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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mochten; und zwischen Kübeln, Töpfen und Trögen ruhten verwitterte Statuen auf ihren Sockeln. Früher mochte dieser Ort ein üppiger grüner Garten gewesen sein, doch geblieben waren von der einstigen Pracht nur ein paar dürre Stiele und die bemooste Erde in den Behältern. Das Gerippe einer Kletterpflanze klammerte sich an ein halbverrottetes Spalier. Der Anblick machte mich tieftraurig, was noch lähmender war als der erste Hauch der Winterkälte, der mich frösteln ließ. Philia müsste das sehen, dachte ich. Sie würde das Leben an diesen Ort zurückbringen.
    Ich war als Erster hier eingetroffen. August kam bald nach mir. Er hatte Veritas’ untersetzte Statur, genauso wie ich Chivalrics schlankeren Körperbau und die dunklen Farben der Weitseher hatte. Wie immer war er höflich, aber distanziert. Er begrüßte mich mit einem Kopfnicken und spazierte dann an den Statuen entlang.
    Nach ihm stellten sich dann in rascher Folge die übrigen »Auserwählten« ein, zu meiner Überraschung mehr als ein Dutzend. Abgesehen von August, dem Sohn der Schwester des Königs, konnte keiner sich rühmen, so viel Weitseherblut zu haben wie ich. Da waren noch Vettern und Basen ersten und zweiten Grades und verschiedener Altersstufen. August war vermutlich der Jüngste, zwei Jahre jünger als ich, und Serene, eine Frau Mitte Zwanzig, wahrscheinlich die Älteste. Wir alle fühlten uns seltsam befangen. Einige standen beisammen und unterhielten sich halblaut, andere schlenderten umher, stocherten in den leeren Blumenkübeln oder betrachteten die Standbilder.
    Dann kam Galen.

    Er ließ die Tür zur Treppe hinter sich zufallen. Die meisten von uns zuckten zusammen. Wir standen uns gegenüber, der Lehrer und seine Schüler, und musterten uns schweigend.
    Meiner Erfahrung nach lassen sich dünne Männer in verschiedene Kategorien einteilen. Manche, wie Chade, sind so beschäftigt mit ihrem abenteuerlichen Leben, dass sie entweder ganz vergessen, Nahrung zu sich zu nehmen, oder jeden Bissen des Selbsterhalts sofort im Feuer ihrer leidenschaftlichen Begeisterung verbrennen. Doch es gibt noch einen zweiten Typus, dem man - so ausgemergelt, mit eingesunkenen Wangen und spitzen Knochen er daherkommt - deutlich anmerkt, wie ihm die ganze Welt ein Gräuel ist, so sehr, dass ihm jedes Quentchen widerstrebt, das er von ihrem unreinen Stoff in sich aufnehmen muss. Ich wäre jederzeit dazu bereit gewesen zu schwören, dass Galen nie in seinem ganzen Leben mit Genuss eine Mahlzeit verzehrt hat.
    Seine Kleidung verwirrte mich. Alles, was er trug, war vom Besten, von Kopf bis Kragen mit Pelz bedeckt, das Wams war dicht an dicht mit Bernsteinperlen besetzt, und er trug einen dicken Brustpanzer, der einen Schwertstoß abgewendet hätte. Aber die kostbaren Stoffe spannten sich über seinem Körper, als hätte der Schneider sein Maß zu sparsam angelegt. In einer Zeit, da großzügig gebauschte Ärmel mit farbigen Einsätzen das Kennzeichen des wohlhabenden Mannes waren, saß ihm sein Hemd auf wie eine zweite Haut. Seine Stiefel waren kniehoch, mit engem Schaft, und er trug eine kleine Gerte in der Hand, als käme er geradewegs von einem Ausritt. Sein Anzug wirkte unbequem und vermittelte zusammen mit der hageren Gestalt einen Eindruck von tiefsitzendem Geiz. Der Blick seiner fahlen Augen wanderte leidenschaftslos über die Terrasse,
uns hatte er nach einem einzigen kalten Blick bereits als unzulänglich abgetan. Nach einer Weile schnaubte er die kalte Luft durch seine Hakennase wie ein Mann, der sich einer unangenehmen Pflicht gegenübersieht. »Schafft Platz«, ordnete er an. »Räumt diesen ganzen Plunder zur Seite. Alles auf einen Haufen. Schnell, schnell. Ich kann Faulenzer nicht ausstehen.«
    Und so wurden jegliche Reste des Gartens zerstört, die letzten Spuren der einst liebevoll angelegten Pfade und Lauben einfach hinweggefegt. Die Behälter stapelten wir an der Mauer und häuften die zierlichen Statuen einfach obenauf. Galen richtete nur einmal das Wort an mich. »Nicht so saumselig, Bastard«, befahl er, als ich mich mit einem schweren Kübel abschleppte, und zog mir die Reitgerte über die Schultern. Es tat nicht weh, aber die grundlose Züchtigung kam mir so berechnet vor, dass ich deshalb stehen blieb und ihn anschaute. »Hast du mich nicht verstanden?«, fragte er. Ich nickte und stemmte mich wieder gegen das Gewicht des Kübels. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich den seltsamen Ausdruck der Befriedigung in seinem Gesicht. Der

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