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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Zettel einfach so.
    »Das ist Micks Telefonnummer.«
    Sie fragte nicht mal, wo ich die herhatte. »Au fein«, sagte sie nur.
    »Wer hupt denn da draußen wie bescheuert?«, fragte Bernie.
    Das konnte nur Burghart sein. Bille eilte zum Ausgang.
    »Tschüs«, sagte ich zu Stefan, der sich an der Tür mit dem bartlosen Typ namens Dirk unterhielt.
    »Tschüs – ähm – Bille«, antwortete Stefan.
    »Bille ist die da«, erklärte ich und zeigte auf Billes Rücken, der soeben unseren Blicken entschwand. »Das war auch die, die Micks Telefonnummer haben wollte. Ich bin Judith.«
    »Ach so«, sagte Stefan. »Dann tschüs, Judith.«
    »Das muss daran liegen, dass wir beide rothaarig sind«, sagte ich zu Rebecca. »Obwohl mein Rot ja viel echter aussieht als Billes, vor allem, seit es sich wieder halb rausgewaschen hat, findest du nicht?«
    Rebecca nickte geistesabwesend. Dabei hätte sie mir unter normalen Umständen heftig widersprochen. Wo Bille doch von Natur aus rothaarig war und ich nur eine übertönte Blondine! Immerhin hatte ich die Sache mit der Telefonnummer deutlich geklärt. Bille war die mannstolle Person ohne Hemmungen, die wildfremden Männern hinterhertelefonierte, ich hatte damit nichts zu tun. Irgendwie beruhigte es mich, dass Stefan jetzt den Unterschied zwischen uns kannte.
    »Na, wie war’s?«, fragte Burghart. Er sah satt und zufrieden aus, und im Auto roch es so, als hätte schon das ein oder andere Böhnchen sein Tönchen gelassen.
    »Toll«, antwortete Bille. »Wusstest du, dass man bei der Magnetkompasspeilung den Winkel zwischen dem Ostmeridian und dem vom Schiff aus angepeilten Objekt angibt?«
    »Natürlich«, sagte Burghart.
    »Und dass man aus Sicherheitsgründen einen sehr niedrigen Wert als Kartennull gewählt hat, nämlich das mittlere Springniedrigwasser?«
    »Natürlich«, sagte Burghart wieder, diesmal noch nachdrücklicher. Mit unserem frischerworbenen Fachwissen konnten wir ihm also schon mal nicht imponieren.
    »Die Leute sind total nett«, versuchte es Bille mit dieser etwas voreiligen Einschätzung.
    »Und total bärtig«, murmelte ich hinten.
    »Ach ja?« Burghart gähnte. »Sind auch Männer dabei?«
    »Klar, fast nur Männer«, sagte Bille. »Heinrich und Bernie und Fred und Ulf und Jack und …«
    »Dirk«, ergänzte Rebecca.
    Burghart gähnte noch einmal lautstark. »Alles alte Knacker, was?«
    »Alt ist gar kein Ausdruck«, wollte ich ihm schon zustimmen, als Bille und Rebecca einhellig »Nein, überhaupt nicht« riefen. Sie hatten natürlich recht, Burghart sollte ruhig glauben, dass es da von gutaussehenden jungen Männern nur so wimmelte. Aber ihn schien diese Vorstellung nicht unbedingt vom Sitz zu reißen.
    »Uuuuuaaaah«, gähnte er wieder, und es roch plötzlich durchdringend nach grünen Böhnchen und Magensäure. Ich ließ mich wieder auf die Rückbank plumpsen und atmete eine Weile durch den Mund. Dabei fiel mir auf einmal der Text zu der Melodie ein, welche die ganze Zeit in meinem Kopf herumgespukt hatte.
    »Alle, die mit uns auf Kaperfahrt gehen, müssen Männer mit Bärten sein, Jan und Hein und Klas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte, Jan und Hein und Klas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.«
    Und weil ich manchmal geradezu geniale Einfälle hatte, dichtete ich gleich noch eine Strophe dazu:
    »Jack und Heinrich und Bernie und Fred,
    sie ha’m zwar Bärte und sind ziemlich nett,
    doch ehe ich mit denen auf Kaperfahrt fahre,
    äh – irgendwas mit – ahre.«
    Nicht mal reimen konnte ich mehr. Meine Laune sank auf den Nullpunkt. Dann fiel mir auch wieder ein, warum. Mick war nicht gekommen – Abenteuer ade.
    Plötzlich überkam mich heftige Sehnsucht nach Leonard. Wie hatte ich ihn nur gehen lassen können? Nur weil er statt ›Schlafes Bruder‹ scharfes Luder verstanden hatte? Konnte er was dafür, dass ich so undeutlich sprach? Ich beschloss, ihn anzurufen, sobald ich zu Hause war. Unsere Trennung, das war mir jetzt klar, war ein bedauerlicher Irrtum gewesen.
    »Es ist ja erst zehn Uhr« , meinte Rebecca leicht enttäuscht, als wir die Haustür aufschlossen. »Das nächste Mal müssen wir aber unbedingt noch in eine Kneipe gehen oder so was.«
    »Mit den Tattergreisen?«
    Rebecca sah mich kopfschüttelnd an. »Sag mal, bist du blind, oder was ist mit dir los?« Das zielte vermutlich auf den Segellehrer ab, dessen Hintern sie mir angepriesen hatte wie warme Semmeln.
    »Braune Augen mag ich nicht«, sagte ich nur.
    »Mein Gott, zeig halt mal

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