Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
er wohl stammen mochte. Auch die anderen schienen ihn noch nie gehört zu haben.
»Wie bitte?«, fragte Ursel.
»Ich sagte, war«, wiederholte die Türkisfarbene. »Dein Mann war Professor an der Hochschule. Jetzt ist er pensioniert.«
»Ach so, ja«, sagte Ursel. »Aber deshalb ist er immer noch ein Professor, nicht wahr, Heinrich?«
Der Professor nickte.
»Du bist an der Reihe«, zischte der Mann der Türkisfarbenen und stieß ihr in die Rippen. »Halt hier nicht den ganzen Verkehr auf!«
»Rosi«, sagte die Frau hastig. »Ich bin die Rosi. Und das ist mein Mann …«
»Ich kann mich selber vorstellen«, fiel ihr der Mann ins Wort. »Schmitz – ähm, Fred. Haben Boot auf Ibiza, können segeln, aber uns fehlt die Theorie. Deshalb sind wir hier.«
»Wir können selbstverständlich auch segeln«, mischte sich Ursel wieder ein. »Aber das wollten wir hier nicht an die große Glocke hängen.«
Der Segellehrer räusperte sich. »Geht das vielleicht auch was schneller?«
»Ich bin Angela und sechsundzwanzig«, sagte die Frau, die über meine Regentonne gelacht hatte, schnell.
»Sechsundzwanzig Jahre ?«, wiederholte Bille ungläubig. Sie hatte recht, die Frau sah älter aus als wir. Nicht übel, aber älter.
Angela nickte.
»Also, das hätte ich im Leben nicht geglaubt«, sagte Bille äußerst taktvoll.
»Deshalb sag’ ich es ja. Ich werde öfter für zu jung gehalten. Das kann daran liegen, dass ich erst im letzten Jahr mein Abi nachgemacht habe. Ich studiere jetzt Ökotrophologie.«
Der Segellehrer räusperte sich noch einmal ungehalten. »Also, es kann doch nicht so schwer sein, einfach nur den Vornamen zu sagen, oder?«
Wir zogen schuldbewusst die Köpfe ein.
»Ulf«, stieß die Wollmütze neben mir hervor.
»Judith«, fügte ich an.
»Bille«, sagte Bille zackig, und mit »Rebecca« beendete meine Schwester die Vorstellungsrunde.
»Na also, geht doch«, sagte Stefan. »Dann können wir jetzt anfangen. Navigation. Das Ziel jeder Navigation ist die genaue Bestimmung von Kurs und Schiffsort.«
»Ich will Mick «, flüsterte ich Rebecca zu.
»Halt den Mund, und jammere hier nicht rum«, gab sie zurück.
Mir blieb nichts anderes übrig, als dem Unterricht zu folgen. Erstaunlicherweise fand ich es interessant. Dass es Längen- und Breitengrade gibt und dass der sogenannte Nullmeridian durch die Sternwarte von Greenwich verläuft, hatte ich im Übrigen vorher schon gewusst, ich hatte es nur vorübergehend vergessen. So was brauchte man ja auch nicht jeden Tag.
Irgendwann, als wir schon bei Kompass, Kurs und Peilung angelangt waren, registrierte ich zwei wirklich erstaunliche Dinge: Erstens, dass ich restlos alles verstand – entweder hatte Burghart unrecht und ich war überhaupt keine Lusche, oder dieser Stefan konnte ausnehmend gut erklären. Und zweitens: Stefan hatte hinter seiner Brille wirklich schöne Augen. Leider waren sie braun. Habe ich schon gesagt, dass ich auf blauäugige Männer stehe?
Am Ende der Unterrichtsstunde spukte immer noch diese kleine Melodie in meinem Kopf herum, zu der mir der Text nicht einfiel. Ich summte sie leise vor mich hin.
Stefan hatte sein Flip-Chart wieder abgebaut. Jetzt holte er einen Zettel aus seiner Hosentasche und hielt ihn mir unter die Nase.
»Hier, du wolltest doch die Telefonnummer von Mick haben, hat Rebecca gesagt!«
Eine Sekunde lang war ich wirklich sprachlos. Dann wurde ich schätzungsweise tomatenrot. Wenigstens schaltete ich einigermaßen schnell.
»Das war nicht ich, das war Bille, die die Nummer wollte.« Dabei stocherte ich mit dem Finger in Billes Richtung.
Stefan hatte sich schon wieder von mir abgewandt.
Also, ich würde so was nie tun! Einem wildfremden Mann hinterhertelefonieren, pfui!, hätte ich beinahe ausgerufen, aber es war auch so schon peinlich genug.
»Sag mal, was hast du diesem Kerl denn gesagt, dass er mir jetzt die Nummer in die Hand drückt?«, zischte ich Rebecca zu.
Sie zuckte bloß mit den Schultern. »Ja, nur, dass ihr den Mick so süß fandet und ihn eben im Notfall anrufen wolltet.«
»Wir? Hast du wir gesagt? Das war doch bloß Bille, die den so süß fand!« In meiner Verzweiflung hielt ich das sogar für die Wahrheit. »Und sie wollte bei ihm anrufen, nicht ich.«
»Dann gibt ihr den Zettel«, meinte Rebecca ungerührt.
Ich versuchte, einen günstigen Augenblick abzuwarten und Bille den Zettel dann zu geben, wenn Stefan es sah, aber er blickte partout nicht mehr zu mir herüber. Daher gab ich Bille den
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