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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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ergattern. Phil Dix war auch da, und selbst zu dieser Tageszeit sah er völlig fertig aus. Eine Blues-Brothers-Sonnenbrille sorgte dafür, daß ihm die Augen nicht aus dem Kopf fielen, und aus seinem schmuddeligen Hemd quoll ein nackter weißer Bauch hervor. Er sah mich und winkte: Ich war der einzige Mensch weit und breit, der noch schlechter aussah als er. Ich erwiderte den Gruß und stöhnte auf, als mir der Schmerz von der Schulter in den Arm schoß.
    Die schwule Crème de la crème war erschienen, daneben Dutzende von Prostituierten, von den Edelnutten bis zu den Huren aus der William Street. Auch die Normalos waren zahlreich vertreten. Kerle aus der SM-Szene in Lederjacken teilten sich die Bank mit Theaterleuten, Stricher standen Seite an Seite mit Rechtsanwälten der Labour Party, Journalisten drängelten sich neben exotischen Tänzerinnen, Nachtclubbesitzer und Zuhälter nickten sich grüßend zu. Die Schwestern der Ewigen Wollust saßen feierlich, die Hände sittsam in die Ärmel ihrer Ordenskleider gesteckt und die Köpfe gesenkt, in einer Gruppe beisammen.
    Polizisten in Zivil waren im ganzen Raum verteilt, in der Hoffnung, daß Paulas Mörder vielleicht auftauchen würde, obwohl mir schleierhaft war, woran sie ihn bzw. sie erkennen wollten. Sogar Nelson Farley und seine Frau waren gekommen; Jenny Farleys Gesicht war hinter einem breitkrempigen schwarzen Strohhut und einer riesigen Sonnenbrille verborgen. Ich nahm an, daß Farley da war, weil er Paula bei der Surrey-Street-Kampagne geholfen hatte. Aber vielleicht hoffte er auch bloß, daß ein paar schwule Wählerstimmen dabei raussprangen.
    Ray hatte sich nicht lumpen lassen und einen Sarg mit kunstvollen Schnitzereien und Verzierungen für Paula gekauft, und die Blumengeschäfte Sydneys waren für exotische Blüten im Werte von vielen tausend Dollar geplündert worden. Es war stickig in der Kapelle, und mir wurde im dichten Gedränge der Körper, in Kombination mit dem Blumenduft und den Schmerzmitteln, ein bißchen schwummerig.
    Nichtsdestotrotz war es eine großartige Show, und ich fragte mich, welcher von Paulas Freunden die Inszenierung besorgt hatte. Jemand aus der Musikbranche hatte emen Soundtrack mit Paulas Lieblingsstücken zusammengestellt — überwiegend ziemlicher Schrott. Ein schwuler Geistlicher agierte als Zeremonienmeister, und einige der bekanntesten Bürger von Sydney erzählten uns, was für ein wunderbares Mädchen Paula Prince gewesen sei. Mir fiel auf, daß Bruder Feeney von den Marist Brothers in Darlinghurst nicht gebeten worden war, Erinnerungen an den berühmtesten seiner früheren Schüler zum besten zu geben.
    Als Ray eine lobende Würdigung von Paulas Verdiensten verlas, blieb im ganzen Haus kein Auge trocken.
    Allgemeines Atemanhalten begleitete den Sarg, als er zur Melodie von »My Way« hinter den Vorhängen verschwand. Es war vorbei. Dazu sind Rituale da, nehm ich an: um Übergänge zu kennzeichnen. Ich bin immer ein Gegner von Zeremonien gewesen, aber je älter ich werde, desto besser begreife ich ihren Sinn.
    Draußen überfiel mich Phil Dix aus dem Hinterhalt und zischte mir zu: »Ich habe höchst merkwürdige Geschichten gehört über Paula Prince und Nelson Farley. Du hast doch mit dem Fall zu tun, was weißt du darüber?«
    »Nichts«, log ich. »Er hätte doch bestimmt seine Frau nicht mit hierhergebracht, wenn er was mit Paula gehabt hätte, oder?« Solange wir Farleys Alibi überprüften, hielt ich mich erst mal an den Grundsatz >Im Zweifel für den Angeklagten<. Jenny Farley hatte es nicht verdient, daß die sexuellen Vorlieben ihres Mannes am Sonntag auf der letzten Seite von Phils Käseblatt breitgetreten wurden.
    Für ein Arschloch wie Farley zu lügen, machte mich sauer; nachdem ich Phil, der versuchte, eine Mitfahrgelegenheit zur Trauerfeier zu ergattern, abgeschüttelt hatte, suchte und fand ich Ray. Als der Andrang der kondolierenden Freunde nachgelassen hatte, fuhren wir zusammen zurück in die Stadt zu Paulas Haus.
    »Hast du die ganzen Bullen gesehen?« fragte Ray.
    »Klar. Die haben nach Verdächtigen gesucht. Jetzt haben sie dreihundert.«
    »Es war ne gute Beerdigung, nicht wahr?« fragte er, denn er brauchte Bestätigung.
    »Es war eine großartige Beerdigung, Alter. Wenn zu meiner eigenen drei Leute kommen, bin ich gut dran.«
    Er lächelte: Er war auf dem Weg der Besserung. Ich fragte ihn, was er jetzt vorhätte.
    »Alles verkaufen, nach Queensland verduften. Paula hat mir das Haus vermacht.

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