Fish vor die Hunde
erhalten hatte, und ein Sparbuch unter falschem Namen. Die Zahlungen gingen zehn Jahre zurück und beliefen sich insgesamt auf fast 100 000 Dollar. Die Beträge waren in den vergangenen zwei Jahren erheblich gestiegen: Die Bedrohung durch die UKUK hatte die korrupten Beamten noch gieriger gemacht, ihnen jedoch nicht so viel Angst eingejagt, daß sie aufhörten. Bis jetzt jedenfalls. Jetzt entwirrte sich die ganze Geschichte. Vielleicht war Graham Burgess das Ende des Knäuels, nach dem ich gesucht hatte.
»Wurden Sie in bar bezahlt?«
Er nickte.
»Wer hat Ihnen das Geld in die Hand gedrückt?«
Das war der kritische Moment: Der unbedeutende Funktionär mußte einen großen Fisch ans Messer liefern, wenn er einen Handel machen wollte. Er lieferte: »Denny O’Hagan.«
O’Hagan war also der Verbindungsmann des Council. Kein Wunder, daß er es in der Labour Party so weit gebracht hatte: Die Realisten suchten immer helle junge Köpfe, die mutig oder tollkühn genug waren, die Drecksarbeit zu machen, während alle anderen nicht hinsahen und sich bedeckt hielten. Ich war in Hochstimmung. Jetzt hatte ich den Hebel, um Denny O’Hagan aufzuknacken.
»Also?« erkundigte sich der kleine Mann und riß mich aus meinen schadenfrohen Betrachtungen.
»Gemacht.«
Nächste Haltestelle: der Copyshop.
25
Zeit, Denny O’Hagan auf die Zehen zu steigen.
Ich rief beim Eastern Sydney Council an und bat Ralph Dunnetts Freundin, mich mit Stadtrat O’Hagan zu verbinden.
»Er ist nicht im Hause.«
»Wo ist er denn?«
»Informationen dieser Art geben wir nicht weiter«, sagte Tahnee in dem herablassenden Ton, den Bürokraten sich angewöhnen, um lästige Steuerzahler in ihre Schranken zu verweisen.
»Hör’n Sie mal, Tahnee, wenn Sie’s mir nicht sagen, muß ich Ihren Liebhaber fragen.«
Es herrschte solche Totenstille in der Leitung, daß ich schon dachte, sie wäre ohnmächtig geworden.
»Ihren Liebhaber, Mr. Dunnett«, sagte ich, um sicherzugehen, daß sie kapiert hatte.
»Stadtrat O’Hagan ist bei einem Konzert für ältere Mitbürger im Eventide-Seniorenheim in Waverly«, flüsterte sie.
Grinsend legte ich auf: Im Grunde genommen bin ich ein Arschloch.
Eventide war voller Omis, die es satt hatten, den Babysitter zu spielen, und alten Männern, die nie kochen gelernt hatten. Eingepfercht in den Festsaal des Seniorenheimes, mit albernen Partyhüten auf dem Kopf und erwartungsvollen Gesichtern, sahen sie bemerkenswert wohlgenährt und munter aus.
Ich sagte der Schwester, die aufsprang, um mir den Weg abzuschneiden, ich berichte für den >Eastern Record< über die Veranstaltung und nahm bescheiden in der hintersten Reihe Platz.
Schwitzend wie ein Grabräuber am Ende der Nachtschicht stand der Bürgermeister oben auf dem Podium, flankiert von der Ministerin für Soziales — einem Margaret-Thatcher-Verschnitt-, einer ganzen Reihe von Amtsträgern des Seniorenheimes und Denny O’Hagan. Bei Denny gehörten Veranstaltungen dieser Art zur Lehrzeit für seine Karriere als Labour-Minister, wenn die Wähler das Totalmanagement der Liberalen satt hatten und für die Rückkehr zu einer Voodoowirtschaft votierten.
Mit der erforderlichen Portion Speichelleckerei und aufgesetzter Jovialität stellte Bürgermeister Goodchuk die Ministerin vor. Er sprach von ihrem Engagement für soziale Gerechtigkeit und beendete die Rede mit einem dick aufgetragenen Kompliment über ihr Aussehen. Ihr Lächeln gefror, aber sie war an so was gewöhnt: Der Bürgermeister war ein typischer Schleimscheißer, und eine Frau wurde in diesem Bundesstaat nicht Kabinettsministerin, wenn sie nicht vorher jahrelang durch Schleim und Scheiße gewatet war.
Erleichtert über die kleine Verschnaufpause von den Platitüden, applaudierten die Zuhörer kurz, dann fingen sie an zu schnattern. Die Ministerin nahm das Mikrofon und wartete mit erstarrtem und ersterbendem Lächeln, daß der Lärm sich legte. Vergeblich. Zu guter Letzt pochte sie mit dem Finger aufs Mikrofon: Sogar die alten Leutchen hörten den Donnerschlag, und endlich war nur noch ein verärgertes Gemurmel zu hören.
»Es ist eine große Freude für mich, heute hier sein zu dürfen und gemeinsam mit den Mitarbeitern und Bewohnern den fünfzigsten Geburtstag des Eventide-Seniorenheims zu feiern«, deklamierte sie. Ich stöhnte: Ich hatte Tausende dieser drögen Vorträge zusammengepinnt. Ich fragte mich, ob es irgend jemandem auffallen würde, wenn ein Politiker einfach nur aufstand und die Top
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