Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
ein bisschen mehr Experimentierfreude! Huch!«
Der Aufschrei galt Mo, der knutschend im Weg rumstand. Mit der Blondine im Minirock. Ich hatte zwar ihren Namen vergessen, wollte aber zu erkennen geben, dass ich sie trotzdem wiedererkannte.
»Hallöchen, Popöchen«, sagte ich freundlich lächelnd.
»Du lieber Himmel«, erwiderte die Blondine.
»Das ist Peggy«, sagte Mo. »Peggy, das sind meine Schwestern Rebecca und Judith.«
Peggy war offenbar eine neue Blondine, mir völlig unbekannt. Mit schamrotem Gesicht drängte ich mich an ihr vorbei.
»So ein Mistchen«, murmelte ich nur noch.
»He, warte mal«, rief Mo mir hinterher. »Ich hab’ jetzt den Termin für deine Ausstellung. Und zwar der dreizehnte und vierzehnte April! Und der Hemmers von der Galerie sagt, er braucht noch mindestens zwanzig Objekte. Die Menge macht’s, sagt er. Meinst du, das kriegst du hin?«
»Ja, ja.« Ich hatte ja sonst nichts zu tun.
»Und noch was! Was ist mit deinem Geburtstag? Wenn du am Samstag feierst, will ich das langsam mal wissen, da ich noch ’ne Einladung habe.«
»Geh ruhig woandershin«, sagte ich. »Ich gedenke meinen Geburtstag zu ignorieren.«
»Wie alt wirst du denn?«, fragte die Blondine mitleidig.
Was ging sie das an?
»Neunundzwanzig«, antwortete Rebecca an meiner Stelle.
Die Blondine lachte mit zurückgelegtem Kopf.
»Dann brechen ja jetzt deine schönsten Jahre an«, sagte sie. »Du weißt doch, die zehn Jahre zwischen neunundzwanzig und dreißig sind die besten im Leben einer Frau.«
Blöde Kuh! »Tatsächlich? Wie viele Jahre bist du denn schon neunundzwanzig?«
»Willst du wirklich nicht feiern?«, fragte Rebecca.
»Mal schauen«, brummte ich. »Gute Nacht allerseits.«
Ich schuf noch am gleichen Abend den Kopf für eine neue Marionette. Er sollte ein Ebenbild von Mick werden, so wie ich ihn in Erinnerung hatte. Sein Gesicht schwebte mir für einen geheimnisvollen Wassermann mit geschmeidigem, schuppigem Unterleib vor und Flossen statt Füßen.
Leider wurde nichts daraus. Der Kopf hatte viel mehr Ähnlichkeit mit Bernie, dem Handyman. So was passierte mir öfter. Aber ich warf Bernies Kopf nicht weg. Zwar eignete er sich nicht als Wassermann, aber er würde einen prima Versicherungsvertreter abgeben. Oder einen Gebrauchtwagenhändler. Für so langweilige Puppen mit Anzug und Krawatte erfand Mo immer die künstlerischsten Namen.
»Bruttosozialprodukt«, hatte die letzte geheißen und war noch am gleichen Tag verkauft worden. So sind die Leute eben!
Als ich über dem zweiten Versuch saß und mir überhaupt kein richtiges Gesicht gelingen wollte, fiel mir ein, dass ich mir ja vorgenommen hatte, mich bei Leonard zu melden und zu prüfen, ob es eventuell möglich war, meine übereilte Entscheidung von neulich rückgängig zu machen.
Leonard schien wirklich erfreut über meinen Anruf.
»Ich wollte dich auch schon die ganze Zeit anrufen«, sagte er. »Aber ich wusste nicht so genau, ob …«
»Ob was?«
»Ob wir uns nun gestritten haben oder nicht.«
Das war typisch. Leonard hatte nicht mal gemerkt, dass wir überhaupt Schluss gemacht hatten. Aber so war es für mich leichter, wieder da anzuknüpfen, wo wir aufgehört hatten.
»Ach, Blödsinn«, sagte ich großzügig. »Wir hatten bloß eine kleine Meinungsverschiedenheit.« Abgesehen davon, dass sich meine anderweitigen Pläne mit Mick zerschlagen hatten.
»Da bin ich aber froh«, sagte Leonard. »Soll ich vorbeikommen?«
»Komm besser morgen«, antwortete ich. »Ich koche uns auch was Leckeres.« So ein Versöhnungstreffen ist eines der ganz wenigen Highlights im Leben einer Frau, und das wollte ich auch einen ganzen Abend lang auskosten.
Kaum hatte ich aufgelegt, klingelte das Telefon erneut. Es war Bille.
»Hast du schon bei Mick angerufen?«, erkundigte ich mich.
»Nein, hab bis jetzt mit Burghart diskutiert. Er sagt, was in unserem Segelbuch steht, sei völliger Quatsch. Das soll ich mir besser gar nicht erst einprägen, sonst würde ich in Bausch und Bogen durch die Prüfung rasseln.«
»Ich geb’ dir einen guten Rat«, sagte ich. »Hör bloß nicht auf den Idioten. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Prüfer eher an dem Buch orientieren als an Burghart. Wahrscheinlich haben sie’s sogar selber geschrieben.«
»Ja. Burghart kommt wohl nicht so ganz damit klar, dass ich etwas kann, was er nicht kann.«
»Er kommt ganz und gar nicht damit klar! Aber das hätte ich dir gleich sagen können.«
»Er will, dass wir unsere
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