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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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unterteilt worden, in denen Leute auf der Durchreise, Künstler und Fabrikarbeiter wohnten, die die Vororte nicht mochten.
    Die Mörder von Lorraine Lamont hätten sich keinen passenderen Ort aussuchen können, um eine Baulöwin zu exekutieren. In der Victoria Street war einer der schmutzigsten und gewalttätigsten Kämpfe zwischen Befürwortern und Gegnern der Kahlschlagsanierung in der Geschichte Australiens ausgetragen worden. Daß die Befürworter sich durchgesetzt hatten, versteht sich von selbst.
    In den siebziger Jahren hatten die Profitgeier das Potential der Victoria Street entdeckt und die Häuser nach und nach aufgekauft. Als sich einige der Anwohner, unterstützt von linken Gewerkschaften, zur Wehr setzten, holte die Baufirma ihre eigene Privatarmee — Schläger aus den Clubs in Kings Cross, erfahrene Karatekämpfer und Ex-Polizisten — , die sie Sicherheitsdienst nannten. Ihre bevorzugten Räumungsmethoden waren Brandstiftung und Eisenstangen.
    Auf dem Hügel wimmelt es jetzt von häßlichen Apartmentblocks, und mit faulen Tricks wird immer noch gearbeitet. Verbrechen zahlt sich aus in Sydney.
    Neuerdings hat sich die Victoria Street zum Tummelplatz der Rucksacktouristen gemausert, und an den Wochenenden verwandelt sie sich in einen Gebrauchtwagenmarkt für Wohnmobile und PKWs. Die alten Anwohner sind empört; sie finden keine Parkplätze mehr, und die Touristen hocken auf den Bürgersteigen rum, betrinken sich und pissen in ihre Vorgärten.
    Heute war der Straße von ihrer kämpferischen Vergangenheit nichts anzumerken; es waren kaum Leute unterwegs, und durch die stattlichen Platanen drang gesprenkeltes Sonnenlicht. Ich parkte und ging in den Garten, der auf dem Dach des Parkhauses angelegt worden war. Direkt unter mir lagen die Werften der Marine, und in der Ferne funkelten die Harbour Bridge und das Opernhaus in der Sonne. Während der Zweihundertjahr-Feierlichkeiten war ich mit einigen Freunden am Australia Day hier gewesen, um mir das Feuerwerk anzusehen.
    Am frühen Morgen war es bestimmt wunderschön gewesen hier oben, mit den tief unten vertäuten Fregatten, dem auf der anderen Seite der Bay grün aufleuchtenden Botanischen Garten und dem nach Norden zu schimmernden Hafen. Die Sonne war dann gerade aufgegangen, und über dem Meer lag wohl perlmuttgraues Licht. Aber bestimmt war der schöne Blick kein großer Trost gewesen für Lorraine Lamont, als sie in den Tod stürzte.
    Heute war hier alles ausgestorben, genauso wie es um 5 Uhr 30 an dem Morgen gewesen sein mußte, an dem Lorraine hergelockt worden war. Ein Zaun umgab den kleinen Park, aber für zwei Männer — selbst für einen — war es bestimmt ein leichtes gewesen, eine Frau in die Tiefe zu stoßen. Als ich die drei Stockwerke hinunterspähte, konnte ich an einem der Bäume weiter unten ein paar abgeknickte Aste sehen.
    Jemand, der von einem der Apartmentblocks an der McElhone-Treppe oder in der Grantham Street hinter dem Parkhaus aus dem Fenster guckte, würde vielleicht mitkriegen, daß eine Frau vom Parkhaus hinuntergeworfen wurde, aber eine Identifizierung der Täter wäre aufgrund der Entfernung unmöglich.
    Ich überlegte, ob Lorraine Lamont wohl Höhenangst gehabt hatte. Ein plötzlicher Anfall von Schwindelgefühl überkam mich, der mit der Höhe nichts zu tun hatte, und ich zitterte. An diesem Ort lief es mir kalt den Rücken runter. Ich machte kehrt.

17

    Ein paar Takte Tina Turner, die »Private Dancer«, die Hymne der Huren, schmetterte, begrüßten mich auf dem Anrufbeantworter von Blush. Dann versicherte mir eine gehauchte Stimme, Blush werde mich umgebend zurückrufen, sobald es ihre Zeit zulasse.
    Die Stimme, die mich etwas später anrief, klang gewohnheitsmäßig verführerisch, aber müde. Als ich ihr erklärte, was ich wollte, sagte sie: »Eugene Raptor, der Name kommt mir bekannt vor. Kleinen Moment mal, Darling.«
    Ein paar Minuten später war sie wieder am Apparat, und ich konnte das Klimpern von Eiswürfeln hören. »Harter Tag, Schätzchen. Wovon sprachen wir grad, Eugene Raptor? Jetzt hab ich’s. Ich bin sicher, Roxanne hat mir erzählt, daß er eins ihrer Mädchen ins Krankenhaus gebracht hat. Trixie, glaub ich.
    Er steht drauf, anderen weh zu tun, und Roxanne steht drauf, Kohle zu machen, aber offenbar ist die Sache außer Kontrolle geraten. Trix wollte ihn vor Gericht bringen, aber Roxanne hat ihr ne kleine Entschädigung angeboten, damit sie den Mund hält. Die Sorte Publicity ist schlecht für’s

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