Fish vor die Hunde
hochgewachsen, schlaksig, hager und angestrengt witzig. Galgenhumor. Sein Spielchen geht so: Er macht einen auf Einfaltspinsel, dann läßt er die Falle zuschnappen und grinst hämisch, während du zappelst. Diejenigen, die auf diese abgedroschene Tour hereingefallen waren, saßen immer noch zähneknirschend im Knast von Parramatta und beschwerten sich in Leserbriefen über die Brutalität der Polizei.
»So sieht man sich wieder«, sagte er und bot mir einen Stuhl an.
Da er keine Antwort erhielt, sprach er weiter: »Sie sind immer noch Privatdetektiv, Mr. Fish?«
»Ja, Superintendent.«
»Bitte verstehen Sie mich recht, Mr. Fish, dies ist nichts weiter als eine zwanglose Plauderei unter Fachleuten. Niemand verdächtigt Sie, irgendein Verbrechen begangen zu haben.« Das Ganze in zuckersüßem Ton.
Abgesehen von Dummheit, was zwar beinahe universell, aber glücklicherweise nicht strafbar war. Ich nickte.
Er kam zur Sache: »Die Leute bezahlen Sie für das, was Sie so machen, nicht wahr, Sydney?«
»Wofür?« fragte ich zögernd.
»Daß Sie rumstehen und mit dem Finger im Arsch rumbohren, während sie ermordet werden.«
Was, bitte sehr, soll man darauf antworten? Ich verlegte mich auf die Überlebensstrategie, die ich auf der Schule im Umgang mit den Brothers gelernt hatte — stumme Überheblichkeit. Ich verschränkte die Arme — ein Experte für Körpersprache würde vermutlich sagen defensiv - und ließ ihn warten. Schließlich platzte er.
»Ich will etwas deutlicher werden. Was hör ich da über eine führende Bauunternehmerin, die vom Parkhaus in Woolloomooloo stürzt, während Sie den Auftrag haben, für ihren Schutz zu sorgen, Sydney?«
»Bestimmt wissen Sie mehr darüber als ich. Hab’s grad erst erfahren.«
»Dann wissen Sie wohl auch nicht, daß sie noch lebte, als sie abstürzte...?«
Ich sah plötzlich eine Frau mit weit aufgerissenem Mund vor mir, die schreiend durch die Luft fliegt, und der kalte Schweiß brach mir aus. Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich wieder auf die leiernde Stimme von Col Patterson.
»Schädelfraktur, Beckenbruch, schwere innere Verletzungen. Ihre Handtasche war weg.«
Ich wollte keine weiteren Einzelheiten mehr hören. »Vielleicht war’s ein Raubüberfall.«
Er warf mir einen empörten Blick zu: »Sie ist weggefahren, um jemanden zu treffen.«
»Wen denn?«
»Das wissen wir nicht.«
»Hassall muß es doch wissen«, protestierte ich. »Eine Frau steigt nicht um fünf Uhr morgens aus dem Bett, ohne daß ihr Freund sie fragt, wo sie hingeht.«
»Vielleicht hat er gedacht, sie geht zur Frühmesse«, sagte der altgediente Bulle grimmig.
»Ich dachte, das hätten Sie inzwischen aus ihm rausgeholt, Superintendent. Für Ihre Überredungskünste sind Sie doch berühmt.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch, Sydney. Mit Mr. Hassall bin ich noch nicht fertig. Ich mag keine schwuchteligen Gigolos mit Goldkettchen, die mit ihren gerissenen Anwälten im Schlepptau hier anschieben und behaupten, sie wüßten von nichts. Sagt, er hat die ganze Zeit fest geschlafen. Der denkt wohl, ich wär...«
An diesem Punkt fiel ihm wieder ein, daß ich da war, und er beschloß, ein bißchen Salz in die Wunde zu streuen: »Von Ihnen hat er auch gesprochen, Sydney. Und es war keineswegs schmeichelhaft für Sie. Ich würde höllisch aufpassen, wenn ich Sie wäre, mein Sohn.«
Das war das Stichwort, ein Schauder kroch mir über den Rücken. »Hat irgend jemand gesehen, wie sie über die Brüstung stürzte?« fragte ich, obwohl ich es für unwahrscheinlich hielt. Das Parkhaus der Marine war mit der Frontseite zur Werft seitlich in einen Felsen gebaut. Hinter dem kleinen Park, den die Stadt auf dem Dach des Parkhauses angelegt hatte, standen Apartmenthäuser, aber zu dieser frühen Morgenstunde hatten bestimmt nicht viele Leute aus dem Fenster gesehen.
Er hörte nicht zu. Er hatte an anderen Dingen zu knabbern. »Ich kapier einfach nicht, wieso Lorraine Lamont ein paar Flaschen wie Sie und Ihre Truppe anheuert, anstatt zur Polizei zu gehen.«
Ich erläuterte ihm meine Theorie: »Ich dachte, sie wär zu mir gekommen, weil die ganze Story mit der Morddrohung sowieso eine Finte war. Ich hab vermutet, sie tut so, als wär sie selbst in Gefahr, damit niemand auf die Idee kommt, sie könnte für den Tod von Paula Prince verantwortlich sein.«
»Ach ja, Paula Prince, alias Paul Pringle. Aber wie es scheint, haben Sie sich getäuscht.«
»Sieht ganz so aus.«
»Wenn sie also
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