihnen ausführliche Einstellungsgespräche geführt worden, doch keiner hatte sich die Zeit genommen, ihnen von der gemeinsamen Vision zu erzählen, die die Arbeit auf der Station bestimmte.
Am Donnerstag kam Rhonda in die Cafeteria, wo Juan allein an einem der Tische saß. Mit ihrem Tablett in der Hand ging sie zu ihm.
»Hallo Juan. Darf ich mich zu dir setzen, oder möchtest du lieber allein essen?«
Im ersten Augenblick schien ihre Frage ihn zu verblüffen, doch dann antwortete er lächelnd: »Nein, setz dich gern her. Ich bin auch eben erst gekommen.«
Rhonda nahm Platz, und beide aßen eine Weile schweigend, bevor sie sagte: »Habe ich dir eigentlich erzählt, wie beeindruckt das Auswahlkomitee von dir war, als du dich vorgestellt hast?«
»Nein, aber freut mich zu hören. Als meine Frau befördert wurde und wir nach New York umzogen, habe ich mich an verschiedenen Krankenhäusern beworben. Dieses
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