Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
bestärken, wir würden ihre Meinung respektieren“, erzählt Doug. „Es entsprach einfach nicht dem gängigen amerikanischen Muster von Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung. Bisher waren die Leute daran gewöhnt, dass Chefs grundsätzlich keinem Untergebenen zuhörten.“
Bob nennt es „Management by Taube“: „Man macht den Leuten auf den Kopf, fliegt weg und wartet, bis sie etwas fallen lassen. Dann kommt man wieder, pickt sich die besten Brocken heraus und macht ihnen wieder auf den Kopf. Als ich vor 21 Jahren in diese Branche kam, hielt man als Angestellter die Klappe, der Boss brüllte herum, und man tat, was er wollte. So habe ich es gelernt. Folglich dachte ich, wenn ich früher als alle anderen in der Firma bin und länger arbeite, bin ich schon ein guter Manager.“
Doch Bob lernte, dass es unerheblich ist, aus wessen Mund die richtigen Worte kamen – Hauptsache, sie kamen. „Einmal stand ich vorn am Empfang und unterhielt mich ziemlich laut. Eine Mitarbeiterin bat mich, mein Gespräch woanders fortzusetzen, weil ihre telefonierende Kollegin nicht verstand, was der Kunde am anderen Ende sagte. Ich wollte gerade erwidern: ,Wollen Sie mir vorschreiben, was ich zu tun habe?‘, als ich einen Moment überlegte, ob sie möglicherweise im Recht war. Sie war.“
„Ich hatte erst gestern wieder ein Erlebnis mit unserer Büroleiterin,die mich auf eine Schwachstelle aufmerksam machte“, berichtet Don Vose. „Es ist doch großartig, wenn die Leute sich trauen, ihren Inhabern zu sagen: ,Ich glaube, Sie machen da einen Fehler.‘ Und noch besser ist es natürlich, wenn die Inhaber darauf antworten: ,Ich schätze, Sie haben Recht.‘“
Glen ging die Herausforderung an, indem er sich zuerst einmal vornahm, offener mit seinen Gefühlen umzugehen. „Doug fühlt sich in seiner Führungsposition wohl, während ich eher der Typ bin, der gern im Hintergrund bleibt. Aber dort hatte ich zweifellos das Sagen.“
Als es nun hieß, man müsse einander mit konstruktiver Kritik unterstützen, gab Glen unumwunden zu: „Das ist Neuland für mich. Erwartet nicht, dass ich beim ersten, zweiten oder dritten Mal gleich perfekt bin. Ich werde mich bemühen, ein guter Zuhörer und ein guter Teamspieler zu sein, aber es wird nicht von heute auf morgen klappen – habt also Geduld mit mir. Ich werde die Zähne zusammenbeißen und versuchen, nichts Falsches zu sagen. Im Zuhören war ich nie besonders gut. Ich sah die Leute nicht an, wenn sie mit mir redeten. Aber allmählich bessere ich mich, besonders im Bezug auf meine Frau und meine zweijährige Tochter. Und auch die Leute in der Firma sehen, dass ich mich verändere. Früher habe ich niemanden wirklich an mich herangelassen, aber heute spüren die anderen, dass ich anders geworden bin. Ich sehe es an der Art, wie sie aus meinem Büro gehen.“
An den Teich gehen
Die Firmenleitung von Tile Tech hörte einmal einen Vortrag des Dichters David Whyte, in welchem er über Beowulf sprach, jenes Heldenepos, in dem der Held beschließt, auf den Grund eines dunklen Sees zu tauchen, um das Ungeheuer zu bekämpfen, das dort lauert. David Whyte sagte, dieser dunkle See wäre in jedem von uns. Unsere Angst davor, in diesen See hinabzutauchen, sich auf die schwierige Auseinandersetzung einzulassen, die dort unten lauert, kann bisweilen so enorm sein, dass wir lieber unser Unglück in Kauf nehmen, anstatt das Glück, die Aufrichtigkeit und die intakten Beziehungen zu suchen, die wir am Grunde des Sees finden könnten.
„Wenn man tagtäglich eng mit anderen Menschen zusammenarbeitet, kommt es zwangsläufig vor, dass man sich über andere ärgert oder andere verärgert“, beschreibt Bob die alltäglichen Erfahrungen. „Aus derlei Zwischenfällen entsteht dann ein Groll, der sich immer weiter und weiter aufbaut, bis man gar nicht mehr weiß, mit welcher ,Kleinigkeit‘ es eigentlich angefangen hatte.“
Darum hat Tile Tech den „Teich“ eingeführt. Der Teich ist ein Raum im hinteren Teil des Gebäudes, in dessen Mitte ein kleines sandgefülltes Planschbecken steht. Neben dem Teich stehen ein Sonnenschirm und zwei Stühle, und an den Wänden hängen bunte Bilder.
„Der Teich ist für alle da, die ein ungestörtes Gespräch mit jemandem führen wollen“, beschreibt Bob. „Manchmal ist ihnen jemand auf den Schlips getreten, oder sie meinen, ein andererhöre ihnen nicht richtig zu oder tut etwas, das sich nicht mit unserer Vision vereinbaren lässt, weltberühmt zu werden. Jeder hat
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