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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schiff tatsächlich auf gefährliche Untiefen zusteuert. So wie ich sie überzeuge, dass sie eine bestimmte Landmarke bereits
passiert haben, obwohl die noch einige Seemeilen vor ihnen liegt. Irgendjemand hat dich überzeugt, dass du die Gabe nicht beherrschst.«
    »Galen.« Für mich gab es nicht den geringsten Zweifel. Ich wusste sogar den genauen Zeitpunkt. Wie ein Tollwütiger hatte er an jenem Nachmittag in meinem Bewusstsein gewütet, und seither war nichts mehr gewesen wie zuvor. Die ganzen letzten Monate kommen mir vor wie ein einziger Gang durch einen Nebel …
    »Wahrscheinlich. Aber wenn es dir gelungen ist, ihn mit der Gabe zu erreichen, musst du auch gesehen haben, was mit ihm nicht stimmt. Galen hasste deinen Vater zunächst leidenschaftlich, bis Chivalric ihn dann zu seinem Schoßhündchen machte. Wir hatten Gewissensbisse deswegen. Wir hätten es rückgängig gemacht, aber wie, ohne dabei von Solizitas ertappt zu werden? Chiv besaß die Gabe in besonders hohem Maße, und wir waren damals alle noch Kinder. Außerdem hatte Chiv eine mordsmäßige Wut, als er es tat. Und ironischerweise alles wegen einer Gemeinheit, die Galen sich für mich ausgedacht hatte. Selbst im besten Fall fühlte man sich in der Begegnung mit Chivalrics Gabe, als wäre man unter die Hufe einer Pferdeherde geraten. Oder vielmehr, als wäre man in einen reißenden Fluss gestürzt. Er wurde ungeduldig, platzte herein, warf einem buchstäblich sein Bündel vor die Füße und machte sich davon.« Veritas beugte sich über das Tablett und nahm den Deckel von einem Teller mit Suppe. »Ich bin immer davon ausgegangen, du wüsstest das alles. Dumm von mir, denn woher solltest du es auch erfahren.«
    Ich klammerte mich an seine eine Aussage, die sich mir eingeprägt hatte. »Ihr könntet mich die Gabe lehren?«
    »Wenn ich Zeit hätte. Sehr viel Zeit. Du hast viel Ähnlichkeit
mit Chiv und mir, als wir Schüler der Gabe waren. Sprunghaft und stark, jedoch ohne Vorstellung davon, wie diese Stärke zu nutzen wäre. Und Galen hat - ich nehme an, er hat dich eingeschüchtert. Du hast Mauern, die ich nicht ohne weiteres überwinden kann. Als Erstes müsstest du lernen, diese Barrieren niederzureißen, und das ist sehr schwer. Aber ich könnte dich unterweisen, ja. In einem Jahr gemeinsamer Arbeit, und wenn wir durch nichts anderes abgelenkt werden.« Er schob die Suppe von sich weg. »Nur haben wir diese Zeit nicht.«
    Wieder stürzten meine Hoffnungen in sich zusammen. Dann brach die zweite Woge der Enttäuschung über mich herein und zermalmte mich zwischen den Steinen vergeblich gebliebener Mühen. Der Schleier zerriss und mir stand deutlich vor Augen, was geschehen war. Ohne Fäustel hätte ich mich in jener Nacht von den Zinnen des Turms in die Tiefe gestürzt. Galen hatte versucht, mich zu töten, und das war plötzlich so klar, als wäre er mit der blanken Klinge auf mich losgegangen. Und niemand hätte je gewusst, was zwischen uns vorgefallen war, außer vielleicht seinen loyalen Musterschülern. Mich in den Selbstmord zu treiben war ihm nicht gelungen, doch er hatte mich um mein Erbe betrogen - die Gabe. Er hatte mich verstümmelt, und ich … - Voller Rachedurst sprang ich auf.
    »Langsam, langsam. Immer mit der Ruhe. Du hegst einen berechtigten Zorn, aber zurzeit können wir uns keinen Zwist in den eigenen Reihen leisten. Halte deinen Zorn unserem König zuliebe in deinem Herzen verschlossen, bis du ihn ohne Aufsehen aus der Welt schaffen kannst.« Sein Vorschlag war klug und er leuchtete mir ein, also nickte ich. Dann deckte er ein gebratenes Täubchen auf und wieder zu. »Warum willst du überhaupt die Gabe beherrschen? Im Grunde genommen ist es eine ziemlich
ärmliche Angelegenheit. Keine angemessene Beschäftigung für einen Mann.«
    »Um Euch zu helfen«, antwortete ich ohne zu überlegen, aber es stimmte. Früher hätte ich andere Gründe angeführt: Um zu beweisen, dass ich ein würdiger Sohn Chivalrics bin. Um Burrich oder Chade zu beeindrucken. Um an Ansehen zu gewinnen. - Jetzt, nachdem ich erlebt hatte, was Veritas Tag für Tag ohne weitere Anerkennung und ohne den Dank von seinen Untertanen leistete, hatte ich keinen anderen Wunsch, als nur das meine für ihn zu tun.
    »Um mir zu helfen«, wiederholte er. Der Sturm draußen flaute ab, und Veritas hob mit müder Resignation den Blick zum Fenster. »Nimm das Essen weg, Junge. Ich habe keine Zeit dafür.«
    »Aber Ihr müsst Euch kräftigen«, wandte ich ein. Ich hatte ein

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