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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bunten Farben geschuldet. Jedes Gebäude hatte für uns zum Willkommensgruß und für die bevorstehenden Feierlichkeiten einen frischen Anstrich erhalten, so dass man auf den ersten Blick förmlich geblendet wurde. Die Farbe Rot dominierte in allen Schattierungen, abgesetzt meist mit Gelbtönen, aber ansonsten war die gesamte Farbpalette vertreten. Das Bild lässt sich am besten mit einem Feld von Krokussen vergleichen, die durch Schnee und schwarze Wintererde stoßen, denn vor dem Hintergrund der kahlen schwarzen Felswände und der dunklen Nadelwälder wirkten die leuchtenden Farben noch intensiver. Zudem ist Jhaampe wie auch Burgstadt an einem steilen Hang erbaut, und von unten besehen wirken die verschieden abgestuften Farben und Konturen wie ein Korb mit kunstvollem Blumengesteck.
    Doch je näher wir kamen, umso deutlicher zeigte sich, dass die Freiräume zwischen den großen Gebäuden von Zelten und Jurten und kleinen Verschlägen unterschiedlichster Art ausgefüllt war. Denn in Jhaampe sind nur die öffentlichen Gebäude und der königliche Palast für die Dauer erbaut. Ansonsten öffnet sich die Stadt ständig für die Ebbe und Flut der Menschen, die kommen, um ihre Hauptstadt zu sehen, um von dem regierenden König oder der Königin einen Richtspruch zu erbitten oder nur, um mit anderen Nomadensippen zusammenzutreffen und Handel zu treiben. Stämme kommen und gehen, Zelte werden errichtet, ein, zwei Monate bewohnt und dann, eines Morgens, sieht man, dort wo sie gestanden haben, nur noch nackte Erde und zerdrücktes Gras, bis eine andere Gruppe kommt und den Platz erneut besetzt. Dennoch herrscht Ordnung, denn die Straßen der Stadt sind deutlich gekennzeichnet. Wo es steil bergauf geht, hat man Treppen angelegt. In jedem Stadtviertel
gibt es Brunnen, Badehäuser und Dampfbäder, und die Gesetze zur Reinhaltung und Abfallbeseitigung der Straßen sind äußerst streng. Jhaampe ist überdies eine grüne Stadt, umgeben von ausgedehntem Weideland für jene, die ihre Herde und Pferde mitführen und es vorziehen, im Schatten der Haine an den dortigen Brunnen zu wohnen. In der Stadt selbst gibt es Parks, Blumen und so kunstvoll gestaltete Skulpturenbäume, wie ich sie in Bocksburg niemals gesehen hatte. Die Besucher der Stadt hinterlassen ihre Werke in diesen Gärten, und diese mögen durchaus auch die Gestalt von Steinbildnissen, Holzschnitzereien oder bunt bemalten Tonskulpturen annehmen. Ich fühlte mich an das Zimmer des Narren erinnert, denn hier wie dort erfüllten Formen und Farben einzig den Zweck, das Auge zu erfreuen.
    Unsere Führer wiesen uns einen Weideplatz außerhalb der Stadt zu. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass man von uns erwartete, Pferde und Maultiere vor Ort zurückzulassen und zu Fuß weiterzugehen. August, der offiziell Anführer unserer Karawane war, legte in dieser Situation kein besonders großes diplomatisches Geschick an den Tag. Ich zuckte innerlich zusammen, als er aufgeregt erklärte, dass wir erheblich mehr Gepäck mitführten, als wir in die Stadt tragen könnten, und dass viele von uns von den Strapazen der Reise zu erschöpft wären, um einen langen und steilen Fußmarsch zu bewältigen. Ich biss mir auf die Unterlippe und zwang mich, mir äußerlich ruhig die höfliche Verwirrung unserer Gastgeber mit anzusehen. Weshalb hatte Edel, unser Botschafter in Jhaampe, uns nicht vor den örtlichen Sitten und Bräuche gewarnt, damit wir nicht gleich zu Anfang unseres Besuchs den Eindruck erwecken mussten, ungehobelte Barbaren zu sein?

    Doch unsere freundlichen Betreuer stellten sich rasch auf die fremdländische Art ihrer Gäste ein. Sie forderten uns auf, erst einmal zu rasten und etwas Geduld zu haben. Eine Zeit lang standen wir wartend herum und gaben uns vergeblich Mühe, den Eindruck der Unbefangenheit zu erwecken. Rowd und Sevrens gesellten sich zu Flink und mir. Flink hatte noch ein wenig Wein in seinem Schlauch und teilte ihn brüderlich, woraufhin Rowd sich nur widerwillig mit einigen Streifen Trockenfleisch revanchierte. Wir unterhielten uns, aber ich muss zugeben, dass ich mit den Gedanken ganz woanders war. Warum hatte ich nicht den Mut, zu August zu gehen und ihn zu bitten, etwas mehr guten Willen zu zeigen. Wir waren hier Gäste, und diese hatten sich bereits damit abfinden müssen, dass der Bräutigam es offenbar nicht für nötig hielt, persönlich zu erscheinen, um seine Braut zu holen. Stattdessen beobachtete ich aus der Ferne, wie August mit einigen

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