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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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älteren Baronen diskutierte, die zu unserer Delegation gehörten, doch aus ihren Gesten konnte ich nur schließen, dass sie mit ihm einer Meinung waren.
    Wenig später erschien ein Trupp stämmiger Jünglinge und Mädchen auf der über uns liegenden Straße. Man hatte Träger zusammengerufen, die helfen sollten, unser Gepäck in die Stadt zu schaffen, und wie von Zauberhand standen plötzlich bunte Zelte da für alle, die zurückbleiben mussten, um die Pferde und Tragtiere zu versorgen. Zu meinem großen Bedauern gehörte zu ihnen auch Flink, aber wenigstens wusste ich Rußflocke bei ihm in guten Händen. Dann schulterte ich die Zedernkiste und hängte mir den Beutel mit meinen anderen Habseligkeiten über die andere Schulter. Als ich mich mit den anderen auf den Weg in die Stadt machte, roch ich von den Kochstellen brutzelndes Fleisch und kochendes Gemüse und sah, wie unsere Gastgeber
in einem offenen Pavillon Tische und Bänke für die Hungrigen aufstellten. Mir schien es, als ob Flink durchaus auf seine Kosten kommen würde, und fast wünschte ich mir, ich hätte selbst keine anderen Pflichten, als mich um die Tiere zu kümmern und diese leuchtende Stadt zu erkunden.
    Sehr bald kam uns auf der steilen Straße ein Zug mit Sänften entgegen, die von hochgewachsenen Chyurda-Frauen getragen wurden. Wir wurden fürsorglich aufgefordert, diese Sänften zu besteigen, gleichzeitig verlieh man dem Bedauern Ausdruck, dass unsere Reise so anstrengend gewesen sei. August, Sevrens, die älteren Barone und die meisten Damen unserer Reisegesellschaft schienen liebend gern von dem Angebot Gebrauch zu machen, doch ich empfand es als Demütigung, mich in die Stadt tragen zu lassen. Andererseits wollte ich nicht unhöflich sein und ihre drängenden Aufforderungen nicht schnöde ignorieren, deshalb übergab ich meine Kiste einem Jungen, der vielleicht gerade einmal halb so alt war wie ich, und stieg in eine Sänfte, die von Frauen getragen wurde, die wiederum meine Großmütter hätten sein können. Ich schämte mich von Grund auf, als ich bemerkte, wie uns das Volk auf der Straße merkwürdig nachschaute und die Köpfe zusammensteckte, als wir vorübergetragen wurden. Ich sah nur wenige andere Sänften und darin nur alte oder kranke Menschen, denen dieses Transportmittel offensichtlich vorbehalten war. Nur gut, dass Veritas nicht ahnte, wie wenig vielversprechend unser Besuch in der Heimat seiner zukünftigen Königin begann. Ich bemühte mich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, nickte den Leuten am Straßenrand freundlich zu und versuchte, deutlich mein Entzücken über ihre Gärten und anmutigen Gebäude zu zeigen.
    Das muss mir auch irgendwie gelungen sein, denn bald bewegte
meine Sänfte sich langsamer, damit ich mehr Zeit zum Schauen hatte, und die Trägerinnen fingen sogar an, mich auf dieses oder jenes aufmerksam zu machen. Sie sprachen Chyurda zu mir und freuten sich, als sie merkten, dass ich mich einigermaßen mit ihnen in ihrer Sprache verständigen konnte. Chade hatte mir nur das Wenige beigebracht, was er selber wusste, mich aber nicht auf die Musikalität dieser Sprache vorbereitet. Doch ich merkte bald, dass es auf den Tonfall ebenso ankam wie auf die Aussprache der Worte. Zum Glück hatte ich ein gutes Ohr für Sprachen, deshalb stürzte ich mich mannhaft in eine Unterhaltung mit meinen Trägerinnen, damit ich mich später im Palast vielleicht nicht mehr gar so sehr nach einem radebrechenden Fremdländer anhörte. Eine der Frauen erklärte mir die Sehenswürdigkeiten. Jonqui war ihr Name, und als ich ihr sagte, ich hieße FitzChivalric, wiederholte sie das mehrere Male, wie um sich meinen Namen einzuprägen.
    Bei einem besonders schön anmutenden Garten gelang es mir, die Trägerinnen zu überreden, mich aussteigen zu lassen. Es waren nicht die bunten Blumen, die mein Interesse erregt hatten, sondern ein Weidenbaum, der nicht so gerade gewachsen wie unsere Weiden zu Hause war, sondern ganz wunderlich verdreht und gekrümmt. Ich befühlte einen Zweig des Baumes und war beinahe davon überzeugt, ich könnte diesen dazu bewegen, Wurzeln zu schlagen. Dennoch mochte ich keinen Zweig abschneiden, um nicht unwissentlich gegen ein Gebot zu verstoßen. Eine alte Frau bückte sich neben mir nach unten, lächelte bedeutungsvoll und strich mit der Hand über ein Beet niedrig wachsender, kleinblättriger Kräuter. Der Duft, der von den Pflanzen aufstieg, war überwältigend, und sie lachte über mein erstauntes Gesicht. Ich

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