Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
Was sagten Sie, machen Sie beruflich?«
    »Nothelfer.«
    Als sie mit meiner Schulter fertig war, nickte ich eine Viertelstunde unter einer Rotlichtbestrahlung ein, dann ging ich. Ich sollte für einen weiteren Behandlungstermin wiederkommen. Keine zehn Pferde würden mich davon abhalten.
    Ich fuhr mit einem Iraner heim, der mir erzählte, er sei Pilot in der Luftwaffe des Schah gewesen und vor den Mullahs geflüchtet. Er fuhr, als wären sie immer noch hinter ihm her. Nachdem wir gelandet waren, rief ich im Ridge an und hinterließ eine Nachricht für Luther Huck, dann telefonierte ich mit Ray Delgado und bat ihn, mich zu Paulas Beerdigung am Nachmittag mitzunehmen. Wie die meisten Leute schwärme ich nicht gerade für Beerdigungen, aber ich bin abergläubisch: Wenn ich meinen Verpflichtungen nachkomme, wird vielleicht auch jemand zu meiner kommen.
    Ich war wieder eingedöst, als Julia anrief und fragte, ob ich mir am Abend einen Film mit ihr ansehen wolle. Ich sagte, mir sei nicht nach Kino, und ihr fiel auf, daß meine Stimme irgendwie komisch klang.
    »Bist du erkältet?«
    »Nein, wieso?«
    »Da, schon wieder. Du sprichst durch die Nase.«
    »Ähm, ich habe mir die Nase verletzt.«
    Argwöhnisches Schweigen. »Wie verletzt man sich denn die Nase, Sydney?« fragte sie schließlich.
    »Na ja, jemand hat nachgeholfen.«
    »Jemand hat dich auf die Nase geschlagen.«
    »Unter anderem.«
    »Um Himmels willen!« schrie sie auf. »Muß ich dir denn alles einzeln aus der Nase ziehen? Sag mir sofort, was passiert ist!«
    »Ein paar John Waynes haben mich gestern nacht total zusammengeschlagen. Sie sind auf dem Parkplatz über mich hergefallen.«
    »Bist du schwer verletzt?«
    »Hab mich schon besser gefühlt.«
    »Kann ich irgendwas für dich tun? Brauchst du irgendwas?«
    »Anfassen darfst du mich nicht, aber n bißchen was zu essen und n bißchen Gesellschaft könnt ich gebrauchen.« Bei der Aussicht auf Zuwendung fing ich an, mir schrecklich leid zu tun.
    Sie kicherte über meinen weinerlichen Tonfall, riß sich aber zusammen und versprach, vorbeizukommen und mich abzuholen. Die Vorstellung, mich in ihren alten Volkswagen zu zwängen, begeisterte mich nicht gerade, aber alles war besser als zu Hause zu bleiben und mich wie ein Opfer zu fühlen. Lieber würde ich zu Julia fahren und mich dort wie ein Opfer fühlen.
    Julias Reaktion auf die Prügel, die ich bezogen hatte, war typisch für sie. Viele Frauen wären erschrocken gewesen und empört und hätten mich bearbeitet, meinen Job aufzugeben, oder wären abgehauen. Julia hatte offenbar kein Interesse daran, mich zu ändern. Kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, sagte sie mal in einem sehr offenen Gespräch, es sei nicht ihr Ding, für jemand anderen den Polizisten zu spielen.
    »Ich hab keine Lust, für irgend jemanden den Märtyrer zu spielen oder einen zivilisierten Menschen oder einen Spießer aus ihm zu machen«, hatte sie gesagt. Das war nicht das altkluge Gerede eines jungen Mädchens, sondern die Stimme der Erfahrung. »Wir sind beide zu alt, um uns zu ändern. Ich laß dich sein, wie du bist, wenn du mich nimmst, wie ich bin.«
    Damals fand ich das ganz prima, aber von Zeit zu Zeit ertappte ich mich doch bei der Frage, ob sie sich vielleicht einfach nicht genug aus mir machte, um mich ändern zu Wollen. Es geht doch nichts über Inkonsequenz.

21

    Ray Delgado fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich von Julias Haustür auf ihn zuwankte und mich vorsichtig in Paulas feschen gelben Mazda RX7 hineinmanövrierte.
    »Bryan Hassall?« fragte er.
    »Zwei Unterhändler haben die Sache erledigt. Wer für die Finanzierung zuständig ist, weiß ich nicht. Bei diesem Fall hab ich mir so viele Feinde gemacht, daß es praktisch jeder gewesen sein kann.«
    Ray fuhr wie ein Fernfahrer; das heißt, wie ein Taxifahrer auf Speed. Ich beschwerte mich nicht. Als Leiche würde ich mich bestimmt erheblich besser fühlen als in meinem augenblicklichen Zustand.
    Das Krematorium war Endstation in mehr als einer Hinsicht — es ging durch platte, sandige, gestrüppreiche Landschaft, vorbei am Knast von Long Bay und der Ölraffinerie. Es war ein deprimierendes, niedriges Backsteingebäude mit einer tristen, kleinen, konfessionslosen Kapelle. Meine Stimmung verdüsterte sich.
    Sie hellte sich wieder auf, als ich am Eingang angekommen war. Journalisten von Fernsehen, Rundfunk und Presse schwärmten umher und hefteten sich jedem Prominenten an die Fersen, um einen Kommentar zu

Weitere Kostenlose Bücher