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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie
auf dem Schoß hielt. Es bestand aus dunklem Holz, und in den Deckel war ein Hirsch geschnitzt. Als sie es aufklappte, konnte ich den aromatischen Duft des Holzes riechen. Sie nahm einen Ohrstecker heraus und hielt ihn mir prüfend an den Kopf. »Zu klein«, murmelte sie. »Was hat das Tragen von Schmuck denn schon für einen Sinn, wenn ihn dann ohnehin keiner sieht?« Mit ähnlichen Kommentaren probierte und verwarf sie noch einige andere Schmuckstücke. Endlich brachte sie einen zum Vorschein, der aussah wie ein silbernes Netz, und in dem ein blauer Stein eingelassen war. Sie betrachtete ihn zweifelnd, doch dann nickte sie widerstrebend. »Der Mann hat Geschmack. Woran ihm auch sonst fehlen mag, Geschmack hat er.« Sie hielt mir den Schmuck noch einmal ans Ohr und stach mir dann ohne jede Vorwarnung den Dorn durchs Ohrläppchen.
    Ich stieß einen spitzen Schrei aus und hob die Hand zum Kopf, aber sie wehrte sie ab. »Sei nicht so zimperlich. Es zwickt doch nur ein bisschen.«
    Erbarmungslos bog sie mein Ohrläppchen zwischen den Fingern, um von hinten eine Art Klemme auf den Dorn zu schieben. »Fertig. Das steht ihm ziemlich gut, findest du nicht, Lacey?«
    »Sehr schön«, stimmte Lacey zwischen zwei Bürstenstrichen zu.
    Dann war ich mit einer königlichen Handbewegung entlassen. Als ich aufstand, um zu gehen, sagte sie: »Vergiss nicht, Fitz - ob du die Gabe beherrschst oder nicht, ob du seinen Namen trägst oder nicht, du bist trotz allem Chivalrics Sohn. Sieh zu, dass du dich ehrenhaft verhältst. Nun geh, und schlaf gut.«
    »Mit diesem Ohr?«, fragte ich und zeigte ihr das Blut an meinen Fingerspitzen.

    »Daran habe ich nicht gedacht. Es tut mir leid …«, begann sie, aber ich fiel ihr ins Wort.
    »Zu spät für Entschuldigungen. Schon vergeben und vergessen. Und ich danke auch dafür.« Und als ich schließlich die Tür hinter mir zumachte, war Laceys Kichern immer noch zu hören.
    Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und sich in die Hochzeitskarawane einreihen. Der neue Bund zwischen den Königshäusern musste mit reichen Geschenken besiegelt werden. Dazu gehörten eine edle Vollblutstute, Geschmeide, kostbare Stoffe, Diener und seltene Duftessenzen für die Braut. Und dazu kamen selbstverständlich verschiedene Pferde und Falken sowie gearbeitetes Gold für ihren Vater und ihren Bruder. Aber die wichtigsten Gaben waren jene zum Nutzen des gesamten Königreichs, denn gemäß den Traditionen von Jhaampe gehörte die Prinzessin in erster Linie ihrem Volk und dann ihrer Familie. So umfassten die weiteren Geschenke Zuchtvieh, Rinder, Schafe, Pferde und Geflügel sowie starke Bogen aus Eibenholz, wie man sie in den Bergen nicht hatte, dazu Werkzeug zur Metallbearbeitung, das aus gutem Eisen gefertigt war, und außerdem noch weitere andere Gerätschaften, von denen man vermutete, dass sie geeignet waren, dem Bergvolk das Leben zu erleichtern. Wir brachten ihnen auch Wissen, nämlich einige von Fedwrens herrlich illustrierten Pflanzenbüchern, Beschreibungen von Heilmethoden und eine ganz besondere Schriftrolle über die Kunst, mit Vögeln zu jagen, was eine Abschrift des berühmten Textes von Meister Falkner selbst war. Diese Schätze waren mir anvertraut und vorgeblich der Grund, weshalb ich in der Karawane mitreiste. Außerdem hatte ich einen großzügigen Vorrat an Kräutern und Wurzeln, die in den Pflanzenbüchern
erwähnt wurden, unter meiner Obhut, und dazu Samen für alles, was eine längere Reise nicht unbeschadet überstanden hätte. Dies alles war nicht das geringste der Geschenke, und ich nahm diese Verantwortung nicht weniger ernst als meine andere Mission. Alles war gut verstaut in großen Kiste aus geschnitztem Zedernholz. Ich überprüfte in meinem Zimmer ein letztes Mal die Verpackung der einzelnen Teile, als ich auf einmal den Narren hinter mir hörte.
    Ich drehte mich herum und sah ihn im Türrahmen stehen. Er hielt mir einen Lederbeutel hin. »Was ist das?«, fragte ich, bemüht darum, möglichst unbefangen zu klingen, damit er nicht das schlechte Gewissen wegen der Blumen und der Puppe aus meiner Stimme heraushörte.
    »Meerbitter.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Ein Abführmittel? Als Hochzeitsgeschenk? Manch einer mag es vielleicht passend finden, aber ich habe hier Kräuter, die in den Bergen gezogen werden können, und ich glaube nicht …«
    »Es ist kein Hochzeitsgeschenk. Es ist für dich.«
    Ich nahm den Beutel mit gemischten Gefühlen entgegen. Meerbitter war sogar ein

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