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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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außer Acht lässt. Nach den ersten drei Tagen hatte sich eine monotone Routine eingestellt, die nur noch durch die ständig wechselnden Landschaften durchbrochen wurde. Aus jedem kleinen Dorf und aus
jedem Weiler entlang unseres Weges strömten die Bewohner, um uns zu begrüßen und offizielle Glück- und Segenswünsche zur Vermählung des Kronprinzen auszusprechen, was uns natürlich jedes Mal am schnellen und weiteren Fortkommen hinderte.
    Doch nachdem wir bei den weiten Ebenen Farrows angelangt waren, hatte es mit diesen Unterbrechungen ein Ende, denn die Gegend war nur dünn besiedelt. Farrows reiche Gutshöfe und Marktflecken lagen weit nördlich von unserer Route entlang des Flusses Vin. Wir durchquerten das Grasland, das hauptsächlich von wandernden Hirten bevölkert war, die sich nur in den Wintermonaten an den Handelswegen sammelten und in Zeltstädten zusammenwohnten. Unsere Karawane zog durch Herden weidender Schafe, Ziegen und Pferde, manchmal trafen wir auf ein Rudel der angriffslustigen, schnellfüßigen Wildschweine, die in Farrow Haragar heißen. Aber Begegnungen mit den Menschen dieser Region beschränkten sich zumeist auf den Anblick ihrer kegelförmigen Zelte in der Ferne oder eines ihrer Hirten, der sich in den Steigbügeln aufstellte und grüßend seinen Krummstab in die Höhe reckte.
    Flink und ich hatten Gelegenheit, unsere Freundschaft zu erneuern. Abends saßen wir gemeinsam an einer kleinen Kochstelle und teilten uns am warmen Feuer die Mahlzeiten, wobei er mich mit Berichten von Sevrens’ jüngsten Kümmernissen unterhielt: Während der langen Reise waren die Seidengewänder voller Staub, in den Pelzkragen hatten sich Motten eingenistet und der Samt zeigte deutliche Druckstellen. Weniger amüsant waren seine Beschwerden über Rowd. Auch ich hatte keine angenehmen Erinnerungen an den Mann, und Flink musste sich gefallen lassen, ständig von ihm des Diebstahls verdächtigt zu
werden. Eines Abends tauchte Rowd sogar an unserem Feuer auf und warnte in indirekter Anspielung auf Flink ausführlich jeden davor, sich an dem Gepäck seines Herrn zu vergreifen. Ansonsten hatten wir es recht gemütlich.
    Das schöne Wetter hielt. Tagsüber kamen wir ins Schwitzen, und auch die Nächte waren noch angenehm mild. Ich schlief auf meiner Decke und machte mir selten die Mühe, anderswo Unterschlupf zu suchen. Jedes Mal, wenn das Lager aufgeschlagen wurde, überprüfte ich den Inhalt meiner Truhe und tat mein Bestes, die Wurzeln völlig vor der Austrocknung zu bewahren und die Schriftrollen während der holprigen Reise vor Beschädigungen zu schützen. In einer Nacht weckte mich ein lautes Wiehern von Rußflocke, und es kam mir vor, als stünde die Zedernkiste nicht mehr genau dort, wo ich sie abgesetzt hatte. Ich sah schnell nach und sah, dass mit dem mir anvertrauten Gut alles in Ordnung war. Als ich Flink davon erzählte, fragte er nur, ob ich mich bereits bei Rowd angesteckt hätte.
    Die Dörfer, an denen wir vorbeikamen, versorgten uns mit ihren Herden bereitwillig mit frischen Lebensmitteln. Deshalb war die Verpflegung unterwegs ausgezeichnet. Wegen der Tiere hätte man sich bessere Tränken gewünscht, aber da wir jeden Tag irgendwo eine Quelle oder einen staubigen Tümpel fanden, litten wir auch in dieser Hinsicht keine Not.
    Burrich bekam ich nicht oft zu Gesicht. Er stand beim ersten Tageslicht auf und zog vor der Karawane her, damit seine Tiere die beste Weide und das sauberste Wasser hatten. Wie nicht anders zu erwarten, setzte er seinen ganzen Stolz darauf, dass die Pferde bei unserer Ankunft in Jhaampe in bester Verfassung waren. Auch von August war nicht viel zu sehen. Zwar hatte man ihm offiziell die Führung der Karawane übertragen, doch
er überließ die Arbeit weitgehend dem Hauptmann seiner Ehrengarde. Schwer zu sagen, ob das nun in weiser Einsicht seiner Grenzen oder aus reiner Faulheit geschah - um das zu beurteilen, kannte ich ihn nicht gut genug. Auf jeden Fall hielt er sich meistens abseits. Nur Sevrens durfte ihm aufwarten, nahm mit ihm zusammen die Mahlzeiten ein und schlief in seinem Zelt.
    Für mich war diese Reise wie die Rückkehr in eine sorglose Kindheit. Ich hatte kaum etwas zu arbeiten, und Flink war ein liebenswerter Kamerad, der keiner großen Aufmunterung bedurfte, um mich mit seinem unerschöpflichen Vorrat an Klatsch und pikanten Geschichten zu unterhalten. Manchmal vergaß ich über einen ganzen Tag lang, dass ich am Ende des Weges vor der Aufgabe stand, einen

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